Sparaufrufe sind von gestern
So weit ist es schon mit der Sparsamkeit. Im Museum ist sie. Genauer gesagt im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Dort gibt es eine Ausstellung für sie. Geschichte ist sie also. Dabei war sie doch einst eine Tugend. Vor allem eine schwäbische. Doch davon kann keine Rede mehr sein. Im Gegenteil. Sparen ist aus der Mode. Woran wird denn heute noch gespart? Böse Zungen könnten sagen: an der Vernunft. Auch so ein Begriff, der sich schon irgendwie ein bisschen verstaubt anhört. Und wer will das schon sein? Viel schöner ist es doch, ein großzügiger Mensch zu sein. Warum nicht auch mal ein Verschwender. Einer, der aus dem Vollen schöpft.
Am sorglosesten praktizieren lässt sich die verschwenderische Lebenshaltung offensichtlich mit Werten, die einem gar nicht gehören, die aber für selbstverständlich erachtet werden: Rohstoffe, Grünflächen, Energie. Dass wir längst auch Lichtverschwender sind, überrascht nun wirklich nicht.
Doch, mal ehrlich, ans Lichtsparen will man nun wirklich nicht denken. Jetzt im Frühling. Jetzt, wo uns endlich Sonnenlicht flutet. Vielleicht machen all die wohl meinenden Sparaufrufer auch einfach etwas falsch mit ihren öden Appellen. Lichtforscher beispielsweise, die zu Recht mehr Achtsamkeit auf dunkle Nächte und den Verzicht auf unnötig viel Kunstlicht fordern, sollten viel öfter sagen: Leute geht abends raus! Zählt die Sterne. Setzt Euch ins Mondlicht. Hört der Stille zu. Genießt die Nacht. Dann fällt womöglich mehr Menschen auf, dass die Festbeleuchtung drinnen unnötig, zu viel Licht störend, Finsternis faszinierend und der Rhythmus zwischen Tag und Nacht wohltuend und wichtig ist. Ein sparsamer Umgang mit Licht ist dann vielleicht wieder ganz in.