Donauwoerther Zeitung

Trump will mit Ländern künftig um Strafzölle feilschen

US-Präsident macht Ernst und besiegelt Zölle für Einfuhren von Stahl und Aluminium. Ausgenomme­n sind vorerst nur Mexiko und Kanada

- VON THOMAS SEIBERT York Times-Kolumnist CNN New

Washington US-Präsident Donald Trump will die neuen Strafzölle auf Einfuhren von Stahl und Aluminium als Druckmitte­l in Handelsges­prächen mit anderen Ländern einsetzen. Bei Verkündung der Strafmaßna­hmen am Donnerstag warf Trump den Handelspar­tnern der USA Dumping und einen Angriff auf Amerika vor, der zu Fabrikschl­ießungen und Jobverlust­en geführt habe. Besonders scharfe Kritik übte er an China. Die Strafzölle sollen frühestens in zwei Wochen in Kraft treten. Zugleich nahm Trump die Nachbarn Kanada, den Hauptliefe­ranten der amerikanis­chen Stahl- und Aluminiumi­ndustrie, sowie Mexiko von den Zöllen aus.

Allerdings könnten die Strafzölle greifen, wenn sich Trump mit beiden Ländern nicht auf ein neues Nordamerik­anisches Freihandel­sabkommen (Nafta) einigen kann, sagte Trump bei einer Zeremonie im Weißen Haus, an der auch Stahlarbei­ter teilnahmen. Der US-Präsident kündigte in Anspielung auf europäisch­e Nato-Partner der USA an, sich bei Gesprächen mit anderen Ländern über Ausnahmen von den Strafzölle­n auch die Frage anzu- schauen, ob diese Nationen genügend hohe Militäraus­gaben aufzuweise­n hätten: Viele Länder, die Amerika schlecht behandelte­n, seien US-Verbündete, sagte er. Ausdrückli­ch nannte Trump Deutschlan­d. Die nun anstehende­n Gespräche mit den einzelnen Handelspar­tnern könnten sich allerdings schwierig gestalten. So lehnte Mexiko eine Verbindung zwischen dem Thema der Strafzölle und den Nafta-Verhandlun­gen strikt ab. Die EU droht mit Gegenmaßna­hmen. Beim Erlass über die Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und zehn Prozent auf Aluminium-Importe stützt sich Trump auf ein Gesetz, das es dem amerikanis­chen Präsidente­n erlaubt, bei Gefährdung der nationalen Sicherheit die Einfuhrspe­rren ohne Parlaments­beschluss zu verhängen.

Er argumentie­rt, dass sich die US-Industrie bei wichtigen Gütern wie Stahl und Aluminium nicht von ausländisc­hen Mächten abhängig machen dürfe. Tatsächlic­h geht es Trump weniger um die nationale Sicherheit als darum, seine rechte Kernanhäng­erschaft zu bedienen: Protektion­ismus und Ablehnung des internatio­nalen Freihandel­s waren wichtige Bestandtei­le von Trumps Wahlkampf. Konkret will der Präsident mit der raschen Verkündung der Strafzölle versuchen, eine Nachwahl in der alten Stahlstadt Pittsburgh im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia kommende Woche zu beeinfluss­en. Dort hat ein Kandidat der opposition­ellen Demokraten gute Chancen auf einen Sieg über den republikan­ischen Kandidaten. Deshalb fallen faktische Ungereimth­eiten bei der Begründung der Strafzölle für die Regierung nicht ins Gewicht. So wies der Wirtschaft­s-Nobelpreis­träger und

Paul Krugman darauf hin, Trumps Klage über eine angebliche Abwehr amerikanis­cher Produkte durch die EU sei angesichts von einem EU-Zollniveau von drei Prozent absurd. Krugman verglich den 71-jährigen Präsidente­n mit einem alten Nörgler, der Unsinn verzapft. Die regierungs­internen Beratungen über die Ausgestalt­ung der Strafzölle dauerten bis kurz vor der Unterzeich­nungszerem­onie im Weißen Haus am späten Donnerstag­abend mitteleuro­päischer Zeit.

Selbst innerhalb des Weißen Hauses gab es laut Medienberi­chten kritische Stimmen. Der Nachrichte­nsender zitierte einen Mitarbeite­r des Präsidiala­mts mit den Worten, die Eile sei absurd. Ein Appell von 107 republikan­ischen Abgeordnet­en an Trump, die vor einem großflächi­gen Handelskri­eg warnten, zeigt das Ausmaß des Unbehagens, das der Schritt des Präsidente­n in vielen Kreisen auslöst. Ob der Kongress mit einem eigenen Gesetz versuchen will, Trumps Zölle wieder aufzuheben, ist offen.

Nach Trumps Plan sollen Kanada und Mexiko von den Strafzölle­n ausgenomme­n werden, um das Ergebnis laufender Verhandlun­gen über eine Reform der Nordamerik­anischen Freihandel­szone abzuwarten. Auch bei anderen Staaten soll es Wartezeite­n zwischen 15 und 30 Tagen geben, bevor die Zölle in Kraft treten. Laut Medienberi­chten dürfte es in diesem Zeitraum intensive Bemühungen der betroffene­n Staaten geben, um Trump zu weiteren Ausnahmen bei den Strafmaßna­hmen zu bewegen. Beim Gerangel um Trumps Zölle drohen wichtige Handelspar­tner wie die EU mit wirksamen Gegenmaßna­hmen gegen die USA. Noch hofft man aber in Europa. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström hat nach der Verhängung von US-Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium gefordert, die EU davon auszunehme­n. „Die EU ist ein enger Verbündete­r der USA, und wir glauben weiterhin, dass die EU von diesen Maßnahmen ausgenomme­n werden sollte“, erklärte Malmström am Donnerstag­abend.

 ?? Foto: Susan Walsh, dpa ?? US Präsident Donald Trump hat die Strafzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und zehn Prozent auf Aluminium endgültig be schlossen. Bei seiner Unterschri­ft sagte er: „Ich verteidige heute Amerikas nationale Sicherheit.“
Foto: Susan Walsh, dpa US Präsident Donald Trump hat die Strafzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und zehn Prozent auf Aluminium endgültig be schlossen. Bei seiner Unterschri­ft sagte er: „Ich verteidige heute Amerikas nationale Sicherheit.“

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