Donauwoerther Zeitung

Mysteriöse­r Niederschl­ag: Ursache bleibt unklar

Behörden analysiere­n Messergebn­isse in Harburg. Wie das Ergebnis der einjährige­n Untersuchu­ngen ausschaut

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Harburg Der mysteriöse Niederschl­ag, der im Sommer/Herbst 2015 auf Teile von Harburg niederging und besonders Autofahrer sowie Hausbesitz­er nervte, bleibt ein Rätsel. Das Landratsam­t in Donauwörth kommt nun zu dem Schluss, „dass eine eindeutige Ursache, die das Amt gegebenenf­alls zu weiteren behördlich­en Maßnahmen ermächtige­n würden, nicht ermittelt werden konnten“. Grundlage für diese Einschätzu­ng sind die Ergebnisse der Messungen, die das Landesamt für Umwelt (LfU) von April 2016 bis März 2017 an verschiede­nen Punkten in Harburg vornahm.

Viele Harburger registrier­ten 2015 oft über Nacht einen Niederschl­ag, der auf Autos, Dachfenste­rn und Photovolta­ik- beziehungs­weise Solaranlag­en einen festen Belag bildete. Dieses Phänomen war – das schilderte­n Anwohner – aus vorangegan­genen Jahren schon bekannt, aber nicht in diesem Ausmaß. Der Verdacht: Die Ursache für den Belag könnte aus den weitläufig­en Industriea­nlagen des direkt an die Stadt anschließe­nden Märkerwerk­s kommen. Allerdings gab es dafür keine konkreten Beweise.

Um alle Möglichkei­ten auszuschöp­fen, der Sache auf dem Grund zu gehen, bat das Landratsam­t das LfU darum, im Stadtgebie­t mögliche Immissione­n langfristi­g zu messen. Dies geschah – wie berichtet – an Stationen im Märkergart­en an der Mündlinger Straße, an der katholisch­en Kirche und auf der Anhöhe über der Burg in Richtung Bock. Die Behörde wollte so herausfind­en, wann welche Partikel in der Atmosphäre sind und ob die Konzentrat­ionen die Grenzwerte überschrei­ten.

Gezielt wurde unter anderem darauf geschaut, ob beziehungs­weise in welcher Konzentrat­ion Arsen, Blei, Cadmium und Nickel vorkommen. Darüber hinaus wurden – so teilt nun das Landratsam­t mit – auch Stoffe bestimmt, die aufgrund von untersucht­en Klinkerpro­ben eventuell Rückschlüs­se auf einen Einfluss des Zement- und Kalkwerks zulassen: Aluminium, Kalzium, Chrom, Eisen, Magnesium, Mangan und Vanadium.

Nach dem Abbau der Messanlage­n dauerte es rund ein Jahr, bis die Behörden alle Daten ausgewerte­t und analysiert hatten. Im Wesentlich­en sei man zu folgendem Ergebnis gekommen: „Alle Grenz- und Zielwerte der einschlägi­gen Vorschrift­en werden deutlich unterschri­tten.“Dies gelte auch für Feinstaub. Hier sei an 14 Tagen im Januar/Februar 2017 der Grenzwert überschrit­ten worden – was allerdings kein Harburger Phänomen gewesen sei, sondern in diesem Zeitraum an mehr als 80 Prozent aller FeinstaubM­essstation­en in Bayern geschehen sei. Verantwort­lich dafür sei eine Inversions­wetterlage gewesen. Auch ein Vergleich der Harburger Werte mit denen einer lufthygien­ischen Messstatio­n in Augsburg habe keine Auffälligk­eiten ergeben.

Nach Auffassung des LfU lässt die Gesamtscha­u zwar auf einen Einfluss durch den Betrieb des Zementund Kalkwerks auf die Immissions­belastung in Harburg schließen. Zu berücksich­tigen sei aber, dass der Wind im Messzeitra­um häufig aus südöstlich­er Richtung kam. Folge: Vom gesamten Werksgelän­de oder aus „niedrig ableitende­n Quellen“seien grundsätzl­ich „diffuse Emissionen“in Richtung Harburg verfrachte­t worden. Insgesamt allerdings können dem Landratsam­t zufolge aufgrund der lufthygien­ischen Messergebn­isse dieses Berichts jedoch keine Rückschlüs­se mehr auf die 2015 festgestel­lten Staubablag­erungen im Raum Harburg gezogen werden.

Der Harburger Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian kommentier­t das Resultat so: An seiner ursprüngli­chen Einschätzu­ng habe sich nichts geändert. Kilian vermutet, dass 2015 „ein Mix aus Tunnelbaus­telle, Zementwerk und langer Trockenpha­se“für die Ablagerung­en verantwort­lich gewesen sei.

Nach Aussage des Rathausche­fs ergriff die Firma Märker eine Reihe von Maßnahmen, um mögliche Staubbelas­tungen zu minimieren. So würden beispielsw­eise Kieswege bei längerer Trockenhei­t gewässert. Kilian weiter: „Mich beruhigt, dass alle Verantwort­lichen des Unternehme­ns vor Ort wohnen. Sie werden alles tun, was möglich ist, damit die Luft in Ordnung ist.“Die Maßnahmen des LfU wertet der Bürgermeis­ter so: „Das ist eine sehr objektive Tatsachend­arstellung.“

Was der Bürgermeis­ter zu dem Resultat sagt

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Am mehreren Messstelle­n hat das Landesamt für Umwelt ein Jahr lang die Harburger Luft überprüft. Nun liegt das Ergebnis vor.
Foto: Wolfgang Widemann Am mehreren Messstelle­n hat das Landesamt für Umwelt ein Jahr lang die Harburger Luft überprüft. Nun liegt das Ergebnis vor.

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