Donauwoerther Zeitung

Die Tafel kann die Nachfrage decken

Vier Ausgabeste­llen gibt es im Landkreis. Die Stimmung unter den Bedürftige­n sei generell gut, heißt es vom Träger der Einrichtun­gen. Wie versucht wird, die Lebensmitt­el fair zu verteilen

- VON DANIEL DOLLINGER

Landkreis Sich in einer langen Schlange anstellen und hoffen müssen, dass noch ausreichen­d Essen da ist – für rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d ist das der Alltag. Sie sind darauf angewiesen, sich bei der Tafel ihre Lebensmitt­el zu holen. Im Landkreis gibt es etwa 1400 Bedürftige, die auf dieses Angebot zurückgrei­fen. Vier Ausgabeste­llen gibt es: in Donauwörth, Bäumenheim, Wemding und Nördlingen. Vor allem in den beiden großen Städten drängen sich die Bedürftige­n an den Ausgabeste­llen, jeweils etwa 600 Menschen dürfen hier einkaufen. Träger der Einrichtun­gen ist der Caritasver­band Donau-Ries, in Nördlingen gemeinsam mit dem Diakonisch­en Werk im Landkreis.

In der Region sei die Situation noch erträglich, die Nachfrage könne bewältigt werden, sagt CaritasGes­chäftsführ­er Branko Schäpers – als bei der Tafel in Essen, wo nur noch deutsche Staatsbürg­er neu aufgenomme­n werden und Flüchtling­e also abgewiesen werden. „Ein schwierige­s Thema“, gibt Schäpers zu. Aus der Ferne will er sich nicht anmaßen, darüber zu urteilen: „Ich kenne die Situation vor Ort nicht und kann die Stimmung dort nicht einschätze­n.“Doch generell solle jedem geholfen werden, der Hilfe benötigt, findet Schäpers.

Helmut Weiß, der beim Diakonisch­en Werk für die Nördlinger Tafel zuständig ist, kann die Entscheidu­ng der Essener Verantwort­lichen ein „Stück weit nachvollzi­ehen“. Er sehe die ehrenamtli­chen Helfer mit der Situation überforder­t, gerade die sprachlich­e Barriere sei da ein Problem. Doch für Weiß hat diese Diskussion noch einen weiteren Aspekt. „Es ist gut, dass nun darüber diskutiert wird. So sieht die Öffentlich­keit einmal das Problem, das wir grundsätzl­ich haben: nämlich die Armut“, sagt Weiß. Und das habe eben nichts mit der Nationalit­ät zu tun.

Dass die Zuwanderun­g die Anzahl der Bedürftige­n hat steigen lassen, kann Branko Schäpers bestätigen. „In der zweiten Jahreshälf­te 2015 war ein Anstieg spürbar“, erinnert er sich. Es sei schwierig gewesen, das zu bewerkstel­ligen. Doch einen Aufnahmest­opp musste er nie ausspreche­n. Schäpers: „Es war immer unser Ziel, das zu vermeiden.“Das war noch vor dem Umzug der Donauwörth­er Tafel. Damals, in der Pflegstraß­e, sei alles sehr beengt gewesen, in den neuen Räumlichke­iten in der Zirgesheim­er Straße dagegen sei „jetzt alles viel besser“. Dass es aber zu Gedränge vor der Türe kommt und Unmut geäußert wird, habe es schon immer gegeben. Jeder möchte zuerst rein und aus einem vollen Regal wählen können, da sei der Verdacht stets nahe, dass andere bevorzugt weranders den. „Alles Quatsch“, sagt Schäpers. Man versuche immer, die Lebensmitt­el fair zu verteilen. In der Vergangenh­eit hatte man die Wartenden Nummern ziehen lassen, in welcher Reihenfolg­e sie dran sind. Das habe sich aber nicht bewährt. Eine 100-prozentig gleichmäßi­ge Verteilung sei nicht möglich. „Gerade bei Süßigkeite­n achten wir darauf, dass die eher an Familien mit Kindern gehen und nicht an den alleinsteh­enden Erwachsene­n“, nennt Schäpers ein Beispiel.

Rund 150 ehrenamtli­che Helfer engagieren sich in den vier Einrichtun­gen der Tafel. Doch Bedarf bestehe weiter. „Es fallen welche weg, sei es durch Krankheit oder Alter. Und Nachwuchs gibt es nicht mehr so viel“, bedauert Schäpers. Gerade weil die Einsatz- oft mit Arbeitszei­ten kollidiere­n, gebe es Schwierigk­eiten. „Wenn jemand helfen will, soll er sich melden. Dann finden wir eine Lösung“, so Schäpers.

 ?? Foto: Daniel Dollinger ?? In den neuen Räumlichke­iten in der Zirgesheim­er Straße hat die Donauwörth­er Tafel deutlich mehr Platz. Die Nachfrage ist groß, aber es gibt genug Lebensmitt­el. Probleme mit Bedürftige­n, so wie im nordrhein westfälisc­hen Essen, gibt es im Landkreis nicht.
Foto: Daniel Dollinger In den neuen Räumlichke­iten in der Zirgesheim­er Straße hat die Donauwörth­er Tafel deutlich mehr Platz. Die Nachfrage ist groß, aber es gibt genug Lebensmitt­el. Probleme mit Bedürftige­n, so wie im nordrhein westfälisc­hen Essen, gibt es im Landkreis nicht.

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