Donauwoerther Zeitung

Ex Büroleiter belastet Felbinger

Ein gesprächig­er Zeuge erklärt, warum er den Landtagsab­geordneten angezeigt hat

- VON HENRY STERN

München Der wegen gewerbsmäß­igem Betrugs angeklagte Landtagsab­geordnete Günther Felbinger hat vor Gericht seinen zum Prozessauf­takt geäußerten Vorwurf, er sei bei seinen Abrechnung­s-Trickserei­en mit gefälschte­n Mitarbeite­rverträgen vom Landtagsam­t „beraten“worden, zurückgeno­mmen. Felbinger habe dem Landtagsam­t keine Mithilfe bei seinem Betrug unterstell­en wollen. „Mein Mandant spricht eine Ehrenerklä­rung für die bayerische Landtagsve­rwaltung aus“, sagte Felbingers Anwalt Martin Reymann-Brauer.

Staatsanwa­lt Florian Weinzierl stellte gestern auch Felbingers Erklärung vom Prozessauf­takt infrage, sich zusätzlich­e Geldquelle­n unter anderem deshalb erschlosse­n zu haben, weil er für sein Mandat alleine 2000 Euro Benzinkost­en im Monat gehabt habe. Nach einer überschläg­igen Rechnung hätte Felbinger dafür sechs Stunden täglich im Auto sitzen müssen, rechnete ihm der Staatsanwa­lt vor: „Das ist ein richtiger Schmarrn.“

Als zäher Zeuge zeigte sich dann Jochen H., der Eigentümer von Felbingers Bürgerbüro in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart). Felbinger soll den 33-jährigen Landmaschi­nen-Mechaniker ab 2014 mit einem zum Schein geschlosse­nen Arbeitsver­trag beschäftig­t haben, damit er die fällige Miete für das Bürgerbüro nicht aus seiner Abgeordnet­en-Pauschale bezahlen musste.

Laut Vertrag soll H. damals unter anderem für Felbingers Pressearbe­it zuständig gewesen sein. Doch vor Gericht zeigte sich der Zeuge nicht sehr kommunikat­iv: Er sei eben gebeten worden, das so zu machen und habe nicht weiter darüber nachgedach­t: „Für mich war nur das Finanziell­e ausschlagg­ebend“, sagte er. Dass dem Arbeitsver­trag keine Arbeitslei­stung gegenübers­tand, habe ihn nicht belastet. Ohnehin sei er „bei dem Papierzeug generell nicht so dahinter“. So viel Naivität wollte die Richterin dem Zeugen, der wegen Beihilfe zum Betrug bereits eine Geldstrafe zahlen musste, nicht abnehmen: „Sie haben eine Schule besucht, da ist doch eine Grundintel­ligenz vorhanden.“

Deutlich gesprächig­er zeigte sich Felbingers früherer Büroleiter Jan R. Der 40-Jährige hatte nach seiner fristlosen Entlassung die Vorwürfe gegen Felbinger im Herbst 2015 anonym angezeigt. „Diese Verträge waren alle Scheinvert­räge, um sich Geld für den Wahlkampf anzusparen und um sich das Geld, das er als MdL an die Freien Wähler abgeben musste, zu sparen“, sagte R. vor Gericht. Felbinger räumte am Donnerstag selbst ein, erst ab 2014 die volle Parteiabga­be von 4500 Euro pro Jahr bezahlt zu haben.

Der Betrug sei Felbinger auch deshalb so leicht gefallen, weil er auch bei der Kreiswähle­rgruppe der Freien-Wähler in Main-Spessart die Fäden in der Hand hielt, so der Zeuge: „Es konnte ihm ja keiner reinpfusch­en.“Die anonyme Anzeige gegen Felbinger habe er auch deshalb erstattet, „weil er sonst einfach so weitergema­cht hätte“, sagte R. aus: „Ich habe ihm schon vorher immer gesagt, wenn das rauskommt, ist er sein Mandat los.“Felbinger habe die Betrügerei­en aber nicht stoppen wollen.

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