Barrieren in Donauwörth überwinden
Es fing mit einem Schulprojekt der Privaten Wirtschaftsschule an. Daraus entstand ein Stadtführer für Menschen mit Behinderung, der jetzt vom Freistaat ausgezeichnet wurde
Donauwörth Eine Stadt kann viele Geschichten erzählen. Die gängigen Stadtführer oder Hinweistafeln bereiten allerdings Menschen mit Behinderung oftmals Probleme: Viel Text in kleiner Schrift ist zu bewältigen. Abhilfe könnte ein „Stadtführer in Leichter Sprache“leisten. Einen solchen gibt es seit einem Jahr auch für die Große Kreisstadt Donauwörth. Jetzt wurde das Projekt mit dem Signet „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei“des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales ausgezeichnet.
Der originelle Stadtführer, jetzt in zweiter, aktualisierter Auflage, ist das Ergebnis eines Projekts, das elf Schüler der 10. Jahrgangsstufe der Privaten Wirtschaftsschule Donauwörth und Menschen mit Behinderungen der Stiftung Sankt Johannes erarbeitet haben.
Auch Ulrike Steger, Leiterin der Donauwörther Tourist-Information, war maßgeblich an dem Vorhaben beteiligt. In der 20-seitigen Broschüre im Format DIN A4 werden 18 Sehenswürdigkeiten mit Fotos, Symbolen und schlagwortartigen Texten, Hinweisen auf barrierefreie Parkhäuser, Cafés, Toiletten oder Hindernisse auf der Route vorgestellt. Natürlich gibt es auch einen Stadtplan, auf dem ein „langer Weg“und ein „kurzer Weg – für Rollstuhlfahrer“eingezeichnet sind.
Beim Stichwort Färbertor beispielsweise kann man lesen:
„Das Färber-Tor wurde vor sehr langer Zeit gebaut. Es erhielt seinen Namen durch die Färber. Die Färber färbten Wolle und Stoffe. Deswegen liegt das Färber-Tor an der Wörnitz. Die Wörnitz ist der Fluss im Ried. Heute finden dort Ausstellungen statt.“
Die Begegnung „auf Augenhöhe“zwischen Menschen mit Behinderung und den Schülern der Privaten Wirtschaftsschule bezeichneten die Projektteilnehmer als den eigentlichen Gewinn. „Die Projektgruppe wuchs im gemeinsamen Tun zusammen“, resümierte Doris Glötzl, Projektleiterin seitens der PWS.
Geschäftsführer Robert Freiberger von der Stiftung Sankt Johannes bedankte sich bei der Begrüßung der Gäste beim Haus Donaublick, Zirgesheimer Straße 27A, bei der Wirtschaftsschule und der Stadt Donauwörth für das gelungene Vorhaben. „Wir freuen uns auch darüber, dass andere Kommunen sich für unser Projekt interessieren.“Oberbürgermeister Achim Neudert bezeichnete Inklusion indessen als großes Projekt und bedankte sich bei allen Beteiligten. Carsten Limmer, Geschäftsführer der Privaten Schulen Dr. Limmer, stellte indessen erfreut fest, dass sich Jugendliche bei diesem Vorhaben engagiert haben und dabei erkannten, dass es Menschen mit Behinderung gibt, mit denen man zusammenarbeiten könne. Ähnlich äußerte sich auch Tanja Riedel, Projektleiterin des Fachdienstes für Inklusion der Stiftung Sankt Johannes, die das Kooperationsprojekt ins Leben gerufen hatte.
Thomas Schütz, Leiter des Sachgebiets Soziales und Jugend bei der Regierung von Schwaben, informierte die Anwesenden, dass das Programm „Bayern barrierefrei“der Bayerischen Staatsregierung bis zum Jahr 2023 umgesetzt werden soll.
Der Staat benötige engagierte Mitstreiter, die die Vorteile der Barrierefreiheit erkennen und beim Abbau
Barrieren in den Köpfen beseitigen
von Barrieren mitmachen. Es gebe leider noch „Barrieren in den Köpfen“, die letztendlich die Behinderung verursachen.
Er schloss seine Rede mit den Worten: „Dieses Projekt ist deswegen so bemerkenswert, weil es ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie Barrieren in den Köpfen beseitigt werden können und Inklusion gelingen kann.“Unter Beifall übergab er das Signet an Geschäftsführer Robert Freiberger.