Bitte (nicht) füttern
Natur Warum Vögel nicht nur im Winter unsere Hilfe brauchen
Ja, kommt denn jetzt schon wieder der Winter, dass wir an dieser Stelle über das Füttern von Vögeln nachzudenken beginnen? Wir haben doch Frühling, der schon längst ein Sommer ist. Der Gabentisch für die Vögel sollte reichlich gedeckt sein. Schon hier beginnt der Streit der Experten.
Da gibt es Professor Peter Berthold, 79. Der sagt ganz aktuell, das Vogelfüttern im Sommer sei leider mittlerweile wichtiger als im Winter. Der ehemalige Leiter der renommierten Vogelwarte Radolfzell am Bodensee sagt: Amseln, Spatzen, Meisen und Co. brauchen gerade jetzt viel Energie und Eiweiß. Weil sie ja mit der Aufzucht des Nachwuchses beschäftigt sind. Und weil wegen des Insektensterbens nun akuter Nahrungsmangel herrsche.
Hilft nichts, sagt im Prinzip der Naturschutzbund Nabu. Denn wer würde von der Fütterung im Garten profitieren? Vielleicht nur zehn bis 15 Vogelarten. Die sind immer da. Und ihnen scheint es nicht so schlecht zu gehen. Stabile oder wachsende Populationen würden das beweisen.
Der erfahrene Vogelkundler Berthold glaubt das nicht: „Immer mehr haben Vögel sogar Probleme, Eier auszubilden, oder brüten gar nicht mehr.“Die Siedlungsdichte von Vögeln in Deutschland sei insgesamt 80 Prozent geringer als vor gut 200 Jahren. Wobei der größte Teil des Rückgangs auf die Zeit nach 1960 falle. Für Berthold eine „Form galoppierender Schwindsucht“.
Nur: Auch er weiß, dass allein das Füttern der Vögel im Sommer nicht reicht. Das eigentliche Problem ist das Insektensterben. Das jüngst von der EU erlassene Verbot für den Einsatz bienenschädlicher Insektengifte kommt für ihn viel zu spät.