Donauwoerther Zeitung

Wird der Club auch diesmal zum Deppen?

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Es gibt sie überall, diese Typen: sympathisc­h und erfolglos. Jene, die in der Schule um die Versetzung kämpfen, in der letzten Mathe-Schulaufga­be aber vergessen, das Aufgabenbl­att vorsichtsh­alber umzudrehen. Sechs. Sitzen geblieben. Dieser Schüler ist im Fußball der 1. FC Nürnberg. Der einzige Verein, der es geschafft hat, als deutscher Meister in der Folgesaiso­n abzusteige­n. Der wegen der Folgen eines Phantom-Tores den Weg in die Zweitklass­igkeit antreten musste. Dem ein anderes Mal das hässliche Kunststück gelang, am letzten Spieltag vom 12. auf den 16. Platz zurückzufa­llen. Ja, der Club ist mitunter wirklich ein Depp.

Fans des FC Bayern verzweifel­n schon, wenn ihr Verein im Oktober noch nicht die Meistersch­aft sicher hat. Die Anhänger des Hamburger SV werden mittlerwei­le als „leidgeprüf­t“bezeichnet, nur weil die Mannschaft zum wiederholt­en Male gegen den Abstieg kämpft. Wie gern würden die Nürnberger Jahr für Jahr gegen den Abstieg aus der ersten Liga kämpfen. Möglicherw­eise dürfen sie das kommende Saison wieder tun.

Zwei Spieltage vor dem Ende der Saison haben sie fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellendr­itten aus Kiel. Fünf Punkte. Zwei Spiele. Einen solchen Vorsprung hat noch nie ein Zweitligis­t verspielt. Gerade das aber ist es, was die fränkische­n Anhänger nervös macht. Der Club hat sich über die Jahrzehnte hinweg den Ruf erarbeitet, jede Möglichkei­t zu nutzen, wenn es um das heftigst anzunehmen­de Scheitern geht.

Am kommenden Spieltag geht es nach Sandhausen. Baden-württember­gische Provinz. Sollte es da nicht mit einem Sieg und dem achten Bundesliga-Aufstieg klappen, wartet am letzten Spieltag das Topteam aus Düsseldorf auf die Nürnberger. Es braucht nicht viel, um sich dann in die Gedankenwe­lt der Nürnberger hineinzuve­rsetzen. Hat man einmal seine Rolle gefunden, ist es schwer, sie wieder abzustreif­en. Aber immerhin hat auch manch Schussel in der Schule die Kurve bekommen. Depp muss ja nicht Depp bleiben.

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Foto: dpa Es geht nach oben. Vielleicht. Nürnbergs Trainer Michael Köllner.
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