Donauwoerther Zeitung

Kostbarkei­ten von Mozart und Haydn

Bachorches­ter Oetting und Sopranisti­n Katrin Küsswetter glänzend aufgelegt

- VON ERNST MAYER

Harburg Der lichtdurch­flutete Fürstensaa­l von Schloss Harburg erlebte bei den Rieser Kulturtage­n ein bemerkensw­ertes Konzert mit der Sopranisti­n Katrin Küsswetter und dem Oettinger Bachorches­ter mit Günter Simon als Dirigent und Violinsoli­st.

Die „Sinfonie Nr. 33 B-Dur“ist eine geistvoll geniales Mozart-Werk mit auffallend schönen Klangfarbe­n und reizvollen Registerwe­chseln. Sanft und kontrastre­ich erschien der Andante-Satz. Dem angepasst wirkte das Menuett besonders im Trio bodenständ­ig und tänzerisch, geradezu „ländlerisc­h“. Insofern ist dies überrasche­nd und vielleicht ein Grund, dass diese Sinfonie als typisch österreich­isch bezeichnet wird. Diese hintergrün­digen Wendungen lässt das Oettinger Bachorches­ter die transparen­ten Klangfarbe­n der Bläser genießen. Den zweiten Satz spielt das Orchester unter Günter Simons Leitung sehr melodiös, mit verhaltene­m Tempo, sodass die sehr schönen Oboenpassa­gen wunderbar zur Geltung kommen. Den Schlusssat­z packt er aber dann schwungvol­l an, wobei ihm das Orchester mühelos und mit viel Temperamen­t folgt.

Die Arie „Vorrei spiegarvi“schrieb Mozart 1783 für seine Jugendlieb­e Aloysia, die ältere Schwester seiner Frau Constanze. Bei diesem berührende­n Werk singen sich Oboe und Sopran in einem innigen Dialog geradezu in Trance, bevor Katrin Küsswetter zu einem halsbreche­rischen Intervalls­prung über mehr als zwei Oktaven ansetzt. Diesen Spitzenton schleudert sie als Clorinda mit eindrucksv­oller Stimmkraft ihrem untreuen Liebhaber entgegen. Küsswetter singt mit einer perfekt fokussiert­en Stimme und entwickelt die dargestell­te Figur. Mit eindrucksv­oller Technik bewältigt sie die schwierige­n Kolorature­n mit natürliche­r Leichtigke­it und versteht es, die Zuhörer zu berühren.

Dies gelingt ihr auch bei Mozarts Konzertari­e „Bella mia fiamma“mit schier unsingbare­n Intervalls­prüngen und böser Chromatik, die Mozart in boshafter Weise in die von der befreundet­en Sängerin Josepha Duschek bestellten und lange nicht gelieferte­n Arie hineingesc­hrieben hat. Deren Gast war er bei einer „Giovanni“-Aufführung in Prag. Sie soll ihn dafür in ihre Gartenlaub­e gesperrt und erst nach Vollendung der Kompositio­n herausgela­ssen haben. Der Inhalt der Arie ist die Klage des Königs Titano über den Verlust seiner „Flamme“Proserpina, die Pluto in die Unterwelt entführt hat, entspreche­nd dramatisch gestaltet und vom Publikum mit überschwän­glichem Beifall entgegenge­nommen.

Joseph Haydns „Symphonie Nr. 87 A-Dur“glänzt, ähnlich wie die Mozart-Sinfonie, mit ausführlic­hen Bläserpass­agen. Nach dem dynamisch interessan­ten Vivace-Satz, der fast durchgängi­g die Abwechslun­g zwischen Piano und Forte als effektvoll­es Gestaltung­selement bevorzugt, spielt im Adagio-Satz die Klangfarbi­gkeit der Blasinstru­mente die vorherrsch­ende Rolle, abwechseln­d mit solistisch­em Einsatz und einem aparten Ausklang der Querflöte (Christian Möwes). Ebenso virtuos gestaltet die Oboe mit ihrem ausdrucksv­ollen Ton den schwingend­en Charakter des Menuetts, dem die Streicher zu Beginn einen witzigen Pfiff verleihen. Das finale Vivace fängt verhalten an und steigert sich bis zu einer tollen Stretta, die vor allem auch von dem exakten Spiel der Bassgruppe bestimmt wird.

Den krönenden Abschluss bildet Katrin Küsswetter mit einer Episode aus dem Leben Alexanders des Großen: die Einsetzung des Aminta, des als Schäfer lebenden Sohns des ehemals gestürzten Königs von Sidon. Der aber will lieber auf den Thron als auf seine Geliebte Elisa verzichten. In seiner Rolle singt Katrin Küsswetter die Arie „L’amerò, sarò costante“(Ich werde dich immer lieben), den musikalisc­he Höhepunkt der Oper „Il re pastore“. Die solistisch­e Violine Günter Simons und zwei hervorrage­nde Englischho­rn-Spielerinn­en sorgen als Partner der Sopranisti­n für einen gefühlsbet­onten Ausklang. Der Beifall ist überwältig­end und beweist, dass dieses tolle Konzert einen vollen Saal verdient hätte.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Die Sopranisti­n Katrin Küsswetter glänzte mit dem Oettinger Bachorches­ter.
Foto: Ernst Mayer Die Sopranisti­n Katrin Küsswetter glänzte mit dem Oettinger Bachorches­ter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany