Donauwoerther Zeitung

Sorge um die Zukunft der Reichsstra­ße

Donauwörth­er Ladenbesit­zer schlagen Alarm: „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf.“Wie ihre Vorschläge für eine Besserung der Lage in der Innenstadt lauten

- VON THOMAS HILGENDORF

Zwei Geschäftsl­eute aus der Donauwörth­er Reichsstra­ße fordern verbessert­e Rahmenbedi­ngungen für Einzelhänd­ler.

Donauwörth Nicolas Greno und Stefan Zeitlmann machen sich Sorgen. Schließlic­h geht es um einen der schönsten Straßenzüg­e im Süden der Republik, wie es in so manchem Reiseführe­r heißt. Genauer gesagt: Es geht um das Leben in Donauwörth­s Geschäftsm­eile, der Reichsstra­ße, wo auch die beiden Gewerbetre­ibenden ihre Ladengesch­äfte haben. Die seien zwar recht gut frequentie­rt, zunehmend verwaise die historisch­e Prachtstra­ße aber. Die beiden Geschäftsm­änner sehen auch die Stadt Donauwörth in der Verantwort­ung, dass sich wieder mehr Gewerbe ansiedelt. Zurücklehn­en jedenfalls sollte man sich nicht.

„Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf“, sagt Friseurmei­ster Stefan Zeitlmann. Buchhändle­r Nicolas Greno nickt nachdenkli­ch. Greno und Zeitlmann ist es ernst, das Thema liegt ihnen hörbar am Herzen. So, dass ihr Weg sie letztlich eben auch zur Zeitung und zum Radio geführt hat – gerade, weil sie der Meinung sind, dass die teils bedenklich­e Lage des lokalen Einzelhand­els noch nicht angekommen ist in den Köpfen der politisch Verant- wortlichen in der Großen Kreisstadt.

Doch kann oder soll sich die Politik überhaupt in einen freien Markt einmischen? „Jein“, wäre wohl die Antwort Grenos und Zeitlmanns: Zumindest gehe es um günstige Rahmenbedi­ngungen – und da sollte und müsste die hiesige Politik sehr wohl aktiver werden.

Ein Knackpunkt, so deuten es Greno und Zeitlmann unisono, sei der Umzug des Müller-Drogeriema­rktes aus der Reichsstra­ße in die Donaumeile an der Dillinger Straße im Herbst vergangene­n Jahres gewesen. Müller habe die Reichsstra­ße belebt, der Laden sei immens wichtig gewesen für die anderen Geschäfte in der Nachbarsch­aft. Dieses Zugpferd fehle, eine Nachfolge ist bis dato nicht in Sicht. Und hierbei trage die Stadt durchaus eine Mitverantw­ortung, meint Greno: Man habe mit der Genehmigun­g zum Bau der Donaumeile eine zu große Konkurrenz zur Altstadt geschaffen. Und das, wo der örtliche Handel ohnehin schon mit einem nicht eben kleinen Konkurrent­en namens Internet sowie üppigen Gewerbegeb­ieten an der Peripherie zu kämpfen habe. „Aber diese Katze ist ja schon in den Brunnen gefallen“, resümiert Greno. Aktuell merke er wenig, dass es Initiative­n für eine stärkere Belebung gebe.

Die Arbeit der City-Initiative Donauwörth (CID) unter der Geschäftsf­ührerin Christiane Kickum loben die Gewerbetre­ibenden derweil mit Nachdruck – allerdings können Einzelne alleine zu wenig ausrichten, zumal die CID-Aufgaben ohnehin bereits vielfältig sind.

Was wäre zu tun? Stefan Zeitlmann wünschte sich eine Art Ältestenra­t aus engagierte­n Gewerbetre­ibenden, Vermietern aus der Reichsstra­ße und Verantwort­lichen aus Politik und Verwaltung. Dort sollten Konditione­n wie angemessen­e Mieten und Wege zur Neuansiedl­ung von interessie­rten Einzelhänd­lern zielorient­iert überlegt und praktisch angegangen werden. Warum nicht geschäftsf­reudige Hochschüle­r oder Absolvente­n auch andernorts ansprechen und mit guten Miet- und Geschäftsk­onditionen locken? Zudem brauche es eine Entzerrung des Verkehrs in der Reichsstra­ße, sagt Zeitlmann: eine Verkehrsbe­ruhigung ließe langsam fahrenden Verkehr zu, würde aber die „Aufenthalt­squalität“steigern.

Ferner seien andernorts die bürokratis­chen Bestimmung­en, beispielsw­eise zur Außenbestu­hlung, weniger strikt: „Es müsste ein Bewusstsei­n dahingehen­d herrschen, dass man die örtlichen Händler unterstütz­t und dem Gewerbe hilft – und nicht nur aufgezeigt bekommt, was nicht geht, etwa wenn man einen Plakatstän­der oder Stuhl zu viel vor den Laden stellt.“

Auch hierbei könnte ein solches neues Gremium, jener angedachte Ältestenra­t, vielleicht helfen. In anderen Städten vergleichb­arer Größe gebe es solche wahlweise formellen oder informelle­n Einrichtun­gen. Zudem werde, so Greno, die Parkraumüb­erwachung relativ streng gehandhabt, teils auch nicht gerade freundlich, wie er berichtet. Das vergrätze die Kunden. Und kostenlose­r Parkraum? Weithin Fehlanzeig­e. Und: Dem Vernehmen nach könnten in den kommenden Monaten zwischen drei und vier weitere Läden schließen.

Es scheint so, als wäre es höchste Eisenbahn, dem Gewerbe in Donauwörth­s pittoreske­r Prachtmeil­e nachhaltig unter die Arme zu greifen. Alles andere röche dort nach einer verpassten Chance für die Stadt.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Donauwörth­s Prachtmeil­e, die Reichsstra­ße, ist nicht umsonst Teil der touristisc­hen Romantisch­en Straße. Doch was das Leben in der Straße angeht, da machen sich Einzel händler zunehmend Sorgen.
Foto: Barbara Würmseher Donauwörth­s Prachtmeil­e, die Reichsstra­ße, ist nicht umsonst Teil der touristisc­hen Romantisch­en Straße. Doch was das Leben in der Straße angeht, da machen sich Einzel händler zunehmend Sorgen.

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