32 Jähriger entgeht knapp dem Gefängnis
Mann aus Rain hat Drogen an Minderjährige abgegeben. Welche Folgen das sonst noch hat
Rain/Nördlingen Ein 32-jähriger Mann aus der Rainer Drogenszene fand sich jetzt auf der Anklagebank des Amtsgerichts Nördlingen wieder. Er hatte sogenannte Raucherrunden bei sich zu Hause abgehalten und dabei auch Jugendliche mit Stoff versorgt – mit sogenannten weichen Drogen, wie Marihuana und Amphetamine oft verharmlosend bezeichnet werden. Auch eine halbe Tablette Ecstasy sei dabei gewesen, wie er einräumte. 29 Fälle wurden ihm insgesamt zur Last gelegt, in denen er zwischen Januar und Oktober 2017 unerlaubt Rauschgift an Minderjährige abgegeben, beziehungsweise es ihnen überlassen hatte.
Dass sein Vergehen so harmlos nicht war, wie er glauben machen wollte, bekam der Mann allerdings durch den Spruch des Schöffengerichts zu spüren. Nur mit ganz viel Glück, weil er geständig war, sich von Anfang an kooperativ gezeigt und auch Namen seiner Kunden und Dealer preisgegeben hatte, entging er dem Gefängnis. Drei Jahre Freiheitsstrafe hatte Staatsanwältin Katharina Horn gefordert – das Urteil lautet letztlich auf zwei Jahre mit Bewährung. Doch Vorsitzende Richterin Andrea Eisenbarth ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie nicht zögern wird, den Verurteilten bei jedem noch so kleinen Verstoß gegen die Auflagen einzusperren. Verteidiger Rechtsanwalt Michael Schmelcher hatte eine eineinhalbjährige Bewährungsstrafe beantragt, zeigte sich aber mit der richterlichen Entscheidung zufrieden und verzichtete auf Rechtsmittel. Die Staatsanwältin gab allerdings noch keine Erklärung ab, sodass das Urteil derzeit nicht rechtskräftig ist.
Der Fall des 32-Jährigen ist nur einer von vielen, wie sie derzeit immer wieder durch die Kontrollen und Ermittlungen der Polizeidienststellen öffentlich bekannt werden oder durch die folgende juristische Aufarbeitung. Allein schon die Zahl der Delikte in der Rainer Drogenszene steigt an, wie PI-Leiter Ralf Schurius auf Anfrage bestätigte. „Gras“, also Marihuana, sei dabei der Klassiker bei den Konsumenten und auch die chemische Substanz Amphetamin. „Harte Drogen wie Heroin, Kokain oder das synthetisch hergestellte Crystal Meth haben wir in Rain allerdings nicht.“Die Kunden, mit denen es die Beamten dort zu tun bekommen, sind in der Regel zwischen 15 und 27 Jahren alt. Da Drogendelikte laut Schurius reine Kontrolldelikte sind, hängt deren Aufklärungsquote stark mit der Überprüfung Verdächtiger zusammen. Und hat die Polizei einen „Giftler“erst einmal in der Mangel, so fallen bei dessen Vernehmung nicht selten weitere Namen von Personen aus dessen Dunstkreis, etwa von Abnehmern oder Lieferanten. So auch im Falle des 32-Jährigen, der jetzt im Amtsgericht Nördlingen verurteilt wurde. Rund 25 weitere Verdächtige wurden im Zuge der folgenden polizeilichen Ermittlungen aktenkundig. Verdächtige und Geständige, die sich jetzt nach und nach juristisch verantworten müssen. Allerdings kreidete Staatsanwältin Katharina Horn dem verurteilten Drogendealer an, er habe nicht wirklich zur Aufdeckung der Rainer Drogenszene beigetragen, sondern lediglich Namen preisgegeben, die ohnehin schon polizeilich bekannt gewesen seien. Zu mehr Enthüllungen war der 32-Jährige wohl aus Angst nicht bereit. Denn er erklärte vor Gericht: „Sonst kann ich mir direkt ein neues Leben suchen.“
Der Verurteilte hat nun im positiven Sinne die Chance auf ein neues Leben – ohne Drogen. Rechtsanwalt Schmelcher betonte den für das Rauschgift-Klientel außergewöhnlichen Umstand, dass sein Mandant beruflich seit 16 Jahren beim selben Arbeitgeber in Lohn und Brot stehe und auch sonst eine günstige Sozialprognose habe.