Kloster Thierhaupten zum Schnäppchenpreis gekauft
Dass das kulturelle Kleinod heute gut dasteht, ist auch Fritz Hölzls Verdienst. Was der ehemalige Bürgermeister getan hat
Thierhaupten In diesem Beitrag geht es gleich um zwei Männer, die sich um ein kulturelles Kleinod verdient gemacht haben. Der eine gilt als Gründer, der andere als Retter der Klosteranlage in Thierhaupten: Tassilo III (achtes Jahrhundert) und Fritz Hölzl (20./21. Jahrhundert).
Tassilo, letzter Bayernherzog aus dem Geschlecht der Agiloflinger, soll sich der Sage nach etwa um das Jahr 750 auf der Jagd verirrt haben. An dem Ort, an dem er einer Hirschkuh (in der Jägersprache „Tier“) folgend zurück zu seinen Gefährten gefunden hatte, gelobte er die Errichtung eines Klosters: Thierhaupten.
Das Benediktinerkloster war eines der ältesten in Bayern und hatte zeitweise bemerkenswerte Bedeutung, etwa die Befugnis der niederen Gerichtsbarkeit im Mittelalter. Im Zuge der Säkularisation (Enteignung kirchlicher Besitztümer) kam das Kloster dann 1803 in private Hände.
Anfang der 1980er-Jahre schlug dann die Stunde des damaligen Bürgermeisters Fritz Hölzl: Thierhaupten stand zum Verkauf, und das zum Schnäppchenpreis von gerade mal 1,5 Millionen Mark, da der Eigentümer, die Familie von Stetten, die finanzielle Belastung des Unterhalts nicht mehr stemmen konnte.
Am 24. Februar 1983 unterschrieb Hölzl ohne Abstimmung mit dem Gemeinderat einen Kaufvorvertrag – und damit überschritt er nicht einmal seine Kompetenzen, denn er hatte die Erlaubnis für Immobiliengeschäfte. Eine Woche später wurde dann der Gemeinderat informiert, und dem schien es letztendlich die Sprache verschlagen zu haben. Wie berichtet wird, folgte erzürnten bis empörten Fragen ein stummes Verlassen der Sitzung. Der Bürgermeister versuchte nun mit aller Macht, den Zweiflern die Sache schmackhaft zu machen – schließlich auch erfolgreich. Auch die Landesregierung und der Klerus mischten damals mit. Und offensichtlich erkannten alle Beteiligten die Notwendigkeit, für eine sinnvolle Weiternutzung der Klosteranlage zu sorgen, und sahen damit den Erwerb durch die Gemeinde als die große Chance, als die sie sich später dann auch herausstellen sollte. Und so gelang es schließlich auch, die für den Erwerb 1,2 Millionen Mark zusammenzubekommen. Damit trat Hölzl am 10. Mai 1983 vor den Gemeinderat. In einer sich längere Zeit hinziehenden Sitzung stimmte dann das Gremium mit neun zu sechs Stimmen für den Kauf.
Dass heute die Anlage einen überaus guten Ruf als kultureller Mittelpunkt und obendrein als gastronomischer Anziehungsort genießt, ist dem Ex-Bürgermeister zu verdanken. Eigentlich war der 1941 geborene Hölzl Lehrer, zuletzt in Meitingen – bis er dann in den 1970erJahren in die Politik einstieg, zunächst als Kreisrat und dann 1978 als Bürgermeister in Thierhaupten. Auch in seinen Pensionistentagen bleibt Hölzl aktiv und engagiert sich ehrenamtlich – natürlich auch für sein „Kind“, das Kloster Thierhaupten.