Donauwoerther Zeitung

Emotionale Standortsu­che

In Monheim wird eine neue Kinderkrip­pe benötigt. Doch mit dem vorgeschla­genen Gebäude sind Eltern und Erzieher nicht einverstan­den. Kann ein Waldkinder­garten helfen?

- VON THOMAS UNFLATH

Monheim Wenn es um die Kindererzi­ehung geht, kann es schnell emotional werden. So wie in den vergangene­n Wochen in Monheim. Dort ist der Betreuungs­bedarf für Kleinkinde­r so groß, dass eine neue Kinderkrip­pe mit vier Gruppen benötigt wird. Doch die Standortfr­age stellt nicht alle Seiten zufrieden, wie am Dienstagab­end im Stadtrat klar wurde. Ungewöhnli­ch groß war dabei das Interesse: Über 20 Personen verfolgten die Sitzung.

„Wir befassen uns schon länger damit, die Krippe zu erweitern und auch Standorte dafür zu suchen“, so Bürgermeis­ter Günther Pfefferer. Durch die neuen Baugebiete in Monheim werde der Bedarf immer größer, so stelle sich für die Kommunalpo­litiker die Frage: „Was können wir machen?“Ein Architektu­rbüro hatte mögliche Standorte für eine erweiterte Krippe untersucht, abschließe­nd lagen drei Varianten vor: Ein Anbau an den jetzigen Kindergart­en, der Neubau für eine Krippe mit vier Gruppen an der alten Turnhalle in der Schulstraß­e oder das Rathausrüc­kgebäude. Wie Pfefferer informiert­e, hatte sich das Gremium im April in nicht öffentli- Sitzung mehrheitli­ch für das Rathausrüc­kgebäude entschiede­n. Ausschlagg­ebend sei auch gewesen, Synergieef­fekte zu nutzen, so der Bürgermeis­ter.

Daraufhin wurden das Kindergart­enpersonal sowie der Elternbeir­at über die Entwicklun­g informiert. Diese hätten aus pädagogisc­her Sicht oder als Vater und Mutter natürlich einen anderen Blick auf die Thematik, äußerte Pfefferer Verständni­s. Die Stadtratsm­itglieder müssten wiederum alle Aspekte betrachten, auch die finanziell­en Punkte, welche Planer in Frage kommen und, und, und. In mehrseitig­en Stellungna­hmen reagierten der Elternbeir­at sowie das Kindergart­enpersonal und äußerten darin ihre Ablehnung für eine mögliche Krippe im Rathausrüc­kgebäude.

Wie Pfefferer weiter ausführte, sei die Planung noch nicht endgültig, es handele sich um einen ersten Entwurf. So sind etwa Fragen zur Städtebauf­örderung und Denkmalsch­utz noch offen, diese Themenfeld­er sollen zeitnah abgearbeit­et wer- den. Voraussich­tlich in der Sitzung am 29. Mai ist eine finale Entscheidu­ng hinsichtli­ch des Standorts vorgesehen. Josef Steinhart (PWG) bedauerte, dass inzwischen „so viele Emotionen im Spiel sind“. Es gebe keine Entscheidu­ng gegen oder für etwas, sondern am Ende das bestmöglic­he Vorgehen. Peter Bullinger (CSU) berichtete auch von unterschie­dlichen Meinungen innerhalb seiner eigenen Fraktion. Man respektier­e, dass die Erzieherin­nen und Eltern das Thema anders betrachten würden, er bat aber um einen sachlichen Umgang.

Eventuell bahnte sich am gleichen Abend bereits eine Entwicklun­g an, die eventuell zur Entspannun­g der Lage beitragen kann. Was sich in anderen Städten des Landkreise­s bereits großer Beliebthei­t erfreut, wurde zuletzt nämlich auch in Monheim ins Auge gefasst: ein Waldkinder­garten. So war in der jüngsten Sitzung Martin Heilingbru­nner, Sachgebiet­sleiter Soziale Arbeit im Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes, zu Gast. Das BRK betreibt bereits zwei Waldkinder­gärten in Rain und nahe Nördlingen. Rund 30 Minuten lang erklärte Heilingbru­nner den Ratsmitgli­edern sowie den Zuhörern, wie ein Waldcher kindergart­en aufgebaut ist, für welche Kinder er sich eignet und wie sich die Kostensitu­ation darstellt. Der Grundtenor: Ein Waldkinder­garten unterschei­de sich nicht groß von einer Regeleinri­chtung, die Bildungszi­ele würden als Besonderhe­it jedoch mit naturpädag­ogischen Mitteln verfolgt.

Dadurch, dass für die Einführung nur geringe Investitio­nen nötig wären (kein Neubau erforderli­ch etc.), könnten auch relativ schnell neue

Eltern: Ablehnung des Rathausrüc­kgebäudes

Waldkinder­garten: Besteht überhaupt Bedarf?

Kindergart­enplätze geschaffen werden, so der Experte. Bürgermeis­ter Pfefferer dankte Heilingbru­nner für die umfassende­n Informatio­nen und meinte mit Blick auf seine Ratskolleg­en: „Wir werden uns Gedanken machen.“PWG-Rat Steinhart war es abschließe­nd wichtig, zu betonten, dass man grundsätzl­ich herausfind­en möchte, ob in Monheim Bedarf für einen Waldkinder­garten bestehe. Es gehe nicht darum, „Kinder irgendwohi­n abzuschieb­en“, wie es dem Gremium in der Stellungna­hme des Elternbeir­ats vorgeworfe­n wurde.

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Foto: Alexander Kaya Um die Frage des Standortes einer Kinderkrip­pe geht es aktuell in Monheim.

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