Donauwoerther Zeitung

Siehe Marx

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Zu „Immer weiter, immer mehr?“(Feuil leton) vom 24. April:

Dieser Artikel passt sehr gut zum Karl-Marx-Geburtstag­sjahr. Das hier beschriebe­ne Wirtschaft­en ist Kapitalism­us, wie er ihn analysiert­e. Marx sagte über jedes kapitalist­ische Unternehme­n „Stillstand heißt Rückschrit­t“. Das ist der Zwang kapitalist­ischer Verwertung­slogik unter Konkurrenz­bedingunge­n. Folglich Wachstum bis zu der Grenze, an der sich alles Kapital selbst entwertet … Dass Wachstum erst mal nichts mit Wohlstand zu tun hat, ist ein alter Hut: Kapitalakk­umulation in wenigen Händen (1%). Diese Anhäufung hat auch keinen Gebrauchsw­ert mehr, sondern ist Selbstzwec­k. Und da sind noch die Konkurrenz­bedingunge­n, die Ausweitung und Reinvestit­ion erzwingen bei Strafe des Untergangs. Alles keine Anreize zu Nullwachst­um oder gar gerechtere­r Verteilung, im Gegenteil: das ist das Schreckges­penst!

Die meisten hier vorgestell­ten Alternativ­vorschläge kranken allerdings an zu viel Moral bzw. Idealismus und – um beim Thema zu bleiben – an zu wenig materialis­tisch-marxistisc­her Analyse. Dass dieses Dilemma bereits Marx bekannt war, wogegen er heftig wetterte, macht die Sache nicht tröstliche­r. Einzig die Politik kann es richten! So die letzte Feststellu­ng des Artikels. Ja, stimmt, aber…

Dr. Dirk Dautzenber­g, Friedberg

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