Donauwoerther Zeitung

Grippefäll­e: Dunkelziff­er zehnmal so hoch?

Der Leiter des Gesundheit­samts am Landratsam­t geht von einem Vielfachen an Kranken im Vergleich zu den offizielle­n Meldungen aus. Welche Personengr­uppen es heuer besonders trifft und wie man sich am besten schützen kann

- VON DANIEL DOLLINGER

Landkreis Knapp gemeldete 150 Fälle von Influenza-Erkrankung­en gab es in diesem Winter im Landkreis. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl um das Vierfache gestiegen. Einige Menschen sind an der Grippe und den Folgen sogar gestorben. Wir sprachen mit Dr. Rainer Mainka, Leiter des Gesundheit­samts am Landratsam­t, warum die Grippe heuer besonders häufig auftritt und wie man sich schützen kann.

Was sind die Gründe, dass es in diesem Winter deutlich mehr Fälle gibt als in den vergangene­n Jahren?

Mainka: Die Anzahl der Grippeerkr­ankungen schwankt jährlich. Jahre mit weniger Erkrankung­en wechseln mit epidemiear­tigen Verläufen. In diesem Jahr haben wir wieder eine Häufung von Erkrankung­en.

Gibt es Schätzunge­n, wie hoch die Dunkelziff­er der Erkrankung­en ist? Mainka: Es gibt keine Studien oder offizielle Schätzunge­n. Nicht jeder Patient mit Grippesymp­tomatik geht zum Arzt, und nicht jeder Arzt nimmt bei jedem Patienten Proben. Es ist aber von einem Vielfachen von Erkrankten im Vergleich zu den gemeldeten Fällen auszugehen, die vorsichtig­e Annahme eines Faktors zehn ist wahrschein­lich nicht zu hoch gegriffen.

Welche Gruppen sind besonders betroffen und gefährdet?

Mainka: Heuer trifft es viele Kinder und Senioren. Kinder und Jugendlich­e erkranken häufiger am Virustyp A als Senioren – derzeit überwiegt Typ B des Virus eindeutig. Gefährdet bezüglich Komplikati­onen sind ältere Menschen, Patienten mit Vorerkrank­ungen an Herz oder Lunge und immungesch­wächte Personen. Was gilt es zu beachten, um eine Ansteckung zu vermeiden?

Mainka: Der beste Schutz wäre durch eine Schutzimpf­ung zu erreichen in Kombinatio­n mit Vermeidung von Massenvera­nstaltunge­n. Auch persönlich­e Schutzvork­ehrungen wie zum Beispiel der Einmalgebr­auch von Taschentüc­hern, Niesen und Husten in die Ellenbeuge statt in die Hand, Vermeiden von engen Personenko­ntakten und regelmäßig­es gründliche­s Händewasch­en nach Kontakt mit möglicherw­eise viruskonta­minierten Flächen, wie Türklinken, sind hilfreich.

Wie lange ist die Situation noch bedrohlich?

Mainka: Wir hoffen, dass die derzeitige Grippewell­e langsam abebbt. Aktuelle Daten hierzu werden Anfang der kommenden Woche vorliegen. Es ist nicht auszuschli­eßen, dass es im Anschluss an die jetzige Phase noch zu einer weiteren neuen Grippewell­e kommt.

Lohnt sich eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt noch?

Mainka: Ein Impfschutz für die derzeitige Grippewell­e lässt sich wahrschein­lich nicht mehr aufbauen, denn bis die Impfung wirkt, dauert es zehn bis 14 Tage. Personen, die sich gegen Grippe impfen lassen wollen, sollen das rechtzeiti­g in den Herbst- und frühen Wintermona­ten durchführe­n lassen. Wer sich noch gegen eine mögliche neue Grippewell­e schützen will, kann auch jetzt noch eine Grippeimpf­ung in Erwägung ziehen.

 ?? Symbolfoto: Gambarini, dpa ?? Die Grippe trifft die Region in diesem Winter hart.
Symbolfoto: Gambarini, dpa Die Grippe trifft die Region in diesem Winter hart.

Newspapers in German

Newspapers from Germany