„Düing“reist zurück in die Zukunft
Vor 15 Jahren hat es das erste Starkbierfest in Bayerdilling gegeben. Seitdem wurde dem Publikum viel geboten. Auch heuer haben sich die kreativen Köpfe etwas Besonderes überlegt – und es gibt ein neues Politikerdouble
Rain Bayerdilling Natürlich waren sie auch in diesem Jahr wieder da, die ganz Harten. Und das, obwohl heuer an Aschermittwoch deutliche Minusgrade herrschten. An diesem Tag startet traditionell der Kartenvorverkauf für das Starkbierfest in Bayerdilling. Um 5 Uhr standen die Ersten vor dem Schwarzwirt – dabei öffnet das Lokal erst um 8 Uhr seine Pforten, Tickets gibt es erst ab 9 Uhr. „Als ich um 6 Uhr gekommen bin, waren schon rund 35 Leute da, ausgerüstet mit Decken oder Styroporunterlagen zum Daraufstellen“, berichtet Karl Golling, Vorsitzender der Theaterfreude Bayerdilling. Die Gruppe hat vor 15 Jahren ihr erstes Derblecken veranstaltet und damit mittlerweile Kultstatus erreicht. Seit 2010 gibt es fünf Vorführungen vor insgesamt rund 1400 Gästen. Der Ansturm auf die Karten habe sich aber etwas normalisiert. Zum Glück, sagt Golling. „Vor einigen Jahren haben wir manchmal hören müssen, dass man bei uns eh keine Karten bekommt. Heuer konnten wir jeden, der welche wollte, bedienen.“Womöglich hätten heuer Kurzentschlossene sogar an der Abendkasse Glück.
Die Euphorie in der Bevölkerung um das Bayerdillinger Starkbierfest, das bei der ersten Auflage 2003 noch ohne Kartenvorverkauf über die Bühne gegangen war, sei deswegen aber nicht weniger geworden. So empfinden es jedenfalls die „Düinger Theaterer“. Und auch die Akteure
Jedes Jahr stellte sich die Frage: Machen wir weiter?
selbst sind voller Vorfreude. „Die Stimmung ist wirklich prima – das war wenige Tage vor der Premiere nicht immer so“, gesteht Sonja Haschner mit einem Augenzwinkern. Elfriede Kunzmann ergänzt, dass sich die vielen Zuschauer ebenfalls freuen dürfen. „Wir finden das Stück selbst wieder richtig gut. Das wird ein Spaß für das Publikum und auch für uns selbst.“
Dabei mussten sich die Theaterfreunde die Frage stellen, ob sie in diesem Jahr überhaupt ein Starkbierfest machen wollen und sollen. Schließlich war mit Sabine Fetsch ein langjähriges aktives Mitglied im August völlig überraschend gestorben. „Unmittelbar danach war die Tendenz eher in Richtung Nein“, erinnert sich Karl Golling. Dann aber habe man sich doch geschlossen dafür ausgesprochen. „Wir haben festgestellt, dass das für uns auch wichtig für die Trauerbewältigung ist“, sagt der Vereinsvorsitzende. Das sei bereits im Jahr 2011 der Fall gewesen, als Wolfgang Berger – beim Derblecken oft einer der Hauptdarsteller und sehr engagiert beim Texten der Lieder – gestorben war. So wird es heuer auch eine Art Reminiszenz an die beiden Schauspielkollegen geben, die leider nicht mehr mit dabei sein können.
Das passt zum Motto, das sich die „Düinger“dieses Mal ausgesucht haben: „Zurück in die Zukunft“. Dabei werde eine Zeitmaschine zum Einsatz kommen, kündigt Golling an, der aber nicht zu sehr ins Detail gehen will. Bei den Liedern dürfe man sich aber auf einige „Publikumslieblinge“der vergangenen Jahre freuen. Inhaltlich werde die Zukunft der Stadt Rain natürlich wieder ein zentraler Punkt sein. Möglicherweise gehe es bei den Themen sogar über den Landkreis hinaus. „Bei manchen Dingen, die wir ansprechen, hoffen wir, dass sie eintreffen – bei manchen eher nicht“, scherzt Golling. Gedoubelt werden die üblichen Verdächtigen: die Bürgermeister aus Rain, Stadtratsmitglieder, die Rathauschefs aus Holzheim und Münster, Landrat Stefan Rößle oder Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler. Ein Politiker kommt aber heuer neu dazu.
Wie immer gilt in Bayerdilling die Devise, dass es nicht unter die Gürtellinie gehen darf. Dennoch will man in gewohnter Manier den Finger in so manche Wunde legen. „Wir sehen uns schon in gewisser Weise als Volkes Stimme. Uns ist es wichtig, dass wir zum Nachdenken anregen, eine Aussage mitgeben – den Politikern und auch den normalen Gästen“, betont Elfriede Kunzmann.
Das Singspiel mit den 13 Aktiven auf der Bühne und Musiker Franz Baur wird wieder auf zwei Akte mit jeweils rund einer Stunde Spielzeit aufgeteilt. „Der erste Part ist eher mystisch, der zweite galaktisch“, verrät Sonja Haschner. Passend zum Motto kommen auf der Bühne auch Spezialeffekte zum Einsatz. In Bayerdilling sei man sehr detailverliebt, berichtet Kunzmann. „Das ist mittlerweile unser Anspruch.“Seit Januar wird intensiv geprobt: Zunächst müssen die Lieder stehen, dann kommen die Dialoge dazwischen. Die eine oder andere Pointe dürfte wieder doppeldeutig ausfallen – das machen die Theaterfreunde ganz bewusst. „Die Leute sollen danach ruhig ein bisschen diskutieren“, sagt Haschner. Und womöglich werden die Besucher wieder auf Themen aufmerksam gemacht, die sie bisher gar nicht so auf dem Schirm hatten. „Das war schon öfter so“, weiß man in Bayerdilling. Termine Gespielt wird am 16., 17., 22., 23. und 24. März jeweils ab 20 Uhr.