Kruzifixe in Behörden? So ist es im Donau Ries
Der Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder sorgt bayernweit für große Diskussionen. Amtsleiter aus der Region halten sich bedeckt
Ab 1. Juni soll in allen staatlichen Behörden in Bayern ein Kreuz hängen. Was man im Landkreis dazu sagt.
Landkreis Ab dem 1. Juni soll in allen staatlichen Behörden in Bayern ein Kreuz hängen – gut sichtbar im Eingangsbereich. Mit diesem Vorstoß hat der neue Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für ordentlich Wirbel und Diskussionen gesorgt und viel Gegenwind erfahren. Dabei sieht er das Kreuz nicht als Zeichen einer Religion und im Aufhängen auch keinen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot, sondern hält das Aufhängen eines Kreuzes vielmehr für einen Ausdruck der „geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns“. Von kirchlicher Seite wurde Söder deutlich kritisiert. Kardinal Reinhard Marx sprach von einer „Spaltung und Unruhe“, die dadurch entstehen würde. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, mahnte, dass das Kreuz auch mit Leben gefüllt werden müsse. Die beiden Dekane in Donauwörth, die wir dazu hören wollten, waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Leiter verschiedener staatlicher Ämter in der Region halten sich recht bedeckt, wirken nicht unbedingt glücklich über die streitbare Debatte. „Ich möchte mich nicht an dieser Diskussion beteiligen“, sagt etwa Thomas Gruber, Leiter des Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Donauwörth. In seiner Behörde in der Berger Vorstadt hängt seiner Aussage nach bereits seit der länger zurück liegenden Einweihung der Räumlichkeiten ein Kreuz im großen Sitzungssaal. Dass nun im Eingangsbereich eines aufgehängt werden soll, beschäftigt ihn wenig. „Ich bin technischer Beamter und kein Politiker“, kommentiert er die Debatte.
Auch Hans-Peter Reif, der die Außenstelle des Finanzamts Nördlingen in Donauwörth leitet, möchte sich nicht großartig zu dem Thema äußern. „Wenn es so kommt, dann werde ich mich daran halten“, sagt er. Bisher sei das Thema noch nicht so wichtig gewesen. Ob in seiner Behörde bereits an irgendeiner Stelle Kreuze angebracht sind oder nicht, kann er nicht mit Sicherheit sagen.
Im Staatlichen Bauamt in Augsburg, das auch eine Außenstelle in Donauwörth betreibt, ist man da bereits einen Schritt weiter. „Wir sind gerade dabei, für unsere Einrichtungen Kreuze zu beschaffen“, teilt Behördenleiter Ulrich Blickle mit, damit zum vorgegebenen Zeitpunkt alle Gebäude damit ausgestattet werden können. „Ich kann die Entscheidung des Ministerpräsidenten ein Stück weit nachvollziehen, wirklich gebraucht haben wir das Kreuz bisher aber auch nicht“, sagt Blickle.
nicht reagiert auf die kommende Verordnung hat derweil das Amtsgericht in Nördlingen. Auch, weil noch keine offizielle Anordnung da ist. Dieter Hubel, der die dortige Justizbehörde seit rund drei Monaten leitet, sagt auf Anfrage un- serer Zeitung: „In unseren Gerichtssälen hängen schon länger Kreuze.“Weitere, wie von Söder gewünscht, beispielsweise im Eingangsbereich, seien aktuell noch nicht vorhanden, da werde man auf Weisungen warten. In den jeweiliNoch gen Gerichtssälen können die Vorsitzenden Richter je nach Einzelfall und Antrag entscheiden, ob das Kruzifix abgenommen oder verhüllt wird. „Das liegt in deren Hand“, erklärt Hubel. „Persönlich möchte ich mich nicht äußern“, sagt der Leiter.
Eine klare Meinung zur beschlossenen Änderung der allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates vertritt hingegen Hartmut Vogt. Der Polizeihauptkommissar und stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion in Rain kann die Entscheidung Söders nachvollziehen. „Ich persönlich halte es für richtig“, sagt Vogt. Schließlich müsse man seine Kultur nicht verleugnen, meint er. Er sehe kein Problem damit, wenn in der Polizeidienststelle Kreuze hängen. „Ich achte jetzt aber auch nicht darauf, ob wir bereits irgendwo welche hängen haben“, gesteht Vogt. Dass es Kritik gibt an den Plänen Söders, kann der Beamte nicht unbedingt nachvollziehen. „Das kommt von Leuten, die sich grundsätzlich an allem stören“, meint Vogt. Er wünscht sich von allen Seiten mehr Toleranz.
Sein Donauwörther Kollege hat schon einige Jahre ein Kreuz in seinem Büro hängen. „Seit wir 2012 in die renovierten Räumlichkeiten eingezogen sind und diese geweiht wurden, hängt das bei mir im Büro“, erzählt Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiinspektion in Donauwörth. Er sagt, dass seine Dienststelle noch keine Anweisung zum Anbringen von Kreuzen bekommen hat. „Das würde dann über das Innenministerium laufen“, erklärt er. Doch man könne nicht einfach in frei zugänglichen Räumen ein Kreuz anbringen, mahnt Scheuerer zur Vorsicht. „Es ist bei uns nicht so einfach. Wir müssen darauf achten, dass nicht jemand das Kreuz von der Wand nehmen und damit dann auf andere einprügeln kann“, gibt er zu bedenken. Also sei das Aufhängen nur in dienstlichen Räumen möglich. Dass das reizbare Thema hohe Wellen schlägt, kann er nachvollziehen, aber er sagt auch: „Wenn wir die Anweisung bekommen, halten wir uns daran.“
In einzelnen Büroräumen sind im Landratsamt Donau-Ries bereits Kreuze angebracht. So hängt bereits seit Jahren im Amtszimmer von Landrat Stefan Rößle eines. Der kann die Entscheidung von Markus Söder verstehen und heißt sie gut. „Das Kreuz ist ein Symbol der christlichen Werte unserer Kultur, das auch in der Öffentlichkeit dargestellt werden darf“, teilt der CSULandrat auf Anfrage unserer Zeitung mit. Weiteren Handlungsbedarf sieht man im Landratsamt aktuell noch nicht.