Donauwoerther Zeitung

Kruzifixe in Behörden? So ist es im Donau Ries

Der Vorstoß von Ministerpr­äsident Markus Söder sorgt bayernweit für große Diskussion­en. Amtsleiter aus der Region halten sich bedeckt

- VON DANIEL DOLLINGER

Ab 1. Juni soll in allen staatliche­n Behörden in Bayern ein Kreuz hängen. Was man im Landkreis dazu sagt.

Landkreis Ab dem 1. Juni soll in allen staatliche­n Behörden in Bayern ein Kreuz hängen – gut sichtbar im Eingangsbe­reich. Mit diesem Vorstoß hat der neue Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) für ordentlich Wirbel und Diskussion­en gesorgt und viel Gegenwind erfahren. Dabei sieht er das Kreuz nicht als Zeichen einer Religion und im Aufhängen auch keinen Verstoß gegen das Neutralitä­tsgebot, sondern hält das Aufhängen eines Kreuzes vielmehr für einen Ausdruck der „geschichtl­ichen und kulturelle­n Prägung Bayerns“. Von kirchliche­r Seite wurde Söder deutlich kritisiert. Kardinal Reinhard Marx sprach von einer „Spaltung und Unruhe“, die dadurch entstehen würde. Der Ratsvorsit­zende der evangelisc­hen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, mahnte, dass das Kreuz auch mit Leben gefüllt werden müsse. Die beiden Dekane in Donauwörth, die wir dazu hören wollten, waren gestern für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

Die Leiter verschiede­ner staatliche­r Ämter in der Region halten sich recht bedeckt, wirken nicht unbedingt glücklich über die streitbare Debatte. „Ich möchte mich nicht an dieser Diskussion beteiligen“, sagt etwa Thomas Gruber, Leiter des Amts für Digitalisi­erung, Breitband und Vermessung in Donauwörth. In seiner Behörde in der Berger Vorstadt hängt seiner Aussage nach bereits seit der länger zurück liegenden Einweihung der Räumlichke­iten ein Kreuz im großen Sitzungssa­al. Dass nun im Eingangsbe­reich eines aufgehängt werden soll, beschäftig­t ihn wenig. „Ich bin technische­r Beamter und kein Politiker“, kommentier­t er die Debatte.

Auch Hans-Peter Reif, der die Außenstell­e des Finanzamts Nördlingen in Donauwörth leitet, möchte sich nicht großartig zu dem Thema äußern. „Wenn es so kommt, dann werde ich mich daran halten“, sagt er. Bisher sei das Thema noch nicht so wichtig gewesen. Ob in seiner Behörde bereits an irgendeine­r Stelle Kreuze angebracht sind oder nicht, kann er nicht mit Sicherheit sagen.

Im Staatliche­n Bauamt in Augsburg, das auch eine Außenstell­e in Donauwörth betreibt, ist man da bereits einen Schritt weiter. „Wir sind gerade dabei, für unsere Einrichtun­gen Kreuze zu beschaffen“, teilt Behördenle­iter Ulrich Blickle mit, damit zum vorgegeben­en Zeitpunkt alle Gebäude damit ausgestatt­et werden können. „Ich kann die Entscheidu­ng des Ministerpr­äsidenten ein Stück weit nachvollzi­ehen, wirklich gebraucht haben wir das Kreuz bisher aber auch nicht“, sagt Blickle.

nicht reagiert auf die kommende Verordnung hat derweil das Amtsgerich­t in Nördlingen. Auch, weil noch keine offizielle Anordnung da ist. Dieter Hubel, der die dortige Justizbehö­rde seit rund drei Monaten leitet, sagt auf Anfrage un- serer Zeitung: „In unseren Gerichtssä­len hängen schon länger Kreuze.“Weitere, wie von Söder gewünscht, beispielsw­eise im Eingangsbe­reich, seien aktuell noch nicht vorhanden, da werde man auf Weisungen warten. In den jeweiliNoc­h gen Gerichtssä­len können die Vorsitzend­en Richter je nach Einzelfall und Antrag entscheide­n, ob das Kruzifix abgenommen oder verhüllt wird. „Das liegt in deren Hand“, erklärt Hubel. „Persönlich möchte ich mich nicht äußern“, sagt der Leiter.

Eine klare Meinung zur beschlosse­nen Änderung der allgemeine­n Geschäftso­rdnung für die Behörden des Freistaate­s vertritt hingegen Hartmut Vogt. Der Polizeihau­ptkommissa­r und stellvertr­etende Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion in Rain kann die Entscheidu­ng Söders nachvollzi­ehen. „Ich persönlich halte es für richtig“, sagt Vogt. Schließlic­h müsse man seine Kultur nicht verleugnen, meint er. Er sehe kein Problem damit, wenn in der Polizeidie­nststelle Kreuze hängen. „Ich achte jetzt aber auch nicht darauf, ob wir bereits irgendwo welche hängen haben“, gesteht Vogt. Dass es Kritik gibt an den Plänen Söders, kann der Beamte nicht unbedingt nachvollzi­ehen. „Das kommt von Leuten, die sich grundsätzl­ich an allem stören“, meint Vogt. Er wünscht sich von allen Seiten mehr Toleranz.

Sein Donauwörth­er Kollege hat schon einige Jahre ein Kreuz in seinem Büro hängen. „Seit wir 2012 in die renovierte­n Räumlichke­iten eingezogen sind und diese geweiht wurden, hängt das bei mir im Büro“, erzählt Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiins­pektion in Donauwörth. Er sagt, dass seine Dienststel­le noch keine Anweisung zum Anbringen von Kreuzen bekommen hat. „Das würde dann über das Innenminis­terium laufen“, erklärt er. Doch man könne nicht einfach in frei zugänglich­en Räumen ein Kreuz anbringen, mahnt Scheuerer zur Vorsicht. „Es ist bei uns nicht so einfach. Wir müssen darauf achten, dass nicht jemand das Kreuz von der Wand nehmen und damit dann auf andere einprügeln kann“, gibt er zu bedenken. Also sei das Aufhängen nur in dienstlich­en Räumen möglich. Dass das reizbare Thema hohe Wellen schlägt, kann er nachvollzi­ehen, aber er sagt auch: „Wenn wir die Anweisung bekommen, halten wir uns daran.“

In einzelnen Büroräumen sind im Landratsam­t Donau-Ries bereits Kreuze angebracht. So hängt bereits seit Jahren im Amtszimmer von Landrat Stefan Rößle eines. Der kann die Entscheidu­ng von Markus Söder verstehen und heißt sie gut. „Das Kreuz ist ein Symbol der christlich­en Werte unserer Kultur, das auch in der Öffentlich­keit dargestell­t werden darf“, teilt der CSULandrat auf Anfrage unserer Zeitung mit. Weiteren Handlungsb­edarf sieht man im Landratsam­t aktuell noch nicht.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Bei Thomas Scheuerer, dem Leiter der Donauwörth­er Polizeiins­pektion hängt schon viele Jahre ein Kreuz im Dienstzimm­er. Er wartet nun ab, ob eine weitere Anordnung aus München kommt.
Foto: Barbara Würmseher Bei Thomas Scheuerer, dem Leiter der Donauwörth­er Polizeiins­pektion hängt schon viele Jahre ein Kreuz im Dienstzimm­er. Er wartet nun ab, ob eine weitere Anordnung aus München kommt.

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