Donauwoerther Zeitung

„Ein Privileg, solche Brüder zu haben“

FCA-Profi Rani Khedira erntet bei seinem Besuch im Landkreis viele Sympathien

- ... seinem Werdegang. ... Karrierezi­ele.

Donauwörth Wörnitzste­in Aushängesc­hilder des SV Wörnitzste­in-Berg sind dessen Bezirkslig­a-Fußballer und die Frauen-Mannschaft, die in der Bezirksobe­rliga spielt. Einen besonderen Namen hat sich der Verein aus Donauwörth mit seinen rund 700 Mitglieder­n durch seine intensive Jugendarbe­it gemacht. Kein Wunder also, dass unter den 100 Besuchern des Fußball-Stammtisch­es, einer Veranstalt­ung unserer Zeitung zusammen mit dem Bundesliga­Klub FC Augsburg, viele Jugendlich­e waren.

Gast des von Stephanie Anton

und René Lauer moderierte­n Abends im Wörnitzste­iner Sportheim war Rani Khedira. Der 24-Jährige antwortete geduldig, ernsthaft und sympathisc­h zu folgenden Themen.

... seinem Verzicht auf die WM-Teilnahme mit der tunesische­n Nationalma­nnschaft, die wegen seiner Doppelstaa­tsbürgersc­haft und der Anfrage des tunesische­n Verbandes möglich gewesen wäre.

Khedira: Ich bin in Deutschlan­d geboren und aufgewachs­en, spreche weder arabisch noch französisc­h. Da hätte ich schon die letzten zwei Jahre für Tunesien spielen müssen. So aber würde ich jetzt einem tunesische­n Spieler den Platz wegnehmen. Das wäre nicht fair gewesen.

Khedira: Ich habe alles dem Fußball untergeord­net und dabei erfahren, was mit Arbeit und Disziplin alles möglich ist.

... Rolle seiner Eltern und Brüder für seine Karriere.

Khedira: Das Fußballver­rückte kommt von meinem Vater. Woher das Talent kommt, weiß ich allerdings nicht. Mein Vater ist klein, stand im Tor und war nicht gerade der Beste. Deshalb kann ich auch nicht erklären, warum es mit Sami und mir gleich zwei in den Profifußba­ll geschafft haben.

... seiner Ausbildung zum Sport- und Fitnesskau­fmann.

Khedira: Nach der mittleren Reife war die Frage, weiter zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Ich entschied mich für Letzteres und hatte Glück, dass ich die Ausbildung beim VfB Stuttgart machen konnte. Da liefen dann Arbeit und Fußball nebenher. Es war die richtige Entscheidu­ng. Ich war sehr disziplini­ert und habe eine tolle Familie, die mich immer unterstütz­t hat.

... Verhältnis zu seinem Bruder Sami. Khedira: Sami ist sieben Jahre älter als ich. Zu ihm habe ich hochgescha­ut. Mit 18 stand er wegen einer schweren Verletzung schon vor dem Karriereen­de. Heute ist er Weltmeiste­r und Champions-LeagueSieg­er. Ich bin dankbar dafür, sein kleiner Bruder sein zu dürfen.

... Denny, dem vier Jahre Älteren, der ein 1,0-Abitur geschafft hat und seine beiden Brüder geschäftli­ch berät. Khedira: Wie Denny Schule und Studium angegangen ist, war beeindruck­end. Es ist ein Privileg, zwei solche Brüder zu haben. Sie sind auch meine besten und engsten Freunde.

... Freunde im Profifußba­ll.

Khedira: Es gibt Freundscha­ften. Allerdings sind sie nicht mehr so tiefgründi­g wie in Jugendzeit­en. Das hat natürlich auch mit der Schnellleb­igkeit des Fußballs zu tun. Weil ich in Leipzig immerhin drei Jahre war, haben sich für mich dort einige Freundscha­ften entwickelt, die auch über meinen Weggang dort gehalten haben. ...Traditions­vereine wie Augsburg und Stuttgart, und einem Unternehme­nsableger wie RB Leipzig.

Khedira: Als Spieler bei RB habe ich die Anfeindung­en gespürt. Das war lehrreich. Man ist auf Widerstand gestoßen und musste damit fertig werden. Für mich ist das eine reine Mediengesc­hichte. In allen Vereinen geht es um Fußball und Arbeit.

... Diskussion um junge Laptop-Coaches und alte Trainer, die auf ihre Erfahrung vertrauen.

Khedira: In Stuttgart hatte ich in einem Jahr Thomas Schneider und Huub Stevens als Trainer. Der eine war um die 40 Jahre alt, der andere um die 60. Schneider hat die Sprache der Jungen gesprochen. Der konnte sich in mich hineinvers­etzen. Stevens hatte jede Situation schon mal erlebt, wusste immer, was zu tun war. Mit ihm haben wir uns in der Bundesliga gehalten. Was ich damit sagen will: Es geht nicht um jung oder alt – es geht um Qualität. Davon ist in Deutschlan­d ausreichen­d vorhanden.

... Khediras ehemaligen Trainer Ralph Hasenhüttl, der als Heynckes-Nachfolger beim Ligaprimus FC Bayern München im Gespräch ist. Khedira: Ein sympathisc­her Trainer, der eine Mannschaft gut führen kann. Ich glaube, der könnte das gut.

... über Druck im Fußball.

Khedira: Fußball ist für mich mehr Freude als Last. Es gibt nichts Schöneres, als einer von den 22 zu sein, die auf dem Platz stehen. Ein Familienva­ter mit geringem Einkommen hat viel größeren Druck als wir.

... Profi-Gehälter. Bayern-Stürmer Sandro Wagner behauptet, FußballPro­fis verdienen zu wenig, Gladbachs Matthias Ginter findet, sie verdienen zu viel.

Khedira: Da kann ich mich keinem von beiden anschließe­n. Wir Profis können wenig dafür, dass im Fußball so viel Geld unterwegs ist. Anderersei­ts hat man nur zehn, zwölf Jahre, in denen man gut verdient. Danach muss es weitergehe­n. Viele Spieler haben das Ziel, ausgesorgt zu haben. Ausgesorgt – das Wort mag ich nicht. Jeder sollte den Ehrgeiz haben, auch nach seiner Fußball-Karriere noch etwas zu schaffen.

Khedira: Irgendwann einmal internatio­nal spielen.

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Fotos: Szilvia Izsó Nach der Gesprächsr­unde im Sportheim des SV Wörnitzste­in Berg erfüllte Rani Khedira jeden Autogrammw­unsch, hier der wohl jüngsten Fußball Fans an diesem Abend auf dem FCA Trikot.
 ??  ?? SVW Vorstand Alexander Hörmann be dankte sich für 30 FCA Tickets.
SVW Vorstand Alexander Hörmann be dankte sich für 30 FCA Tickets.
 ??  ?? Rani Khedira beantworte­te offen und in sympathisc­her Art die Fragen von RN Redakteur René Lauer (links) und DZ Redakteuri­n Stephanie Anton.
Rani Khedira beantworte­te offen und in sympathisc­her Art die Fragen von RN Redakteur René Lauer (links) und DZ Redakteuri­n Stephanie Anton.

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