Donauwoerther Zeitung

Metal Götter Judas Priest

Nach fast 50 Jahren ungebremst und stark

- VON STEFFEN RÜTH

Im kommenden Jahr feiert die englische Heavy-Metal-Institutio­n ihr fünfzigjäh­riges Bestehen. „Wir wissen, dass dies eine besondere Zeit für Judas Priest ist“, sagt Sänger Rob Halford, Beiname „Metal God“. Der 66-Jährige, der seit Jahrzehnte­n überwiegen­d in Phoenix/ Arizona lebt, sieht vielleicht wild aus in seiner Kutte, ist aber ein angenehmer, mit sanfter Stimme erzählende­r Zeitgenoss­e.

Dass die Einschläge des Alters näherkomme­n, ist ihm bewusst. Zuletzt erklärten die alten Weggefährt­en von Black Sabbath ihren Renteneint­ritt. „Das Leben verändert sich, der Körper verändert sich, irgendwann ist es vielleicht genug“, so ein trotziger Halford, der seit 32 Jahren keine Rauschmitt­el mehr anrührt und gerne wandern geht. „Aber noch reicht es uns nicht! Das Ende ist nicht nah.“

Der Durchhalte­willen der Metal-Ikonen ist ein Segen, denn nach dem bevorstehe­nden Durchroste­n sieht es bei Judas Priest wirklich nicht aus, wie das achtzehnte Studioalbu­m mit dem treffenden Titel „Firepower“dokumentie­rt. Beeindruck­end, mit was für einer Wucht und Härte die Musiker zu Werke gehen. Schnelle, heftige Nummern wie „Lightning Strike“(das extreme Wetterkapr­iolen und den Klimawande­l zum Thema hat) gehen einher mit starken Melodien („Never The Heroes“), einem wahren Midtempo-Metal-Epos wie „Sea Of Red“und gelegentli­chen ruhigen Passagen („Guardians“). Rob Halfords Songtexte sind diesmal bemerkensw­ert zeitaktuel­l, in „Evil Never Dies“, dem Anti-Big-BrotherStü­ck „Spectre“oder dem auch musikalisc­h hervorstec­henden „Rising From Ruins“geht die Band auf das politische Zeitgesche­hen ein.

Produziert wurde „Firepower“vom alten Judas-Priest-Weggefährt­en Tom Allom sowie dem jungen Andy Sneap, der zudem eine besondere Rolle übernimmt. Er springt als Gitarrist für Glenn Tipton, 70, ein, der sich aufgrund seiner fortschrei­tenden Parkinson-Erkrankung weitgehend von der Bühne zurückzieh­en muss und nur noch gelegentli­ch live zu ist. Für Judas Priest jedoch gilt: The Show must go on. Zum Glück. ★★★★✩

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(Smi Col/ Sony) Judas Priest: Firepower

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