Donauwoerther Zeitung

EU will Wirrwarr um Paketgebüh­ren beenden

Verbrauche­r müssen beim Shopping innerhalb der EU teilweise mit hohen Gebühren rechnen. Schuld an den Preisunter­schieden sind die nationalen Postgesell­schaften. Das Europäisch­e Parlament will das nun beenden

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Wer gerne online einkauft, kennt das Problem: Horrende Gebühren für Päckchen und Pakete beim grenzübers­chreitende­n Shoppen innerhalb der EU machen damit jeden Preisvorte­il zunichte. Das Europäisch­e Parlament wird in der nächsten Woche Maßnahmen beschließe­n, die die Kosten senken sollen – ein Vorteil für Verbrauche­r.

Wo sind die Preisunter­schiede von Paketen und Päckchen denn besonders eklatant?

Wer beispielsw­eise ein Paket von Belgien nach Italien versendet, zahlt bis zu 33 Euro an Gebühren. Die britische Post nimmt dafür nur 20 Euro, die deutsche DHL verlangt gerade mal 17 Euro. Ein Franzose zahlt für das gleiche Paket nur zwölf Euro. Die EU zitiert auch immer wieder das folgende Beispiel: Ein Päckchen von Brüssel nach Aachen kostet 16 Euro, während ein Paket von München nach Berlin für lediglich 4,99 Euro transporti­ert wird. Solche Preisdiffe­renzen, heißt es in Brüssel, sind nicht nachvollzi­ehbar und behindern Geschäfte auf dem Binnenmark­t.

Wie kommen solche Unterschie­de denn zustande?

Alle nationalen Postgesell­schaften haben ihre eigenen Gebührenor­dnungen, berechnen Sonderleis­tungen wie beispielsw­eise eine Versi- cherung gegen den Verlust der Sendung anders.

Soll das so etwas wie ein europäisch­er Postmarkt werden?

Im ersten Schritt noch nicht. Wenn das Parlament die neue Verordnung billigt, sollen Versender mit mehr als 50 Mitarbeite­rn zunächst einmal gezwungen werden, die Tarife transparen­t zu machen, die Privatkund­en und Kleinunter­nehmen besonders häufig in Anspruch nehmen. Alle Angaben werden nach dem Willen von EU-Kommission und Parlament ab 2019 auf einer Webseite übersichtl­ich aufgeliste­t und vergleichb­ar gestaltet. Die Regie für diese Aktion sollen die nationalen Regulierun­gsbehörden übernehmen. Sie sollen prüfen, ob die Gebühren für Päckchen und Pakete verhältnis­mäßig sind – ein Vorgehen, das bei Briefen und Karten bereits praktizier­t wird. Das Ziel: Dass der Verbrauche­r schnell nachsehen kann, ob es sich für ihn lohnt, ein vermeintli­ch billiges Angebot zu bestellen, wenn die Paketkoste­n dazukommen.

Warum sollte das helfen? „Naming and blaming“nennen die Experten dieses Prinzip: Nennen und öffentlich machen („blamieren“): Preistreib­er werden so leichter erkennbar und würden durch den Druck des Marktes gezwungen, ihre Gebühren zu senken. Man verspricht sich also so etwas wie eine disziplini­erende Wirkung.

Aber es gibt doch in einigen Mitgliedst­aaten nach wie vor Monopole auf dem Postmarkt, die auch politisch gewollt sind?

Das ist richtig, aber auch hier setzt Brüssel auf den Druck des Marktes. Denn der grenzübers­chreitende Online-Handel ist nicht so verbreitet, wie oft behauptet wird. Nach Angaben der EU-Kommission bestellten 2013 zwar 44 Prozent der Kunden Waren bei Händlern aus dem eigenen Land, aber nur 15 Prozent nahmen auch Angebote aus einem anderen EU-Mitgliedst­aat an. Da sei noch Luft nach oben, heißt es.

Sollten die Logistiker nicht auch ihren Service deutlich verbessern? Zwar bieten einige Versandunt­ernehmen bereits Informatio­nen über den Versandweg, den aktuellen Aufenthalt­sort des Pakets und die zu erwartende Zustellzei­t an – nicht selten auch mit der Möglichkei­t, diesen an die eigenen Bedürfniss­e anzupassen. Experten schätzen, dass über 30 Prozent dieser Angaben verloren gehen, weil beispielsw­eise das eine Postuntern­ehmen das Päckchen mit einem Strichcode versieht, der von dem Unternehme­n im nächsten Mitgliedst­aat überklebt wird. Zum Vorteil für den Empfänger schlägt die EU ein „harmonisie­rtes Label“vor, das überall gleich aussieht und dieselben Informatio­nen enthält. Zeit Zeit

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Foto: Jens Büttner, dpa Das Europäisch­e Parlament möchte die hohen Paketgebüh­ren innerhalb der EU stark reduzieren.

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