Damit die Mauer wieder dicht ist
An der Stadtmauer wird im Bereich der Alten Bastei gearbeitet. Deshalb müssen Besucher ihren Rundgang derzeit unterbrechen. Warum eine Abdeckung nötig ist
Nördlingen Über die Dächer der Altstadthäuser hinweg begeistert der 2,7 Kilometer lange Rundgang auf der Nördlinger Stadtmauer Besucher aus aller Welt. Sie überqueren Tore, Türme, Kasarmen und eine Bastei. Um Letztere müssen Besucher zukünftig jedoch einen großen Bogen machen. Wieso und wie lange sie ihren Gang auf der Mauer unterbrechen müssen, erklärt Bauleiter Johannes Hauke: Über Jahrhunderte hinweg haben sich Bauschäden und Fehlstellen in den Natursteinen der Stadtmauer gebildet. Diese sollen nun ausgebessert werden. Und auch um die undichte Mauerkrone, in die es bereits seit einiger Zeit hineinregne, kümmern sich die Arbeiter in den kommenden Monaten. „Wir versuchen es zu ermöglichen, dass der Betrieb auf der Stadtmauer weitergeht“, erklärt Hauke. Doch sobald über dem Wehrgang gearbeitet werde, müssten die Besucher aus Sicherheitsgründen nach unten steigen.
Ein Zustand, der aber nicht lange andauern wird. Bis Oktober müssen die Arbeiten abgeschlossen sein, sagt Hauke. Denn sonst müsste die Sanierung im Frühjahr 2019 fortgesetzt werden, was die Spielzeit in der Alten Bastei erneut beeinträchtigen würde. Die Liste der zu erledigenden Arbeiten ist lang: Zimmererarbeiten am Wehrgang, Maurer- und Putzmaßnahmen in der Alten Bastei und am Wehrgang, Spenglerarbeiten an der Mauerkrone und Fehlstellen in den Natursteinen an der Außenseite der Bastei stehen auf dem Plan. Besonders notwendig erscheint dabei das Schließen der undichten Stellen in der Mauerkrone.
Saniert wurde die Stadtmauer bereits in den Jahren 1960 bis 1970, berichtet Hauke. Damals hätten die Arbeiter die alte Aufmauerung zum Teil entnommen und anschließend durch Beton ersetzt.
Das Problem: Durch die Dehnungsrisse im Beton dringe mittlerweile Wasser in das Mauerwerk. Folglich entstehe Feuchtigkeit innerhalb der Stadtmauer und auch der Putz werde dadurch nach und nach beschädigt.
Um das Eindringen des Wassers in Zukunft zu verhindern, haben sich die Verantwortlichen etwas Neues einfallen lassen: Die Lösung soll eine Abdeckung aus Blei sein. „Ein Dach, das vollkommen dicht macht“, erläutert Hauke. Auf einer Fläche von etwa 90 Quadratmetern werde die Mauerkrone eine solche Bleiabdeckung erhalten. Von außen sei sie nicht oder nur in sehr geringem Maße sichtbar, versichert Hauke. Das Bauvorhaben an der Mauerkrone musste zunächst mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgeklärt werden. „Wir bauen mit der Bleideckung schließlich etwas ein, was definitiv nicht bauzeitlich ist“, erläutert der Ingenieur.
Da das Dach aber zu jeder Zeit wieder abgebaut werden könne, gewährleiste es einen möglichst geringen Eingriff in den noch vorhandenen Bestand der jahrhundertealten Stadtmauer. Eine Tatsache, die bei der Entscheidung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege eine wichtige Rolle spielte.
Probleme mit der Standsicherheit habe es durch die anstehenden Reparaturen bisher noch nicht gegeben. Hätte man aber jetzt nicht gehandelt, erläutert Hauke, hätte sich der Zustand der Stadtmauer durch die undichte Mauerkrone weiter verschlechtert. Die Maßnahmen seien in einem Dringlichkeitsplan der Stadt Nördlingen aufgeführt, der werde bereits seit 2012 abgearbeitet. „Jetzt steht die Alte Bastei ganz oben“, erklärt Johannes Hauke, „nächstes Jahr folgen dann der Löwen- und der Tannenturm.“