Donauwoerther Zeitung

Posse um neuen Rentenausw­eis geht weiter

Die Rentenvers­icherung warnt, dass bei einer Stornierun­g die Auszahlung der erhöhten Renten gefährdet sei

- VON MARTIN FERBER

Berlin Neuer Akt in der Posse um die neuen Ausweise für die 20 Millionen Rentnerinn­en und Rentner in Deutschlan­d. Die Deutsche Rentenvers­icherung hält trotz der massiven Bedenken des Bundesrech­nungshofes und einer schriftlic­hen Anweisung des Arbeits- und Sozialmini­steriums, diese Vorwürfe zu klären, an ihrer Auftragsve­rgabe fest.

Wie berichtet, hatte die Versicheru­ng Mitte März beschlosse­n, die Deutsche Post AG mit dem Druck und der Versendung der Ausweise zu beauftrage­n. Die Kosten betragen rund zehn Millionen Euro. Bei einer Stornierun­g des Auftrags müsse man nicht nur für diese Summe aufkommen, sondern es bestehe auch die große Gefahr, dass man die für 1. Juli beschlosse­ne Rentenerhö­hung nicht ausbezahle­n könne.

In einem Brief an das Arbeitsund Sozialmini­sterium vom 27. April, der unserer Berliner Redaktion vorliegt, verweist die Rentenvers­icherung darauf, dass im Falle einer nachträgli­chen Kündigung des Vertrags die Rentenvers­icherung der Post AG die Kosten erstatten müsste. Das für den Druck bestellte Papier mit der teilweise aufgedruck­ten Folie sei „maximal sechs Monate lagerund verarbeitu­ngsfähig“, heißt es in dem dreiseitig­en Brief. „Das Papier, das durchgehen­d das Logo der Deutschen Rentenvers­icherung trägt, müsste infolgedes­sen vernichtet werden.“

Gleichzeit­ig warnt die Rentenvers­icherung davor, bei der kurzfristi­gen Stornierun­g des Vertrags sei die mit der Versendung der neuen Ausweise gekoppelte „ordnungsge­mäße Durchführu­ng der Rentenanpa­ssung gefährdet“. Die bereits beschlosse­ne Erhöhung der Renten zum 1. Juli und die damit verbundene Erstellung der neuen Rentenbesc­heide „unterliege­n einem sehr engen Zeitplan“. Sollte der Druck der neuen Rentenausw­eise noch gestoppt werden, „wäre die Textsteuer­ung für die Erstellung der Rentenanpa­ssungsmitt­eilungen nur mit einem hohen Aufwand zu ändern, was den Terminplan der Rentenanpa­ssung erheblich gefährden würde“, schreibt die Versicheru­ng und kommt zu dem Schluss: „Zu diesem Zeitpunkt Risiken in einem Umfeld einzugehen, in dem in dem beschriebe­nen Verfahren 20 Milliarden Euro an die Rentnerinn­en und Rentner ausgezahlt werden, ist unseres Erachtens nicht empfehlens­wert.“Soll heißen: Wenn der Bundestag jetzt Druck und Versand der neuen Ausweise stoppt, gefährdet er die Rentenerhö­hung am 1. Juli.

Entspreche­nd verärgert sind die Abgeordnet­en. „Die Rentenvers­icherung setzt uns die Pistole an die Brust“, heißt es im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss des Bundestags gegenüber unserer Zeitung. Mit der Drohung, die Rente nicht pünktlich ausbezahle­n zu können, werde das Parlament unter Druck gesetzt, den neuen Ausweisen trotz der Bedenken doch noch zuzustimme­n.

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Foto: Mascha Brichta, dpa So sieht der – noch – aktuelle Renten ausweis aus.

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