Bücherei als „finanzieller Knackpunkt“
Neuer Entwurf für das Multifunktionshaus an der Nordseite des Bäumenheimer Marktplatzes. Warum die Bücherei auf der Kippe steht und vieles von der Regierung abhängt
Bäumenheim „Das Konzept gefällt mir gut.“Bernhard Jung hat sich spontan mit dem neuen Entwurf angefreundet, der den Marktplatz in Bäumenheim an der Nordseite begrenzen soll. Der CSU-Gemeinderat war in der Sitzung am Dienstagabend mit dieser Einschätzung für die Planungen des Millionen-Projektes nicht alleine. Dennoch bleiben Fragezeichen. Dabei geht es vor allem um die Kosten für das Vorhaben.
Dort, wo der Komplex einmal entstehen soll, müssen erst einmal zwei Wohnhäuser abgebrochen werden. In einem dritten Gebäude ist die Filiale der Sparkasse untergebracht. Auch sie soll in den Häuserblock integriert werden. „Alles unter einem Dach“will nämlich Architekt Sebastian Berz (Augsburg) vereinen. Mit der Bank habe man bereits erfolgreiche Gespräche geführt.
Lange hat der Gemeinderat im Vorfeld über das anspruchsvolle Projekt diskutiert und letztlich zu den ersten Entwürfen eine Alternative gefordert. Diese lag nun bei der jüngsten Sitzung des Gremiums vor – und hat trotz aller zuvor sehr kontrovers geführter Debatten nun die einmütige Zustimmung gefunden. „Wir werden mit einem stimmigen Konzept zur Regierung gehen können“, erklärte Stefan Mayershofer für den Investor und Bauherrn Ulrich Weißenberger aus dem Laugnaer Ortsteil Asbach.
Architekt Berz soll nun die Interessen des Investors, aber auch jene der Kommune weiter verfeinern. Der mittelständische Investor möchte Wohn- und Geschäftsparzellen anbieten, aber auch eine Gaststätte integrieren. Der neue Entwurf sieht vor, dass sie im Erdgeschoss über ein Foyer an einen 200 Quadratmeter großen Saal angebunden sein soll. Er soll Platz für hundert bis 120 Personen bieten. Eine zurückgesetzte Glasfront über zwei Etagen soll in einer Art Loggia der Blickpunkt sein, aber auch eine Nutzung als Biergarten im Sommer ermöglichen.
Dass das Projekt kompliziert ist, zeigte eine Frage von Marlene Hammer (CSU). Sie wollte geklärt haben, wie letztlich die Besitzverhältnisse sein werden. Der Saal, eine öffentliche Toilettenanlage (bei Veranstaltungen direkt vom Marktplatz begehbar) sowie die ebenfalls in dem Komplex geplante Bücherei sollen der Kommune gehören, die anderen Gebäudeteile will der Investor vermieten.
350 Quadratmeter hat Architekt Berz für die Bücherei vorgesehen. Das Vorhaben, diese vom Rathaus in den Neubau zu verlagern, scheint nun aber zu wanken. Weil die Registratur im Rathaus in den bisherigen Atomschutzbunker verlegt werden soll, werden offenbar im Dachgeschoss Räume frei, die von der Verwaltung genutzt werden könnten. „Dann könnte die Bücherei im Rathaus bleiben“, erklärte Andreas Mayer im Hinblick auf den Raumbedarf und die Kosten, die mit knapp 1,3 Millionen Euro veranschlagt sind. Ob der Kommune dies eine Bücherei im neuen Stil mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten wert ist, wird sich zeigen. Die bisherige Einrichtung hat allerdings keinen barrierefreien Zugang und dort könnten sich die neuen, am Zeitgeist orientierten Ideen nicht umsetzen lassen.
Christian Scholz (SPD) bezeichnete die Bücherei als „finanziellen Knackpunkt“. Nun soll ein Gespräch mit der Förderstelle der Regierung von Schwaben Klarheit bringen. Die Ortsplaner Werner Dehm (Büro Opla) und Gunther Wild (Die Städtebau Kommunalberatung)) werden dort Mitte April vorstellig werden. Ob die BüchereiPläne verwirklicht werden, machen die Räte davon abhängig, wie hoch der Städtebau-Fördersatz sein werde und ob die Regierung auf ihrem ursprünglichen Wunsch beharrt, die Bücherei am neuen Standort anzusiedeln. Zwei Pläne sollen die Städteplaner zu dem Gespräch in Augsburg jetzt mitnehmen: einen mit, den anderen ohne Bücherei.
„Der neue Entwurf bietet viele Möglichkeiten, Veranstaltungen der Gemeinde auszurichten“, erklärte Architekt Berz. Investor Reitenberger will einen Pächter für die Gaststätte finden. Berz kann sich vorstellen, dass der Neubau zu einem Kultur-Treffpunkt wird. Angedockt werden soll ein Parkdeck mit 88 Stellplätzen, die teilweise von der Gemeinde abgelöst werden müssten.
Was der Gebäudekomplex den Investor zunächst kostet, bleibt dessen Geheimnis. Mit Kosten in Höhe von einer Million Euro wird nach den vorgelegten Schätzungen wohl die Gemeinde für den Saal zu rechnen haben, mit 125000 Euro für die öffentliche Toilettenanlage und pro Stellplatz am Parkdeck mit 17500 Euro. Kommt die Bücherei zum Tragen, würden zusätzliche 1,3 Millionen Euro fällig.
„Der neue Entwurf biete viele Möglichkeiten, Veranstaltungen der Gemeinde auszurichten.“Architekt Sebastian Berz