Zusammen nur aus Geldmangel
Knappe Rente nach über 40 Jahren Arbeit
Augsburg 1007 Euro netto Rente hört sich zunächst einmal nicht schlecht an. Doch im Landkreis Dachau, wo die 68-Jährige lebt, zahle sie für 72 Quadratmeter 860 Euro Miete, plus 93 Euro Strom, plus 42 Euro für Telefon und Internet. Damit kommt sie nur über die Runden, wie sie erzählt, weil sie sich die Wohnung mit ihrem Lebensgefährten teilt und weil sie ständig spart, wo es nur geht: vor allem bei Kleidung und Lebensmitteln. „Einen Theaterbesuch kann ich mir nicht leisten, Urlaub sowieso nicht“, erzählt sie.
Aktuell muss sie besonders rechnen, sagt sie, weil sie eine neue Brille braucht. „600 Euro sind für mich ein riesiger Betrag, den ich mir nur sehr mühsam ansparen kann.“Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Armut sei kein Zustand, den man öffentlich machen will. Sie ist gelernte Industriekauffrau und arbeitete 43 Jahre lang in ihrem Beruf – wenn auch in unterschiedlichen Unternehmen. „Ich bin immer gerne in die Arbeit gegangen“, betont die gebürtige Berlinerin, die mit 31 Jahren nach München kam, dort zunächst in Schwabing lebte, bis die Wohnung dort zu teuer wurde. Denn mit 60 musste sie nach mehreren Erkrankungen zu arbeiten aufhören und bezieht eine Erwerbsminderungsrente.
Doch zu Hause sitzen ist nicht ihr Ding. Daher hat sie viele Engagements übernommen. So ist sie im Sozialverband VdK Frauenbeauftragte für Dachau, hat sich zur „Lotsin im Hilfenetz“im Landkreis Dachau ausbilden lassen, fungiert also als Ansprechpartnerin für andere Senioren und ihre Angehörigen, wenn es darum geht, welche Beratungsstelle Unterstützung bietet. Besonders wichtig sind ihr ältere Menschen, die an Demenz erkrankt sind.
Daher hat sie zusammen mit anderen engagierten Frauen einen Demenzwegweiser für Dachau erstellt. „Meine Mutter war selbst von der Krankheit betroffen“, erzählt sie. Außerdem hat sie an dem Seminar „Erfahrungswissen Für Initiativen“, kurz EFI, teilgenommen und ist so auch im Büro des Mehrgenerationenhauses in Dachau aktiv.
Die 68-Jährige rät anderen Senioren, auch wenn sie sehr wenig Geld zum Leben haben, sich nach Möglichkeit vor Ort zu engagieren. Da gebe es so viel Sinnvolles zu tun, das freut einen dann und gibt Kraft.
Finanziell über die Runden kommt sie nur, weil sie sich mit ihrem Lebensgefährten die Kosten teilen kann. Sie spricht von einer „Zweckgemeinschaft“. Eine kleine, günstigere Wohnung zu finden, sei aber aussichtslos. Und so klagt sie nicht, „anderen geht es noch viel schlechter als mir“.