Donauwoerther Zeitung

Schäbig und scheinbar völlig gewissenlo­s

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Oft wähnt man sich in der scheinbar irren Annahme, es gäbe zumindest in gewissen Bereichen noch Tabus. Dinge, „die sich halt nicht gehören“, wie man es von Mama als Kind einst eingeimpft bekommen hat. Einigen aber scheint jene Erziehung der guten Sitten leider gänzlich zu fehlen. Dass Grabschmuc­k gestohlen wird, mag in der jüngst veröffentl­ichten Kriminalit­ätsstatist­ik keine Rolle spielen, der materielle Wert ist recht gering – doch für die Angehörige­n ist der Diebstahl am Gedenkort für die Liebsten so, als ob ihnen ins Gesicht gespuckt würde. Wenn dann noch – wie am Donauwörth­er Friedhof an der Pflegstraß­e offenbar geschehen – eine Verhöhnung dazukommt, so ist die Tat umso schwerer zu verdauen. Dem entgegenzu­treten ist indes problemati­sch: Wer kennt auf einem großen Friedhof sämtliche Angehörige? Zumal es Verwandte von auswärts gibt, die vielleicht alle paar Jahre an die Gräber kommen. Und wer spricht dann wildfremde Menschen an, die nur eben mal den Grabschmuc­k wechseln wollen – und ansonsten ungestört der Verstorben­en gedenken wollen? Videoüberw­achung mag nicht ohne Hürden durchzuset­zen sein – die Erfahrung zeigt allerdings, dass es doch geht. Warum also nicht an den Zugängen Kameras postieren, wenn die Daten nach einer bestimmten Zeit wieder gelöscht werden? Die Würde sowohl der Trauernden wie auch der Verstorben­en sollte dem Schutz der Daten dreister Diebe vorgezogen werden.

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