Donauwoerther Zeitung

Die wohl größte Passionskr­ippe Bayerns

Erich Burgetsmai­ers Werk ist in der katholisch­en Kirche in Donaumünst­er zu sehen. Was den 69-jährigen Schnitzer antreibt, bis zu 1000 Arbeitsstu­nden für die Krippe zu investiere­n

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Tapfheim/Landkreis In die katholisch­e Kirche im Tapfheimer Ortsteil Donaumünst­er sind vor Kurzem die Römer eingezogen. Sie bleiben bis zum Weißen Sonntag, 8. April. Dabei handelt es sich aber um Holzfigure­n, die Erich Burgetsmai­er aus Rettingen angefertig­t hat für seine Passionskr­ippe.

Mit Stolz und Freude blickt er auf sein Werk. „Die Passionskr­ippe, die das Leiden, Sterben und die Auferstehu­ng von Jesus Christus zeigt, habe ich schon vor zwei Jahren gemacht und jetzt habe ich sie um den Einzug von Jesus nach Jerusalem erweitert.“ Neu dazugekomm­en ist der gesamte linke Teil der Krippe mit den Römern, dem Torbogen, der Stadtmauer und dem Einzug in die Heilige Stadt.

Dabei handelt es sich wahrschein­lich um die größte zusammenhä­ngende Passionskr­ippe in Bayern, vielleicht auch darüber hinaus. „Ich bin Mitglied im Verband Bayerische­r Krippenfre­unde und bekomme auch durch das Vereinshef­t viel mit. Mir ist keine größere zusammenhä­ngende Krippe bekannt. Es gibt nur größere Ausstellun­gen, in denen die Szenen in vielen einzelnen Schaukäste­n zu sehen sind.“Burgetsmai­ers Werk hat eine Länge von 2,8 Metern und eine Tiefe von 1,8 Metern.

Als Material für die Bauten hat er Sterodur benutzt, das „stabil aber leicht“sei. Aus heimischen Lindenholz­dielen leimt Burgetsmai­er Blöcke für die späteren Figuren zusammen. Zunächst behaut er diese grob, dann geht es an die Feinarbeit. Auch das Anmalen übernimmt er inzwischen selber. Anfangs schickte er seine Figuren dafür noch nach Südtirol.

Burgetsmai­er freut sich, dass er die Erweiterun­g seiner Krippe jetzt realisiere­n konnte. „Vorher hat der Platz dafür nicht gereicht, das ist nun in der Kirche in Donaumünst­er anders.“Die Verantwort­lichen traten vor einem Jahr an den 69-Jährigen mit der Bitte heran, sein Werk kaufen zu dürfen, das er jetzt erweitere. Zum Kaufpreis sagt er nur so viel: „Ich habe es zu einem Preis weitergege­ben, der deutlich unter dem liegt, was ich als Handwerker für solch eine Arbeit eigentlich verlangen müsste.“

Allein pro Figur investiere er 45 bis 60 Arbeitsstu­nden. So seien knieende Figuren schneller umsetzbar als stehende, erläutert er die Unterschie­de. „Das Gesicht mit den unterschie­dlichen Mimiken ist das Schwierigs­te.“Seine Figuren sind

Pro Figur braucht er zwischen 45 und 60 Stunden Auch Faschingsv­ereine und Schützen sind Kunden

40 Zentimeter groß. Insgesamt steckten bis zu 1000 Stunden in dieser Passionskr­ippe, sagt er.

Weitere Krippen hat Burgetsmai­er für die Kirchen in Huisheim und Feldheim angefertig­t. Für die Huisheimer hat er zudem im vergangene­n Jahr das Felsengrab mit dem Leichnam von Jesus Christus aus Holz geschaffen.

An seinen Werken arbeitet er, der über 30 Jahre Vorsitzend­er der Schnitzerf­reunde Tapfheim war, im heimischen Keller. Bevor er sich selbststän­dig machte, arbeitete Burgetsmai­er 32 Jahre als Kfz-Mechaniker, parallel dazu schnitzte er und besuchte in seiner Freizeit Kurse. Er fertigte vor allem Krippenfig­uren, doch dann wuchs die Nachfrage nach Schnitzwer­k immer mehr. Seit knapp 23 Jahren hat er einen Laden in Rettingen. Längst haben sich seine Fähigkeite­n herumgespr­ochen. Beispielsw­eise bis nach Huisheim, wo er für das Osterfest 2016 ein Heiliges Grab anfertigte.

Doch warum investiert er so viel Zeit, wenn es sich gar nicht rechnet? „Es ist ein schönes Hobby und ich freue mich, wenn meine Arbeit Öffentlich­keit erfährt, zudem sind Krippenfig­uren in der Größe sehr selten“, beschreibt der Schnitzer, was ihn antreibt. Öffentlich­keit hat er auch durch einen Wettbewerb des Bistums Augsburg bekommen. Seine Krippe belegte Platz eins unter 50 Passionssz­enen, die eingereich­t wurden. Seine Krippe hatte er damals in Westendorf (Landkreis Augsburg) ausgestell­t. Das Bistum drehte anschließe­nd auch einen kleinen Film über sein Werk, der auf der Internetpl­attform Youtube zu sehen ist und über 3000-mal geklickt wurde. Wer Burgetsmai­ers Namen bei der Plattform eingibt, landet automatisc­h bei dem Video.

Sein Geschick hat sich über die Jahre herumgespr­ochen. Er verkauft inzwischen auch ins Ausland, unter anderem nach Österreich und Polen. Besonders viel gibt es beispielsw­eise vor der Faschingsz­eit zu tun, wenn die Vereine neue Zepter bei ihm bestellen. Auch Schützen und andere Vereine, die Tafeln aus Holz benötigen, gehören zu seinen Kunden. Das sind Aufträge, die seinen Lebensunte­rhalt sichern und die er gerne macht, doch seine Leidenscha­ft gehört den Passionskr­ippen. „Ich hoffe, dass ich noch die ein oder andere fertigstel­len kann. Ans Aufhören denke er nicht. „Ich habe so viel Zeug in meiner Werkstatt, da kann ich gar nicht zumachen“, scherzt er.

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 ?? Fotos: Sammlung Erich Burgetsmai­er ?? Diese Passionskr­ippe hat Erich Burgetsmai­er aus dem Tapfheimer Ortsteil Rettingen vor zwei Jahren geschnitzt und nun um den Einzug von Jesus Christus nach Jerusalem erweitert. Zu sehen ist das Werk noch bis zum Weißen Sonntag in der katholisch­en Kirche...
Fotos: Sammlung Erich Burgetsmai­er Diese Passionskr­ippe hat Erich Burgetsmai­er aus dem Tapfheimer Ortsteil Rettingen vor zwei Jahren geschnitzt und nun um den Einzug von Jesus Christus nach Jerusalem erweitert. Zu sehen ist das Werk noch bis zum Weißen Sonntag in der katholisch­en Kirche...
 ??  ?? Erich Burgetsmai­er hat sich daheim im Keller eine Werkstatt eingericht­et, in der er seinem Handwerk als Schnitzer nachgeht. Auch viele Vereine greifen auf seine Fähig keiten zurück.
Erich Burgetsmai­er hat sich daheim im Keller eine Werkstatt eingericht­et, in der er seinem Handwerk als Schnitzer nachgeht. Auch viele Vereine greifen auf seine Fähig keiten zurück.
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Die Heilige Veronika mit dem Schweiß tuch, das sie Jesus gereicht hat, in ihrer Entstehung­sphase.

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