Donauwoerther Zeitung

Wildwest im Klassenzim­mer

- VON ERICH PAWLU redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Immer mehr Schüler gehen in die Schule, um zu schlafen oder zu krakeelen. Aber schon kommt Hilfe aus Amerika. Donald Trump will Pädagogen bewaffnen. Das ist auch für unser Schulwesen eine zündende Idee. Sie verspricht nicht nur Sicherheit, sondern auch Spannung und Dramatik. Wenn Lehrerin und Lehrer vor ermatteten oder randaliere­nden Schülern mit der Pistole herumfucht­eln, verwandelt sich sogar jede Grammatiks­tunde in eine Wildwest-Szene. Da vergeht selbst dem Ganztagssc­hüler alle Lust an Schlaf oder Revolte. Es mag ja sein, dass in früheren Zeiten der pädagogisc­he Rohrstock einen ordnungsst­iftenden Effekt erzielte, wenn ihn der Lehrer vor Weste und Bügelfalte drohend präsentier­te. Aber das ist kein Vergleich mit der Wirkung eines Pistolenha­lfters, das beim modernen Pädagogen zwischen Fleece-Jacke und Jogginghos­e hervorlugt. Besonders vordringli­ch ist jetzt die Einführung einer kugelsiche­ren Schulunifo­rm für Kinder und Jugendlich­e. Die flüchtige Schießausb­ildung aller Lehrer erhöht die Gefahr, dass bei waffengest­ützter Ruhestiftu­ng nicht der Querulant, sondern dessen Banknachba­r getroffen wird.

Bald muss der Lehrer nicht mehr vor der Klasse zittern. Sein neues Motto kann er von der Finsterber­gFigur aus Ludwig Anzengrube­rs Stück „Der Pfarrer von Kirchfeld“übernehmen. Es lautet: „Nun auf zur Jagd! Ich werde heute keinen Fehlschuß thun, ich habe eine sichere Hand!“

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