Fluchtursachen bekämpfen
Nach den heftigen Auseinandersetzungen in der Donauwörther Erstaufnahmeeinrichtung waren die Ereignisse auch Thema im Kreistag
Donauwörth Die Ausschreitungen in der Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung in Donauwörth vergangene Woche haben gestern auch den Kreistag beschäftigt. Wie berichtet, hatte die Polizei in der Nacht zum Mittwoch versucht, einen gambischen Asylbewerber aus der Unterkunft abzuholen, er sollte abgeschoben werden. Etwa 50 Bewohner der Einrichtung wollten dies jedoch verhindern, so berichten die Beamten. Die Einsatzkräfte brachen daraufhin die Aktion ab. Am Nachmittag rückte die Polizei mit Verstärkung an, wieder kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. 32 Gambier wurden festgenommen, 30 befanden sich am Freitag noch in Haft. Über 100 Polizisten waren im Einsatz.
Rößle sagte, eine Erkenntnis aus den Ereignissen sei, dass die Polizei konsequent gegen Straftäter vorgehen müsse. Zudem habe man den Sicherheitsdienst aufgestockt – wie berichtet sollen nun 20 Mann dauerhaft in der ehemaligen Kaserne präsent sein. Albert Riedelsheimer (GrünSoziale) wollte wissen, ob mittlerweile infrage stehe, dass die Erstaufnahmeeinrichtung zum 31. Dezember 2019 geschlossen werde – oder ob das sicher sei? Rößle wies auf den Besuch von Innenminister Herrmann hin und erwiderte: „Wir dürfen davon ausgehen, dass Ende 2019 Schluss ist.“Dabei müsse es auch bleiben.
Rößle betonte in diesem Zusammenhang auch, es sei wichtig, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Am Landratsamt gibt es seit 15. Januar eine Koordinatorin für kommunale Entwicklungsarbeit. Dr. Franziska Sperling, eine gebürtige Oettingerin, hat diese Aufgabe übernommen. Ihre Stelle ist auf zwei Jahre befristet und wird vom Bundesentwicklungsministerium finanziert, teilte Landratsamt-Sprecherin Gabriele Hoidn auf Anfrage mit. Sperling hat Kulturanthropologie und Ethnologie studiert und sich intensiv mit Migration, Integration und Entwicklungszusammenarbeit beschäftigt. Sie erläuterte dem Kreistag gestern ihre Agenda.
Demnach will sich Sperling um die Schulbauprojekte in Afrika kümmern. Aktuell sind 13 Schulen bereits errichtet, im Bau oder in Planung. An Pfingsten wird die Stefan-RößleSchule eingeweiht, die auf Privatinitiative des Landrates entstanden ist. Des Weiteren kümmert sich Sperling um ein Projekt, bei dem Menschen, die aus Syrien nach Deutschland geflüchtet sind, in Kommunalverwaltungen qualifiziert werden. Das Ziel sei, dass die Männer und Frauen das Gelernte eines Tages in ihrem Heimatland anwenden können. Rößle rief die Bürgermeister und Oberbürgermeister dazu auf, Praktikastellen in ihren Verwaltungen anzubieten.
Sperling will darüber hinaus das Ehrenamt stärken und unterstützen. Im April will sie ein Netzwerktreffen anbieten. Bildungsarbeit gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Koordinatorin wie neue Projekte in Jordanien und Afghanistan. So könnte etwa das gemeinsame Kommunalunternehmen gKU ein Kinderkrankenhaus in Kabul unterstützen.
SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Straka mahnte an, dass alle Initiativen nur dann erfolgreich seien, wenn man sie nachhaltig anlege. Sie forderte eine andere Art der Handelsordnung, eine mit fairen, sozialen und ökologischen Standards. CSU/ALJB-Fraktionsvorsitzender Ulrich Lange ist überzeugt, dass eine reiche Gesellschaft die Verpflichtung habe, zu helfen. Allerdings stehe er unter den Eindrücken aus der Erstaufnahme – man habe mit den Flüchtlingen auch Probleme importiert. Richtig sei es, die Fluchtursachen zu bekämpfen, der Kreis leiste da einen guten Mosaikstein. Es sei aber wichtig, dass Menschen die Projekte mit Leben füllten. Wichtig sei Bildung, die führe zu Wohlstand. Karlheinz Stippler (PWG) schlug vor, das Projekt für Syrer auch auf andere Bereich, etwa die Pflege, auszudehnen.