Falscher Einsatz auf dem Spielplatz
In Riedlingen werden Herbizide eingesetzt, die dort verboten sind. Auch angesichts der Debatte um das Insektensterben ist das Verspritzen fraglich
Donauwörth Absperrbänder flattern seit zwei Tagen an den Zugängen zum Riedlinger Spielplatz an der Abt-Gallus-Straße. Der Grund: Pflanzenschutzmittel wurden von der Stadtgärtnerei eingesetzt. Diese Aktion erscheint nun aus zwei Gründen bedenklich – zum einen ist das Herbizid Banvel M seit dem 31. Dezember 2017 nicht mehr zugelassen. Zum anderen kritisiert auch der Umweltreferent im Stadtrat, Albert Riedelsheimer, den Spritzmitteleinsatz als derzeit völlig kontraproduktiv – gerade angesichts des Bienenund Insektensterbens in den vergangenen Jahren.
Die Donauwörther Stadtgärtnerei hat am vergangenen Mittwoch eine sogenannte Herbizid-Behandlung auf der Wiese des Kinderspielplatzes durchgeführt. Gleiches war, ebenfalls am Mittwoch, auf der Liegewiese im Freibad der Fall. Das hierfür verwendete Herbizid Banvel M wurde dabei, so informierte die Pressestelle der Stadt am Freitag, „irrtümlich verwendet“. Das Produkt sei zwar beispielsweise für Golf- und Sportplätze erlaubt, ebenso im Haus- und Kleingarten, nicht aber für öffentliche Wiesen von Spielplätzen oder Freibädern.
Die grundsätzliche Genehmigung des Produktes läuft im Rahmen einer Aufbrauchfrist noch bis 30. Juni 2019 – aber eben nicht auf Kinderspielplätzen.
„Die Stadt bedauert den Irrtum“, lautet die grundsätzliche Entschuldigung aus dem Rathaus: „Banvel M wird künftig nicht mehr zum Einsatz kommen. Die Verärgerung zahlreicher Bürger kann gut nachvollzogen werden. Die Stadtgärtnerei bittet die Bürger hierfür um Entschuldigung.“Ziel bei der Verwendung sei in beiden Fällen die Entfernung von Weißklee gewesen, der kurz vor der Blüte steht und damit Bienen anzieht. Es hätten sich in den vergangenen Jahren „Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern gehäuft, die eine Vielzahl von Bienen auf den Grünflächen des Riedlinger Spielplatzes und der Liegewiese beklagten“. Die Stadtgärtnerei habe sich im Handlungsdruck gesehen, dem beklagten Problem in diesem Jahr vorzubeugen – „außer Frage steht dabei jedoch, dass für die Maßnahme nicht das Produkt Banvel M hätte gewählt werden dürfen“.
Ab kommenden Montag wieder freigegeben
Zur Einschätzung der Belastung für Mensch und Umwelt ist des Weiteren laut Stadt hinzuzufügen, dass der gleiche Wirkstoff in anderen Produkten für den genannten Zweck und die genannten Einsatzorte zugelassen sei. Der Spielplatz darf laut Stadtgärtner Franz Gruber ab kommenden Montag, 30. April – nach dem Mähen des Rasens – wieder betreten werden.
Umweltreferent und Ratsmitglied Riedelsheimer stellt den Herbizid-Einsatz aus mehrerlei Gründen infrage: „Angesichts der Zunahme von Allergien bei Kindern finde ich es höchst fragwürdig, überhaupt Spritzmittel auf Kinderspielplätzen einzusetzen.“Und weiter nennt er die aktuelle Debatte zu Pflanzenschutzmitteln, die aufgrund des seit einigen Jahren zu beobachtenden Insektensterbens aufgekommen ist – „nach dem Verbot von Glyphosat und Neonikotinoiden auf landwirtschaftlichen Grundstücken der Stadt finde ich das einen herben Rückschlag im Bereich Umwelt- und Naturschutz“.
Die Stadt indes beschwichtigt: „Aus jahreszeitlichen Gründen stellt sich die Frage einer weiteren Herbizid-Behandlung zur Verhinderung der Weißklee-Blüte in diesem Jahr nicht mehr.“Ob in den Folgejahren überhaupt erneut die Blütezeit verhindert werden sollte, „oder ob Beschwerden über Bienen und Bienenstiche nicht der Vorzug zu geben ist, gilt es zu erörtern“.
Riedelsheimer indes sieht eine gewisse Nachlässigkeit in Sachen Naturschutz in Donauwörth gegeben. „Ich empfinde es als Watschn, dass der vor einem Jahr beschlossene Baum an genau diesem Spielplatz immer noch nicht gepflanzt wurde, aber genug Zeit und Geld zum Einsatz von Spritzmitteln da ist.“Der Umweltreferent aus Riedlingen regt an, den Spritzmitteleinsatz auf allen Spielplätzen – „der hoffentlich lückenlos dokumentiert ist“– auf der Internetseite der Stadt zu veröffentlichen.