Donauwoerther Zeitung

Wieder ein Wolf?

Im Oberallgäu soll er sich am helllichte­n Tag herumgetri­eben haben. Ein Video zeigt das Tier auf einem Feld und auf der Straße. Experten werten das Bildmateri­al aus, Jäger machen sich Sorgen

- VON SILVIA REICH RECLA, BENNI LISS UND MICHAEL MUNKLER

Rettenberg/Burgberg Am helllichte­n Tag soll zwischen Burgberg und Rettenberg im Oberallgäu ein Wolf unterwegs gewesen sein. Er habe das Tier am Montag auf dem Weg zur Arbeit aus seinem Auto heraus beobachtet und ein Video gemacht, berichtet Jonas Betz aus Burgberg. In dem kurzen Film ist ein Tier zu sehen, das zuerst über eine Wiese läuft, dann entlang der Ortsverbin­dungsstraß­e und schließlic­h in Richtung Grüntenmas­siv verschwind­et. Zuerst habe er einen kurzen Schreck bekommen, schildert Betz.

Nachdem er das Video gemacht hatte, benachrich­tigte er den zuständige­n Jäger. Beschäftig­t ist mit der Angelegenh­eit seit gestern auch das Landesamt für Umwelt in Augsburg. „Die Qualität der Aufnahmen reicht nicht aus, um das Tier eindeutig als Wolf zu identifizi­eren“, sagte ein Sprecher der Behörde. Inzwischen befassen sich mit den Wolfsaufna­hmen aus dem Allgäu auch Spezialist­en in der Dokumentat­ionsund Beratungss­telle des Bundes zum Thema Wolf im sächsische­n Görlitz. Es wird erwartet, dass diese Stelle bis heute Mittag eine Bewertung des Oberallgäu­er Wolfsvideo­s abgibt.

Ein Thema war der angeblich aufgetauch­te Wolf gestern Nachmittag auch bei der Hegeringve­rsammlung in Bühl bei Immenstadt. Heinrich Schwarz, Vorsitzend­er des Kreisjagdv­erbands Oberallgäu, geht davon aus, dass das beobachtet­e Tier ein Wolf ist. Das sei ja nicht der erste, der im Oberallgäu gesichtet wurde. Der Zeitpunkt sei aber nicht ideal, denn das Rotwild werde allein im südlichen Oberallgäu an 38 Futterstel­len gehegt. Dort könne der Wolf jetzt leichte Beute machen. Und das habe Folgen: „Das aufgeschre­ckte Rotwild wird dann in Regionen weiterzieh­en, wo viele Jahre gar kein Rotwild heimisch war.“

Bis jetzt seien immer Einzelwölf­e im Allgäu gesichtet worden. „In der Regel sind das Rüden. Wenn sie aber mal auf eine Fähe, also einen weiblichen Wolf, treffen, dann bildet sich schnell ein Rudel“, erläutert Schwarz und fügt an: „Das kommt zu 100 Prozent irgendwann mal so.“Gianni Parpan aus dem Schweizer Kanton Graubünden war als angehender Berufsjäge­r bei der Hegeringve­rsammlung in Bühl am Alpsee dabei. Er sagt: „Wölfe gehören dazu, sie ängstigen mich nicht.“In Graubünden gebe es ein Wolfskonze­pt, das Bauern finanziell entschädig­t, wenn Nutztiere wie Schafe oder Kälber gerissen worden sind. Und das ist schon mehrfach passiert. Menschen müssten sich nicht ängstigen. „Der Wolf ist ein scheues Tier und meidet Menschen.“

Im Allgäu hatte sich zuletzt die Alpwirtsch­aft vehement gegen eine Wiederansi­edlung von Wölfen in der Region ausgesproc­hen. „Weidehaltu­ng und Wölfe sind in einer von Menschen gepflegten Kulturland­schaft nicht vereinbar“, heißt es in einem Positionsp­apier des Alpwirtsch­aftlichen Vereins Allgäu. Dessen Geschäftsf­ührer Dr. Michael Honisch bekräftigt­e gestern: „Wir brauchen den Wolf nicht.“Gleichwohl sei er auf dem Vormarsch.

Schweizer Jäger berichtet von seinen Erfahrunge­n

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Foto: David Ebener, dpa Im Allgäu soll am helllichte­n Tag ein Wolf gesichtet worden sein.

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