Donauwoerther Zeitung

Der Retter vom Roten Kreuz

- VON WOLFGANG WIDEMANN Landkreis

Dass Daniel Schubert einmal ein Kreuz auf seiner Brust tragen würde, das konnte er sich als Jugendlich­er gar nicht vorstellen. Nach der Mittleren Reife zog es den Höchstädte­r in die Fachobersc­hule (FOS) nach Donauwörth. Schubert wollte in den Wirtschaft­szweig. Doch da war kein Platz mehr frei. Also wählte Schubert notgedrung­en den Sozialzwei­g – und fand seine Berufung: „Es war eine Zufallsdia­gnose, dass das meins ist.“Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger und arbeitete in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth. Bald bemerkte der junge Mann, der in der Notaufnahm­e tätig war, sein besonderes Interesse für „außergewöh­nliche Situatione­n – weg vom Alltag, weg vom Geplanten“. Da schien ihm der Rettungsdi­enst des Roten Kreuzes gerade recht. Erst arbeitete er für dieses ehrenamtli­ch, bildete sich nebenbei fort und absolviert­e schließlic­h die Ausbildung zum Rettungssa­nitäter.

Vor gut fünf Jahren wechselte Daniel Schubert aus dem Krankenhau­s auf den Rettungswa­gen und gehört seitdem der BRK-Wache in Donauwörth an. Der Dienst – dazu zählt immer wieder auch die Tätigkeit als Fahrer und Assistent des Notarztes – besteht aus Zwölf-Stunden-Schichten. Geplante Fahrten mit dem Krankentra­nsportwage­n und Innendiens­t gehören ebenfalls zum Aufgabensp­ektrum.

Dem Umgang mit nicht vorhersehb­aren Extremsitu­ationen – dieser Herausford­erung stellt sich der 30-Jährige gerne, wie er sagt: „Dafür sind wir auch geschult.“An Erfahrunge­n mangele es nicht: „Wir kommen oft als Erste an einen Unglücksor­t. Wir sind schon mal eine Viertelstu­nde allein, bis der nächste freie Rettungswa­gen da ist.“In Erinnerung geblieben ist dem Sanitäter die zusammen mit dem Notarzt bewerkstel­ligte Wiederbele­bung eines Mannes mittleren Alters, der kollabiert war. Schnelles, gezieltes und richtiges Handeln war auch bei einem Unfall gefragt, zu dem Schubert mit einem Kollegen fuhr. Über die Leitstelle hatte es geheißen, es wäre eine leichtere Sache. Doch als die Kräfte den Ort des Geschehens erreichten, stellte sich die Lage ganz anders dar: Drei Schwerstve­rletzte waren zu versorgen: „Einer war aus dem Auto geschleude­rt worden und lag im Graben, einer war im Wagen eingeklemm­t und einer lag bewusstlos auf der Rückbank.“Da gelte es, kühlen Kopf zu bewahren: die Situation richtig einschätze­n, die Leitstelle informiere­n und die Opfer versorgen.

Was der Sanitäter mit einer gewissen Sorge beobachtet: Wenn die Helfer mit dem Roten Kreuz auf dem T-Shirt, der Jacke und dem Rettungswa­gen zu Notfällen gerufen werden, fehle es immer öfter am Respekt, der ihnen entgegenge­bracht werde. Soll heißen: Patienten lehnen, weil sie betrunken sind oder unter Drogen stehen, eine Behandlung ab, beschimpfe­n und beleidigen die Sanitäter. Daniel Schubert erledigt seinen Job dennoch „sehr gerne“. Was ihn am meisten freut, ist zum Beispiel ein schlichtes Dankeschön: „Das tut einem richtig gut.“

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Foto: W. Widemann Daniel Schubert

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