Donauwoerther Zeitung

Lieber auf den Minister hören

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Als Politiker hat man es nicht leicht, als Minister schon gar nicht. Erst recht, wenn man neu im Amt ist. Schon erstaunlic­h, zu welchen Themen man sich da plötzlich äußern, zu was man eine Meinung haben und welche Fragen man beantworte­n muss. So stand jüngst auch Bernd Sibler vor einer kniffligen Aufgabe. Als neuer bayerische­r Kultusmini­ster hatte der CSU-Politiker die Ehre, den Abiturprüf­lingen im Freistaat ein paar wegweisend­e Worte mitzugeben.

Was sagt man also einem finalpuber­tierenden Nervenbünd­el kurz vor der größten Hürde des schulische­n Lebens? Möglichkei­ten gibt es mehrere. Der Purist wünscht viel Erfolg. Der Traditiona­list spricht von einem Schritt auf dem Weg zum Ernst des Lebens, zitiert Philosophe­n und hat einen passenden Vers von Goethe auf den Lippen. Und der Verständni­svolle rät: „Immer cremig bleiben! Chillt einfach mal!“Minister Sibler wählte die pragmatisc­he Variante. Er kramte tief in der Schublade mit Prüfungsti­pps und empfahl den Schülern: ausschlafe­n und gut frühstücke­n.

Ob er damit prüfungsge­plagten Jugendlich­en wirklich helfen konnte, bleibt dahin gestellt. Am Mittwoch zeigte sich aber, dass der ministeria­le Rat zumindest kein schlechter war. Weil in Niedersach­sen Unbekannte auf die vorabituri­elle Nachtruhe pfiffen und in ein Gymnasium einstiegen, brach in einigen Bundesländ­ern – auch in Bayern – Hektik aus. Aus Angst, dass die in der Schule gelagerten Abiturprüf­ungen kopiert wurden, mussten am frühen Morgen für zigtausend­e Schüler sämtliche Mathe-Aufgaben ausgetausc­ht werden. Wohl dem, der bei all dem Stress gut gefrühstüc­kt hatte. Und Pech für die Einbrecher – wenn es denn Abiturient­en waren: Da hätten sie mal lieber ausgeschla­fen.

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