Vom Fußballrasen in den Hausgarten
Der Großsorheimer Robert Strauß hat mit dem 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt geschafft. Wie groß die Anspannung war und was im Urlaub geplant ist
Heidenheim/Harburg Großsorheim Die Erleichterung ist Diana Strauß ins Gesicht geschrieben. Mit den beiden Sprösslingen Liliana und Joshua steht sie in Block G2 der Voith Arena und sagt: „Die ganze Familie freut sich.“Ihr Mann, der Fußballprofi Robert Strauß, jubelt indes in der Fankurve mit seinen Mannschaftskollegen. Soeben hat der 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt geschafft. Der Fußballprofi, der im Harburger Stadtteil Großsorheim wohnt, wird somit auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga spielen.
Robert Strauß eilt inzwischen über das ganze Spielfeld zu Frau und Kindern. Es werden ein paar Worte der Freude gewechselt. Dann muss er zu Presse und Fanfest. Sie hoffe ja doch, antwortet sie auf eine Frage, dass trotz der großen Feiern, ihr Mann „schon noch heute“nach Hause komme.
Nicht nur Diana Strauß ist im Stadion, auch Vater, Bruder, Verwandtschaft und Freunde. Sie haben ihrem Robby die Daumen gedrückt, wissen sie doch am ehesten, wie er für den Klassenerhalt gearbeitet hat. Ja, es sei ein ganz persönliches Ziel gewesen. Ja, man trage die Probleme in der Mannschaft mit nach Hause. Ja, alle hätten keine leichte Zeit durchlebt, sagt Robert Strauß einen Tag nach dem entscheidenden 1:1 gegen Greuther Fürth. Beide Teams verbleiben in der Liga. Strauß ist wieder in Großsorheim. Die große Welt des Fußballs, des Rummels und der Fernsehkameras ist weit weg.
„Mein Vertrag hätte auch für die dritte Liga gegolten“, bekennt der sympathische Fußballer, der aus seiner Bodenständigkeit nie einen Hehl gemacht hat. Mitte März hatte er den Kontrakt vorzeitig um ein Jahr verlängert.
Der FCH sei zu seiner fußballerischen Heimat geworden. Es sei keine Option gewesen, „mich nach einem anderen Verein umzuschauen“. Er habe unbedingt „hierbleiben“wollen. Und so sei es schön, dass der Verein seine Treue und Verbundenheit schätze.
Nun ist erst einmal Urlaub ange- sagt. Bis 20. Juni kann sich der Verteidiger ganz seiner Frau, seiner dreijährigen Tochter Liliana und dem fünf Monate alten Sohn Joshua widmen, unbelastet von den Ereignissen auf dem Fußballplatz. Im neuen Haus in Großsorheim wird auch oft Vater Friedrich vorbeischauen, denn jetzt soll der Garten angelegt werden. Da wolle er gemeinsam mit dem Vater kräftig mit Hand anlegen, meint Strauß. Das sei gut für die Fitness. Unabhängig davon hat er vom Trainer einen individuellen Lauf- und Kräftigungsplan erhalten. Zwei- bis dreimal pro Woche muss er sich fit halten.
Im Urlaub wird dann auch Zeit bleiben, vom Druck befreit, die Vorzüge der Region zu genießen. Manchmal werde er angesprochen, wenn er mit der Familie in Nördlingen oder Donauwörth ist, um etwas einzukaufen. Das sei ihm aber nicht lästig. In Großsorheim fühle er sich pudelwohl, „weil ich hier zu Hause bin“. Diana Strauß, in Dresden geboren, sieht es mittlerweile auch so. Sie genießt die beschauliche Ruhe und das Miteinander im kleinen Dorf.
Aus unserer Zeitung hat Strauß erfahren, dass der SV Großsorheim in der A-Klasse mittlerweile ganz nach hinten gerutscht ist. Am Samstag will er den Jungs die Daumen drücken und sie am Spielfeldrand unterstützen. Nur durch einen Sieg und Patzer der Konkurrenz kann der SVG die Klasse halten – eine Situation, die Robert Strauß nur zu gut kennt.
„Der FCH ist ein großer Teil meines Lebens geworden und die schönste Station meiner Fußballkarriere“, sagt er. Von Beginn an habe man gewusst, dass es eine enge Saison werde. Noch nie, weder beim SV Großsorheim, beim TSV Nördlingen, beim FC Augsburg oder bei Erzgebirge Aue, sei er abgestiegen. „Deswegen war ich zuversichtlich.“Alle im Team hätten in den letzten Wochen versucht, sehr konzentriert aufzulaufen. Die Familie habe alles Belastende von ihm ferngehalten.
Strauß, nun seit 15 Jahren Fußballprofi, schöpft in Großsorheim Ruhe. Er möchte mit seinen Leistungen auch mit 31 Jahren überzeugen. Gemeinsam mit Marc Schnatterer gehört er zu den ältesten in der Mannschaft. Er versuche, so Strauß, den jungen Spielern, wie Kevin Sessa, der auf seiner Position spiele, Erfahrungen weiterzugeben. „Auch wenn er mich irgendwann verdrängen könnte, ist es nicht meine Art, ihm deswegen nicht zu helfen.“Er gebe Tipps, damit sich der Mitspieler verbessern können, „denn das hilft der Mannschaft und wir profitieren alle davon“.