Immer kann etwas passieren
Parker und Sven leben mit der Angst – und lernen sie zu überwinden
Jungen der Klasse, sein neues Herrchen gefunden hat. Sie ist sein Assistenzhund, der ihn immer begleiten muss, um im Ernstfall den Notrufknopf zu drücken. Unerträglich ist das für Parker und sie schmiedet einen Plan, wie sie den Hund zurückbekommen kann.
Anna Woltz erzählt die Handlung im Wechsel aus Parkers und Svens Perspektive. Obwohl dies eine klassische Konstruktion ist, und auch das Motiv der beiden Hauptfiguren, die sich langsam annähern, arg strapaziert ist, gelingt Woltz eine rundherum überzeugende Geschichte – ehrlich, emotional, traurig und hoffnungsvoll. Das liegt an der speziellen Mischung aus Kuriosem und Tragischem, in der Anna Wolz erzählt und dem Schweren einen leichten Ton gibt. Schon ihre Vorgänger-Bücher – allen voran das herrliche „Gips – oder wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte“– waren in dieser Hinsicht großartig. Auch hat sie eine große Nähe zu den Figuren, deren Gefühlslage sie mit Ernsthaftigkeit schildert und ihnen die pubertäre Ungeduld und Rotzigkeit zugesteht. Etwa diese unbändige Wut, die Parker gegen alles Männliche hegt, weil sie gehört hat, dass es vor allem die Männer sind, die Verbrechen verüben und die Gefängnisse füllen. „Ungewaschen ist noch das Harmloseste“an ihnen, findet sie.
Das Motiv der Angst thematisiert Anna Woltz in unterschiedlichen Varianten. Da ist Parker, die sich vor der Welt draußen fürchtet. Nicht nur, weil die Einbrecher immer noch frei herumlaufen, sondern vor allem, weil sie das Gefühl nicht in den Griff bekommt, dass jederzeit wieder etwas Schreckliches passieren kann: „Wie machen die Leute das? Wie leben sie einfach weiter, obwohl sie wissen, dass jeden Moment etwas schiefgehen kann?“Svens Angst nährt sich aus der Machtlosigkeit, dass er nicht mehr Herr über seinen Körper ist. Urplötzlich verfällt er in Zuckungen und kippt um. Wenn er wieder aufwacht, sieht er Menschen um sich herum, die ihn anstarren und er weiß von nichts.
Doch obwohl Svens Lage erschreckend ist, ist er derjenige, der Parker zeigt, dass man sich von dieser Furcht vor der allgegenwärtigen Bedrohung nicht unterkriegen lassen darf. Und dass man zusammen auf jeden Fall stärker ist – selbst wenn man nicht gleich die ganze Welt retten, sondern nur die nächste Französischstunde gut überstehen will. Anna Woltz: Für immer Alaska
Aus dem Niederlän dischen von Andrea Kluitmann, Carlsen,
176 Seiten,
12 Euro
– ab 10