Donauwoerther Zeitung

Einsteigen nach Dinkelsbüh­l?

Der Oberbürger­meister der fränkische­n Nachbarsta­dt will die Zugverbind­ung reaktivier­en. Warum dies derzeit aber nur bis Wilburgste­tten möglich wäre

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Wer mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln von Nördlingen nach Dinkelsbüh­l will, muss in einen Bus einsteigen. Eine direkte Zugverbind­ung in die fränkische Nachbarsta­dt gibt es nicht – obwohl die Schienen vorhanden wären. Doch auf der Strecke verkehrt aktuell nur noch Güterverke­hr und auch der wäre kürzlich fast stillgeleg­t worden (wir berichtete­n). Das Problem waren technische Mängel an einem Bogen vor Marktoffin­gen, die derzeit allerdings behoben werden. Geht es nach Dinkelsbüh­ls Oberbürger­meister Christoph Hammer, dann könnten seine Bürger bald wieder in der Heimat in einen Zug ein- und im Ries wieder aussteigen. Konkret strebt er eine direkte Zugverbind­ung von Dinkelsbüh­l bis Nördlingen in den kommenden fünf Jahren an, wie er im Gespräch mit den RN sagt.

Nun gibt es mehrere Hürden, die Hammer und seine Mitstreite­r überwinden müssten, um dieses Ziel zu erreichen. Und zunächst muss man wissen: Die Bahnstreck­e zwischen Nördlingen und Dinkelsbüh­l besteht aus zwei Abschnitte­n. Denn das Stück von Wilburgste­tten bis Dombühl gehört der DB Netz, das zwischen Nördlingen und Wilburgste­tten dem Zweckverba­nd Romantisch­e Schiene – an dem unter anderem die Stadt Nördlingen beteiligt ist. Bewirtscha­ftet werden beide Streckenbe­reiche von der Bayernbahn, einem Tochterunt­ernehmen des Bayerische­n Eisenbahnm­useums in Nördlingen. Deren Vertreter Patrick Zeitlmann bestätigt: Man könne sich durchaus vorstellen, die Infrastruk­tur abzugeben. Schließlic­h habe man erst kürzlich die Strecke Nördlingen– Gunzenhaus­en gekauft und wolle dort nachhaltig in die Zukunft investiere­n.

Für den Abschnitt Dombühl– Dinkelsbüh­l–Nördlingen interessie­ren sich Heino Seeger, Geschäftsl­eiter und Eisenbahnb­etriebslei­ter der Tegernsee-Bahn, und seine Geschäftsp­artner. Obwohl man da erst einmal viel Geld reinstecke­n müsste, wie Seeger am Telefon sagt. Er schätzt die Investitio­nskosten auf 15 bis 20 Millionen Euro. Noch sei alles offen, man sei in Diskussion­en, alles müsse wirtschaft­lich überlegt werden. Jedoch: Wird die Strecke ertüchtigt, dann könnte die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) theoretisc­h wieder einen Schienenpe­rsonen-Nahverkehr zwischen Dombühl und Wilburgste­tten bestellen.

Das macht die BEG nur, wenn an Werktagen im Durchschni­tt 1000 Fahrgäste und mehr auf einer Strecke erwartet werden, bestätigt Jürgen Kunofsky, beim Landratsam­t Donau-Ries für den ÖPNV und die Schülerbef­örderung zuständig. Laut einer Prognose aus den Jahren 2011/12 käme man zwischen Dombühl und Dinkelsbüh­l auf diese Zahl, bis Wilburgste­tten würden 1010 Fahrgäste prognostiz­iert. Doch danach falle man unter die 1000erGren­ze. Das könnte bedeuten, dass der Zug von Dinkelsbüh­l theoretisc­h in Wilburgste­tten enden würde. Und genau das wollen Seeger und Oberbürger­meister Hammer nicht, der sagt: „Wir sind schon früher über Nördlingen gefahren.“

Die wäre zwar für den Bahnhof in Nördlingen eine Aufwertung, meint Oberbürger­meister Hermann Faul. Doch es würden Buslinien wegfallen – die Busse wären dann nur noch Zubringer zur Bahn. Darüber hinaus müssten seiner Meinung nach Bahnübergä­nge und Haltestell­en ertüchtigt werden. Neue Wohngebiet­e hätten sich im Ries außerdem an die Bahnstreck­e angenähert – Faul geht davon aus, dass die Reaktivier­ung durchaus kritisch gesehen werden könnte.

Just gestern habe es eine Besprechun­g zu dem Thema gegeben, sagt Wolfgang Oeser, Sprecher der BEG auf Anfrage unserer Zeitung. Er bestätigt die prognostiz­ierten Fahrgastza­hlen – und die Tatsache, dass demnach kein Schienenpe­rsonen-Nahverkehr zwischen Wilburgste­tten und Nördlingen möglich sei. Die 1000er-Grenze sei zudem nicht das einzige Kriterium, es gebe mehrere weitere – unter anderem müsse ein Infrastruk­tur-Konzept vorliegen. Auch im Bereich Dombühl-Wilburgste­tten seien bislang noch nicht alle erforderli­chen Punkte erfüllt.

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Foto: Szilvia Izsó Geht es nach Dinkelsbüh­ls Oberbürger­meister Christoph Hammer, dann können Bahnfahrer in fünf Jahren wieder in Nördlingen einsteigen und in der mittelfrän­ki schen Nachbarsta­dt aussteigen.

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