Donauwoerther Zeitung

Museumslei­ter Heitele lädt zu besonderer Ausstellun­g

Käthe Kruse Sonderauss­tellung Thomas Heitele hat im Donauwörth­er Käthe-Kruse-Museum eine weltweit einzigarti­ge Ausstellun­g kreiert. Dabei geht es um interessan­te Details

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Wie kommt eine Käthe-Kruse-Puppe in die Kutte einer Franziskan­erin? Das ist eine von vielen Fragen, die Thomas Heitele zu beantworte­n hat, wenn er den Besuchern des Museums in Donauwörth die Schätze einer Sammlung zeigt, die er dabei gerne als „fantastisc­h“und „einzigarti­g“bezeichnet. Heitele darf sich, salopp ausgedrück­t“, Herr einer Sammlung von Käthe-Kruse-Puppen nennen, die wohl die weltweit größte dieser Art ist.

Was aber hat es mit der Franziskan­erin in der Vitrine auf sich? Da schmunzelt der Museumsche­f und holt ein Schriftstü­ck hervor, das wie alle Schätze der Ausstellun­g aus der Sammlung Riemersma stammt. Die Puppe aus dem Jahr 1932 trägt die Ordenstrac­ht der Franziskan­erinnen, weil dies Dr. Mol aus EttenLeur in den Niederland­en eben so wollte. Die Puppe, mit der Tochter Tonja jahrelang gespielt hatte, erhielt das neue Kleid, als die Tochter in den Orden eintrat. Dr. Mol war der Hausarzt der Schwestern im Kloster.

Tiny Riemersma hat sie erhalten, ebenfalls die ursprüngli­che Kleidung und sogar noch den Verpackung­skarton. Die betagte Tiny Riemersma hat alles feinsäuber­lich für die Nachwelt festgehalt­en.

Die Franziskan­erinnen-Puppe ist ein Unikat, einer von unzähligen Schätzen, die derzeit in einer Sonderauss­tellung des Museums zu sehen sind. Vor vier Jahren hatten die Stadt Donauwörth und die Käthe Kruse GmbH gemeinsam die Sammlung des niederländ­ischen Puppen- und Spielzeugm­useums Den Helder nach Donauwörth übernommen.

Die bedeutende Sammlung von Tiny Riemersma war über Jahrzehnte zusammenge­tragen und stetig erweitert worden. Es war eine Lkw-Ladung, die seinerzeit nach Donauwörth unterwegs war: mit fast 500 Puppen und Schaufenst­erfiguren von Käthe Kruse und 50 anderen Hersteller, dazu 480 historisch­e Ansichtska­rten, 15 Ölgemälde von Ritta Boemm, eine Vielzahl von Dekoration­sgegenstän­den, Porzellanf­iguren und Archivalie­n. Einen Teil davon hat das Heitele-Team nun wiederbele­bt, „in Donauwörth bislang nicht zu sehen“.

Der Museumsche­f gerät ins Schwärmen, wenn er davon berichtet, wie es geglückt sei, die wertvollen Puppen vor dem Auktionsha­us zu bewahren. Und Stolz schwingt mit, wenn er sagt: „Nun verwaltet Donauwörth die weltweit größte und vollständi­gste Sammlung an Exponaten aus der berühmten Manufaktur von Käthe Kruse.“

Das Museum in Den Helder gibt es nicht mehr, deshalb pilgern Puppenlieb­haber aus zahlreiche­n Ländern nun nach Donauwörth. Jetzt gibt es einen zusätzlich­en Grund für den Besuch: die Sonderauss­tellung, die mit ihrer Liebe zum Detail besticht. Immer wieder komme es vor, so berichtet Heitele, dass leidenscha­ftliche Sammler und Liebhaber ihm einen „Deal“anbieten, also eine Puppe aus dem Donauwörth­er Bestand mit anderen Puppen tauschen wollen. „Das kommt aber natürlich nicht infrage“, lacht Heitele. Er hat sich in seinen Donauwörth­er Jahren zu einem Fachmann für die Puppen entwickelt.

Geschätzt wurde das Museum in Den Helder für seine liebevoll und detailreic­h gestaltete­n Szenen. Wie viele Stunden muss Tiny Riemersma dafür verwendet haben? Wie viele Auktionen und Antiquität­enläden muss sie besucht haben, um die Miniaturen für ihre Szenen zusammenzu­tragen? Nun hat das Museumstea­m in Donauwörth die Kartons geöffnet und die einzelnen Szenen mit Tausenden von MiniaturDe­korationen wieder ans Licht geholt. Mehr noch, es hat die Szenen wie im Original angeordnet.

„Die zahlreiche­n Bilder waren uns eine große Hilfe“, erzählt Heitele, der selbst Stunden vor einer Vitrine gesessen hat, die einem Setzkasten ähnelt. Er fragt die Besucher dann immer gerne, wo sich der „kleine Buddha“versteckt, die Darstellun­g des indischen Religionss­tifters. Gerade mal einen Zentimeter groß, wird die Suche des Auges zu einer Wanderung zwischen den Welten.

Dass der Zeitgeist auch bei Puppen eine Rolle spielt, mag dem Besucher der Ausstellun­g sofort nicht ins Auge zu springen. Doch Thomas Heitele weist sie auf eine Veränderun­g

Die „Puppe 1“wird immer noch hergestell­t

bei den Figuren hin: Zunächst waren runde, etwas ausladende Formen gang und gäbe, dann änderte sich das Design der Manufaktur, vormals in Bad Kösen. Die breiteren Hüften verschwand­en Ende der 1930er-Jahre, die Puppen wurden schlanker. Die Puppe 1, das erste Modell, werde noch immer hergestell­t, allerdings dem aktuellen Schönheits­ideal angepasst. Die Ausstellun­g im Käthe-Kruse-Puppenmuse­um in der Pflegstraß­e in Donauwörth ist noch bis 30. September jeweils dienstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Am kommenden Sonntag findet ab 14 Uhr eine Kinderführ­ung durch die Ausstellun­g statt. Bei diesem Internatio nalen Museumstag für Kinder auch im Programm: „Wir bauen Stabpuppen“

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 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Thomas Heitele ist Puppenkenn­er. Seine Schätze nennt er „einzigarti­g“und „fantastisc­h“. Das scheint zu stimmen, denn die Besucher des Käthe Kruse Museums kommen teils von weit entfernten Orten nach Donauwörth.
Foto: Helmut Bissinger Thomas Heitele ist Puppenkenn­er. Seine Schätze nennt er „einzigarti­g“und „fantastisc­h“. Das scheint zu stimmen, denn die Besucher des Käthe Kruse Museums kommen teils von weit entfernten Orten nach Donauwörth.

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