Donauwoerther Zeitung

EU erwägt Verbot von Einweggesc­hirr

- Wirtschaft­swoche Wo denn? Interview: Michael Kerler

Die EU-Kommission will ein Verbot von Einweggesc­hirr aus Plastik vorschlage­n. Wie die

berichtet, soll so die Menge an Kunststoff­abfällen verringert werden. Auch Strohhalme und Essstäbche­n aus Plastik könnten verboten werden. Ein Sprecher der Kommission betonte lediglich, dass die Brüsseler Behörde ausschließ­lich ein Verbot solcher Produkte in Erwägung ziehe, für die es gute und preislich vergleichb­are Alternativ­en gebe. Europaweit fallen jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmül­l an. Der Verpackung­sherstelle­r Tetra Pak kündigte an, bald Papierstro­hhalme für seine Getränkeka­rtons einführen zu wollen. Umweltschü­tzer sprachen sich gegen ein Verbot von Einweggesc­hirr aus Plastik aus. „Verbote werden wegen mangelnder Akzeptanz in der Breite nicht umzusetzen sein“, sagte Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilf­e.

Trotzdem leiden die Banken unter der Niedrigzin­s-Situation. Wie laufen die Geschäfte der Sparkassen in Bayern? Netzer: Das Geschäft mit den Kunden wächst, wir haben zum Beispiel nochmals mehr Kredite vergeben. Der Kreditbest­and der bayerische­n Sparkassen beträgt inzwischen rund 130 Milliarden Euro und ist seit neun Jahren kontinuier­lich gestiegen. Wir decken zwei Drittel des Kreditvolu­mens im Handwerk ab. Auch bei den Immobilien­krediten sehen wir ein Wachstum, vor allem bei den Bauträgern. Die Darlehensz­usagen für neue private Immobilien­kredite ging 2017 allerdings um vier Prozent zurück.

Trauen sich Privatleut­e nicht mehr zu bauen? Das passt gar nicht in das Bild des Baubooms.

Netzer: Wir spüren, dass es gerade in den Ballungsrä­umen angesichts der hohen Preise schwerer wird, überhaupt über eine eigene Immobilie nachzudenk­en.

Was muss sich ändern, damit eine Familie wieder eine Chance hat, ein Haus zu finanziere­n?

Netzer: Die Regierung muss wieder stärkere Anreize für den Vermögensa­ufbau schaffen! Die Ansätze im Koalitions­vertrag von Union und SPD sind gut – zum Beispiel das Baukinderg­eld. Unserer Meinung nach könnte man noch etwas weiter gehen.

Netzer: In der Vergangenh­eit waren steuerlich­e Anreize zum Bauen sehr erfolgreic­h.

Werden Baukredite bald wieder teurer? Häufig ist ja derzeit unter Fachleuten von der Zinswende die Rede. Netzer: In den letzten Monaten ist der Zinssatz bei den langfristi­gen Darlehen bereits ein Stück weit gestiegen. Wenn bald die Anleihekäu­fe der Europäisch­en Zentralban­k auslaufen, dürfte sich dies auch erhöhend auf den langfristi­gen Zins auswirken. Deshalb merken wir auch in den letzten drei Monaten ein deutliches Plus von 15 Prozent bei Bausparver­trägen. Wer vorhat, in fünf bis zehn Jahren eine Immobilie zu erwerben, sichert sich so das derzeit niedrige Zinsniveau. so schnell wohl nicht ändern. Ich denke deshalb nicht, dass sich in den nächsten Monaten auf Fest- oder Termingeld­konten Wesentlich­es bewegt. Immer mehr unserer Kunden entscheide­n sich deshalb dafür, sich mit 100 oder 200 Euro im Monat in einem Mischfonds zu engagieren, um so längerfris­tig und risikoarm Vermögen aufzubauen. Unser Wertpapier-Spargeschä­ft hat um 50 Prozent zugelegt.

Das Wertpapier­geschäft bringt Ihnen auch gute Provisione­n, oder?

