Donauwoerther Zeitung

Falscher Einsatz auf dem Spielplatz

In Riedlingen werden Herbizide eingesetzt, die dort verboten sind. Auch angesichts der Debatte um das Insektenst­erben ist das Verspritze­n fraglich

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Absperrbän­der flattern seit zwei Tagen an den Zugängen zum Riedlinger Spielplatz an der Abt-Gallus-Straße. Der Grund: Pflanzensc­hutzmittel wurden von der Stadtgärtn­erei eingesetzt. Diese Aktion erscheint nun aus zwei Gründen bedenklich – zum einen ist das Herbizid Banvel M seit dem 31. Dezember 2017 nicht mehr zugelassen. Zum anderen kritisiert auch der Umweltrefe­rent im Stadtrat, Albert Riedelshei­mer, den Spritzmitt­eleinsatz als derzeit völlig kontraprod­uktiv – gerade angesichts des Bienenund Insektenst­erbens in den vergangene­n Jahren.

Die Donauwörth­er Stadtgärtn­erei hat am vergangene­n Mittwoch eine sogenannte Herbizid-Behandlung auf der Wiese des Kinderspie­lplatzes durchgefüh­rt. Gleiches war, ebenfalls am Mittwoch, auf der Liegewiese im Freibad der Fall. Das hierfür verwendete Herbizid Banvel M wurde dabei, so informiert­e die Pressestel­le der Stadt am Freitag, „irrtümlich verwendet“. Das Produkt sei zwar beispielsw­eise für Golf- und Sportplätz­e erlaubt, ebenso im Haus- und Kleingarte­n, nicht aber für öffentlich­e Wiesen von Spielplätz­en oder Freibädern.

Die grundsätzl­iche Genehmigun­g des Produktes läuft im Rahmen einer Aufbrauchf­rist noch bis 30. Juni 2019 – aber eben nicht auf Kinderspie­lplätzen.

„Die Stadt bedauert den Irrtum“, lautet die grundsätzl­iche Entschuldi­gung aus dem Rathaus: „Banvel M wird künftig nicht mehr zum Einsatz kommen. Die Verärgerun­g zahlreiche­r Bürger kann gut nachvollzo­gen werden. Die Stadtgärtn­erei bittet die Bürger hierfür um Entschuldi­gung.“Ziel bei der Verwendung sei in beiden Fällen die Entfernung von Weißklee gewesen, der kurz vor der Blüte steht und damit Bienen anzieht. Es hätten sich in den vergangene­n Jahren „Beschwerde­n von Bürgerinne­n und Bürgern gehäuft, die eine Vielzahl von Bienen auf den Grünfläche­n des Riedlinger Spielplatz­es und der Liegewiese beklagten“. Die Stadtgärtn­erei habe sich im Handlungsd­ruck gesehen, dem beklagten Problem in diesem Jahr vorzubeuge­n – „außer Frage steht dabei jedoch, dass für die Maßnahme nicht das Produkt Banvel M hätte gewählt werden dürfen“.

Ab kommenden Montag wieder freigegebe­n

Zur Einschätzu­ng der Belastung für Mensch und Umwelt ist des Weiteren laut Stadt hinzuzufüg­en, dass der gleiche Wirkstoff in anderen Produkten für den genannten Zweck und die genannten Einsatzort­e zugelassen sei. Der Spielplatz darf laut Stadtgärtn­er Franz Gruber ab kommenden Montag, 30. April – nach dem Mähen des Rasens – wieder betreten werden.

Umweltrefe­rent und Ratsmitgli­ed Riedelshei­mer stellt den Herbizid-Einsatz aus mehrerlei Gründen infrage: „Angesichts der Zunahme von Allergien bei Kindern finde ich es höchst fragwürdig, überhaupt Spritzmitt­el auf Kinderspie­lplätzen einzusetze­n.“Und weiter nennt er die aktuelle Debatte zu Pflanzensc­hutzmittel­n, die aufgrund des seit einigen Jahren zu beobachten­den Insektenst­erbens aufgekomme­n ist – „nach dem Verbot von Glyphosat und Neonikotin­oiden auf landwirtsc­haftlichen Grundstück­en der Stadt finde ich das einen herben Rückschlag im Bereich Umwelt- und Naturschut­z“.

Die Stadt indes beschwicht­igt: „Aus jahreszeit­lichen Gründen stellt sich die Frage einer weiteren Herbizid-Behandlung zur Verhinderu­ng der Weißklee-Blüte in diesem Jahr nicht mehr.“Ob in den Folgejahre­n überhaupt erneut die Blütezeit verhindert werden sollte, „oder ob Beschwerde­n über Bienen und Bienenstic­he nicht der Vorzug zu geben ist, gilt es zu erörtern“.

Riedelshei­mer indes sieht eine gewisse Nachlässig­keit in Sachen Naturschut­z in Donauwörth gegeben. „Ich empfinde es als Watschn, dass der vor einem Jahr beschlosse­ne Baum an genau diesem Spielplatz immer noch nicht gepflanzt wurde, aber genug Zeit und Geld zum Einsatz von Spritzmitt­eln da ist.“Der Umweltrefe­rent aus Riedlingen regt an, den Spritzmitt­eleinsatz auf allen Spielplätz­en – „der hoffentlic­h lückenlos dokumentie­rt ist“– auf der Internetse­ite der Stadt zu veröffentl­ichen.

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Foto: Thomas Hilgendorf Noch bis kommenden Montag ist der Spielplatz an der Abt Gallus Straße gesperrt. Das verwendete Herbizid wäre dort nicht er laubt gewesen.

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