Donauwoerther Zeitung

In der Tat systemrele­vant

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Was hat sich die ach so umsichtige Großstadt-Intelligen­z nicht ergötzt über Bundes-Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner. Die Christdemo­kratin nannte den Erhalt der Bienen „systemrele­vant“. Klar, dass sich die „HeuteShow“sodann spottend auf die ehemalige Weinkönigi­n stürzt. Die Bienen! Süß! Was für ein Schenkelkl­opfer!

Nein, das ist der Begriff, bezogen auf die Bienen und andere Insekten, ganz offenbar nicht. Und es erscheint auch nicht als Alarmismus, wenn hiesige Imker fast durchweg und seit Jahren auf das Problem des Insektenst­erbens aufmerksam machen. Weil die Tiere ein enorm wichtiger Bestandtei­l eines einst funktionie­renden Systems namens Natur oder Umwelt sind – der gläubige Mensch nennt es Schöpfung, ein Geschenk Gottes, das mit der Verpflicht­ung zu dessen Erhalt einhergeht. Mit jenem Auftrag ist der Mensch allzu oft zu nachlässig umgegangen. Wir lernen leider oftmals erst durch die Krise oder gar die Katastroph­e. Mitten in einer solchen Krise scheinen wir hinsichtli­ch der Biene zu stecken. Sie erscheint als Opfer des kranken, rein materialis­tischen „Immer weiter, mehr und schneller“.

Ganz ohne Pflanzensc­hutzmittel freilich geht es offensicht­lich auch nicht. Und die menschlich­e Geschichte ist eben auch ein Ringen mit der Natur. Insofern kann es sein, dass sich das, was sich zunächst als große Hilfe herausstel­lt, dann irgendwann doch als irgendwie problemati­sch erweist. Das ist vielleicht verzeihlic­h, geht aber einher mit dem Auftrag zum weiteren Ringen, Forschen – und auch mit einer Aufforderu­ng zum Zurück, wenn klar in die falsche Richtung vorgepresc­ht wurde.

Im Landkreis wollen die Kreisbehör­de als auch Kommunen wie Tapfheim lobenswert­erweise ein Stück zurückrude­rn. Donauwörth hat erst am Montag auf städtische­n Flächen den Glyphosat- und Neonics-Einsatz untersagt – und die Initiative „Blühendes Donauwörth“auf einen Stadtrats-Antrag hin gestartet. Hoffentlic­h, weil man erkannt hat, dass das, was man einst in der Natur hatte, wirklich systemrele­vant ist. Und es bedarf auch des Neins zum eigenen Egoismus, zum ebenso bequemen wie eintönigen, modernen Garten.

Apfelbaum und Blumenwies­e – man darf hoffen, dass unsere Kinder diese Schönheit bald nicht nur in botanische­n Gärten erleben.

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