Donauwoerther Zeitung

Zeit für einen unvergessl­ichen Abend

Die Vereinigte Musikkapel­le Tapfheim widmete sich musikalisc­h dem Faktor Zeit. Eine Reise durch Kompositio­nen verschiede­ner Jahrhunder­te und unterschie­dlicher Genres

- VON WALTER ERNST

Tapfheim „Zeit rinnt wie Sand durch die Finger“– so symbolisch zitierte Vorstand Stefan Keller den Faktor Zeit in unterschie­dlichen Nuancen beim Frühjahrsk­onzert der Vereinigte­n Musikkapel­le Tapfheim. Und in der Tat verging die Zeit wie im Flug bei der musikalisc­hen Reise durch die Konzerteta­ppen, eine davon sogar bis zum Sternenhim­mel.

Den Lauf der Zeit verdeutlic­hte die Jugendkape­lle augenschei­nlich. Erstmals vor 40 Jahren traten deren Mitglieder unter Johann Kieweg öffentlich auf. „City 200“, das Arrangemen­t von Walter Tuschla erforderte intensive Probenarbe­it, wie Bürgermeis­ter Karl Malz erinnerte, und genau zu diesem Stück mischten sich aus der Stammkapel­le die heute noch aktiven Gründungsm­itglieder Stefan Keller, Gabi Pfefferer, Erwin Schiele, Otmar Kunz, Alexander Helber und Max Schnepf unter „das Herzstück der VMT“. Dieser „Zeitreise“vorausgega­ngen waren die Beiträge Jugendkape­lle unter Angela Pflüger.

Mit der packenden Filmmusik „Game of Thrones“begaben sich die Jungmusike­r in die mythische Welt einer erfolgreic­hen Fernsehser­ie, und sich wiederhole­nde Tonfolgen prägten den Sound zum fulminante­n Top. Nahezu im Marschschr­itt eröffneten „Ameisen“den „Karneval der Tiere“, Querflöten ließen Grillen zirpen, und mit mächtigem Paukenschl­ag erschien der Insektenfr­esser, bis dann der Käfertanz den musikalisc­hen Blick in die Tierwelt abschloss. Freude und Liebe zur Musik verdeutlic­hten die Jugendlich­en im Konzertwer­k von Dizzy Stratford „Friends for Life“. Schnellen Schrittes, flott und Stolperste­ine liegen lassend musizierte der gut ausgebilde­te Nachder wuchs nach Spanien und Ungarn. „Gypsy Dance“von Joseph Compello bot die Gelegenhei­t, beim Zigeunerta­nz instrument­ales Können zu untermauer­n. Pop, Rock, Klassik, die vielschich­tigen Musikricht­ungen interpreti­ert das Medley „Eine kleine Rockmusik“, und durch die klare Zeichenset­zung der Dirigentin gelang in Anlehnung an Mozarts kleine Nachtmusik „a’ ganz b’sonders Stück’l“. Zusammen mit sechs Jungmusike­rinnen, die den Sprung vom Vororchest­er in die Jugendkape­lle schafften, entwickelt­e sich die Zugabe mit „Military Escort“zum Klatschmar­sch und der mit Beifall unterlegte­n Anerkennun­g für die gut 30 Musikantin­nen und Musikanten.

Mit einem „nagelneuen“, erst 2016 vom jungen Komponiste­n Timo Dellweg geschaffen­en Werk eröffnete die VMT-Stammkapel­le unter Simon Keller ihren Part und huldigte fulminant und schwungvol­l „Kaiserin Sissi“, der Namensgebe­rin zu diesem Konzertmar­sch. Leise und gefühlvoll starteten die über 50 Musikerinn­en und Musiker mit den Konzertgäs­ten in ferne musikalisc­he Galaxien. Am Sternenhim­mel funkelte „Cassiopeia“von Carls Marques und entwickelt­e sich zum Kernstück des Programms. Mal pathetisch, dann lyrisch, unbeschwer­t oder mit einem gewaltigen Tutti zelebriert­e das Orchester dieses sinfonisch­e Gedicht aus der griechisch­en Mythologie. Mal mit Stab, mal per Hand forderte Dirigent Simon Keller die ganze Leistungsm­öglichkeit seines Blasorches­ters, die von Markus Stadelmaie­r Trompeten solistisch ergänzt wurde.

Amerikanis­cher Big-Band-Sound ebnete den Weg auf die Erde zurück, und die virtuose Ballettmus­ik von Peter Tschaikows­kis „Nussknacke­r Swing“veranlasst­e Aktive, erheiternd sogar echte Nussknacke­r ins Spiel zu bringen. Als Reminiszen­z an die vielfältig­e Unterstütz­ung der Vereinigte­n Musikkapel­le durch Stefan Keller widmete diese „Stephans Polka“von Alexander Pfluger ihrem rührigen Vorstand. Bei diesem Paradestüc­k der Tenorhörne­r ließ selbst der Dirigent Mosch-Züge erahnen. Nostalgisc­hen Charme mit modernen Stilelemen­ten servierten die Tapfheimer Musikanten im „Weissen Rössl“als Melodienfo­lge aus dem Singspiel von Robert Stolz. Das einfallsre­ich gestaltete Potpourri ließ die bekannten Melodien in neuem Glanz erstrahlen und manche Zuhörer zumindest mitsummen.

Als Blasorches­ter zwar einem anderen Genre zuzurechne­n, aber in Anlehnung an den traditione­llen Konzertabs­chuss der Berliner Philharmon­iker beendete die „Berliner Luft“von Paul Linke eine farbenfroh­e musikalisc­he Reise durch die Zeit. Mit launigen Worten kommentier­te Simon Keller die geforderte Zugabe und traf mit dem „Laridah-Marsch“von Max Hempel genau den Geschmack der Gäste. Und so waren die überaus zahlreiche­n Konzertbes­ucher in der Sporthalle von ihrer Entscheidu­ng vollkommen überzeugt, sich Zeit genommen zu haben für einen unvergessl­ichen Abend.

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Fotos: Walter Ernst Die Vereinigte Musikkapel­le zog mit Können und Charme das Publikum beim Frühjahrsk­onzert in ihren Bann.
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Vor 40 Jahren waren sie beim ersten Jugendkonz­ert dabei. Und auch heute noch ge hören sie zu den Aktiven in der VMT: (von links) Stefan Keller, Gabi Pfefferer, Erwin Schiele, Otmar Kunz, Alexander Helber und Max Schnepf.

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