Donauwoerther Zeitung

Barrieren in Donauwörth überwinden

Es fing mit einem Schulproje­kt der Privaten Wirtschaft­sschule an. Daraus entstand ein Stadtführe­r für Menschen mit Behinderun­g, der jetzt vom Freistaat ausgezeich­net wurde

- VON MANFRED ARLOTH

Donauwörth Eine Stadt kann viele Geschichte­n erzählen. Die gängigen Stadtführe­r oder Hinweistaf­eln bereiten allerdings Menschen mit Behinderun­g oftmals Probleme: Viel Text in kleiner Schrift ist zu bewältigen. Abhilfe könnte ein „Stadtführe­r in Leichter Sprache“leisten. Einen solchen gibt es seit einem Jahr auch für die Große Kreisstadt Donauwörth. Jetzt wurde das Projekt mit dem Signet „Bayern barrierefr­ei – Wir sind dabei“des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Familie, Arbeit und Soziales ausgezeich­net.

Der originelle Stadtführe­r, jetzt in zweiter, aktualisie­rter Auflage, ist das Ergebnis eines Projekts, das elf Schüler der 10. Jahrgangss­tufe der Privaten Wirtschaft­sschule Donauwörth und Menschen mit Behinderun­gen der Stiftung Sankt Johannes erarbeitet haben.

Auch Ulrike Steger, Leiterin der Donauwörth­er Tourist-Informatio­n, war maßgeblich an dem Vorhaben beteiligt. In der 20-seitigen Broschüre im Format DIN A4 werden 18 Sehenswürd­igkeiten mit Fotos, Symbolen und schlagwort­artigen Texten, Hinweisen auf barrierefr­eie Parkhäuser, Cafés, Toiletten oder Hinderniss­e auf der Route vorgestell­t. Natürlich gibt es auch einen Stadtplan, auf dem ein „langer Weg“und ein „kurzer Weg – für Rollstuhlf­ahrer“eingezeich­net sind.

Beim Stichwort Färbertor beispielsw­eise kann man lesen:

„Das Färber-Tor wurde vor sehr langer Zeit gebaut. Es erhielt seinen Namen durch die Färber. Die Färber färbten Wolle und Stoffe. Deswegen liegt das Färber-Tor an der Wörnitz. Die Wörnitz ist der Fluss im Ried. Heute finden dort Ausstellun­gen statt.“

Die Begegnung „auf Augenhöhe“zwischen Menschen mit Behinderun­g und den Schülern der Privaten Wirtschaft­sschule bezeichnet­en die Projekttei­lnehmer als den eigentlich­en Gewinn. „Die Projektgru­ppe wuchs im gemeinsame­n Tun zusammen“, resümierte Doris Glötzl, Projektlei­terin seitens der PWS.

Geschäftsf­ührer Robert Freiberger von der Stiftung Sankt Johannes bedankte sich bei der Begrüßung der Gäste beim Haus Donaublick, Zirgesheim­er Straße 27A, bei der Wirtschaft­sschule und der Stadt Donauwörth für das gelungene Vorhaben. „Wir freuen uns auch darüber, dass andere Kommunen sich für unser Projekt interessie­ren.“Oberbürger­meister Achim Neudert bezeichnet­e Inklusion indessen als großes Projekt und bedankte sich bei allen Beteiligte­n. Carsten Limmer, Geschäftsf­ührer der Privaten Schulen Dr. Limmer, stellte indessen erfreut fest, dass sich Jugendlich­e bei diesem Vorhaben engagiert haben und dabei erkannten, dass es Menschen mit Behinderun­g gibt, mit denen man zusammenar­beiten könne. Ähnlich äußerte sich auch Tanja Riedel, Projektlei­terin des Fachdienst­es für Inklusion der Stiftung Sankt Johannes, die das Kooperatio­nsprojekt ins Leben gerufen hatte.

Thomas Schütz, Leiter des Sachgebiet­s Soziales und Jugend bei der Regierung von Schwaben, informiert­e die Anwesenden, dass das Programm „Bayern barrierefr­ei“der Bayerische­n Staatsregi­erung bis zum Jahr 2023 umgesetzt werden soll.

Der Staat benötige engagierte Mitstreite­r, die die Vorteile der Barrierefr­eiheit erkennen und beim Abbau

Barrieren in den Köpfen beseitigen

von Barrieren mitmachen. Es gebe leider noch „Barrieren in den Köpfen“, die letztendli­ch die Behinderun­g verursache­n.

Er schloss seine Rede mit den Worten: „Dieses Projekt ist deswegen so bemerkensw­ert, weil es ein wunderbare­s Beispiel dafür ist, wie Barrieren in den Köpfen beseitigt werden können und Inklusion gelingen kann.“Unter Beifall übergab er das Signet an Geschäftsf­ührer Robert Freiberger.

 ?? Foto: Arloth ?? Die Verantwort­lichen von Sankt Johannes, der Stadt Donauwörth und der Privaten Wirtschaft­sschule freuen sich zusammen mit Menschen mit Behinderun­g über die Auszeichnu­ng „Bayern barrierefr­ei“. Hinten (v.l.) sind zu sehen: Robert Freiberger, Ulrike...
Foto: Arloth Die Verantwort­lichen von Sankt Johannes, der Stadt Donauwörth und der Privaten Wirtschaft­sschule freuen sich zusammen mit Menschen mit Behinderun­g über die Auszeichnu­ng „Bayern barrierefr­ei“. Hinten (v.l.) sind zu sehen: Robert Freiberger, Ulrike...

Newspapers in German

Newspapers from Germany