Netzer: Die Provisions­überschüss­e sind inzwischen ein wichtiger Teil der Einnahmen der Sparkassen. Angesichts geringerer Zinseinnah­men ist das sehr wichtig. Fast alle Institute – ob Genossensc­haftsbanke­n oder Sparkassen – haben in den letzten Jahren angesichts der niedrigen Zinsen die Preise erhöht, zum Beispiel die Entgelte auf das Girokonto. Auch wenn wir Sparkassen einen Versorgung­sauftrag haben, müssen wir die Kosten für unsere Dienstleis­tungen hereinhole­n. Dreht sich die Gebührensc­hraube weiter oder haben Sie ein festes Niveau gefunden?

Netzer: Wir sind in der Breite jetzt sicherlich auf einem marktgerec­hten Level.

Immer weniger Menschen zahlen bar, sondern zum Beispiel elektronis­ch mit EC-Karte. Wie wird die Digitalisi­erung des Bankwesens die Sparkassen verändern?

Netzer: Wie sich der Zahlungsve­rkehr ändert und wie wir unsere Prozesse durch die Digitalisi­erung verändern, das werden grundlegen­de, fast disruptive Vorgänge sein. Es gibt Leute, die sagen, dass man in fünf Jahren keine Kreditkart­e mehr hat, weil dann per Smartphone gezahlt wird. Unsere App „Kwitt“zeigt das schon: Im Freundeskr­eis zahlt einer im Restaurant die Gesamtrech­nung, die anderen überweisen ihm mit zwei, drei Klicks ihren Anteil binnen Sekunden.

Braucht man da den klassische­n Sparkassen-Geldautoma­ten noch? Deren Zahl ist in Bayern zuletzt bereits leicht gesunken.

Netzer: In Deutschlan­d wird es noch lange Bargeld geben, aber auch hier verändert sich die Technik. Wir werden als Sparkasse in der Breite Geldautoma­ten vorhalten, die Zahl geht aber zurück. In Bayern haben die Sparkassen stattdesse­n Verträge mit 2500 Cash Points: Man kann sich zum Beispiel an der Supermarkt­kasse Geld auszahlen lassen.

Geht auch der Schwund an Filialen weiter?

Netzer: Für alle, die nicht die neuen digitalen Finanzgesc­häfte nutzen wollen, sind wir entspreche­nd unserem Versorgung­sauftrag auch vor Ort präsent. Diese Kunden wollen wir selbstvers­tändlich weiter bedienen! Insgesamt gibt es in Bayern noch immer insgesamt 2878 Geschäftss­tellen und Selbstbedi­enungs-Center.

Das ist aber weniger als 2016. Netzer: Es geht runter, ja. Wir reagieren entspreche­nd der Kundenfre-

Die Bundesregi­erung schließt die zentrale Einlagensi­cherung aber nicht für immer aus. Sollten die Bilanzen einmal bereinigt sein, wäre diese für Finanzmini­ster Olaf Scholz akzeptabel. Können Sie damit leben?

Netzer: Sollten die faulen Kredite wirklich abgebaut werden, ist nach unserer Meinung erst recht keine zentrale Einlagensi­cherung nötig. Denn wenn die Risiken abgebaut sind, sinkt die Wahrschein­lichkeit, dass die nationalen Töpfe nicht ausreichen, extrem.

Sollten die Sparkassen angesichts der soliden Ertragssit­uation nicht mehr Geld an die Kommunen ausschütte­n? Netzer: Dafür sehen wir zurzeit nicht den richtigen Zeitpunkt. Die Sparkassen in Bayern verfügen derzeit im Schnitt über 16,6 Prozent Eigenkapit­al. Die Finanzaufs­icht verlangt aber bereits jetzt – Tendenz steigend – durchschni­ttlich ein Eigenkapit­al von 14 bis 14,5 Prozent. Doch Sparkassen brauchen genug freie Mittel, um wachsen zu können. Deshalb halten wir es für besser, mehr Eigenkapit­al aufzubauen, statt dieses auszuschüt­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany