Das Kreuz an Pfingsten
Das Kreuz ist da, es war da – und es wird da sein. Vor dem Sitzungssaal im Donauwörther Rathaus hängt ein mächtiges Kruzifix. Stolz, erhaben – und doch irgendwie erwärmend, mutmachend wirkt es. Es gibt keinen Streit darum, es ist Teil dieser Stadt. Es ist selbstverständlich. Das ist gut so.
Unter ihm begrüßt man Gäste, reicht sich die Hand, Stadträte diskutieren und disputieren. Man gerät auch mal aneinander und verträgt sich hernach wieder. Vielleicht drängt einen ja der Blick zum Kreuz dazu – und damit verbunden die Mahnung Christi, des Gottessohnes und Erlösers, sich doch letzten Endes zu besinnen und zu versöhnen. So ist man hier oft noch erzogen. Gott sei Dank. Und das alles ist nun mal Teil einer christlich geprägten politischen Kultur, auch wenn das nicht jeder gleich merken mag.
Was das mit Pfingsten zu tun hat? Viel. Der Heilige Geist kam auf die Jünger, er prägte das Christentum und somit unser Land, diese Region, diese Stadt. Trotz des allzu oft von uns Menschen verursachten und zu tragenden Leids in der Historie, trotz unserer menschlichen Fehlgriffe wirkt diese gute Prägung.
Und so war das Kreuz da, es ist da, wird da sein. Es gehört zu uns, wie eben das Christentum zu unserem Heimatland generell gehört. Es ermahnt uns zur Demut, den Kopf auch mal zu senken, um dann den Blick wieder nach oben, und zwar nach ganz oben, zu richten. Es ermahnt uns einander trotz der hier vorhandenen Schwierigkeiten zu (er-)tragen, gibt uns Hoffnung, zeigt Liebe, die wir vielleicht gar nicht verdient haben. Und: Es zwingt keinen Menschen zu irgendwas. Es ist Zeichen der christlichen Freiheit.
Es ist auch Symbol des christlichen Fundaments unseres kulturellen und sozialen Lebens hier. Traurig und tragisch nur, dass das nicht unbedingt jedem bewusst ist – so wie Pfingsten heute vielen eher als Urlaubszeit gelegen kommt. Man sollte den Geist Gottes achten: Das Christentum, so hatte es einst jemand passend ausgedrückt, ist die Seele unserer Zivilisation. Ließe man sie verkümmern – der Körper würde bald folgen. Vielleicht mag man beim Blick auf das Kreuz einmal wieder an das Geschenk des christlichen Glaubens denken – und an all das Segensreiche, was wir als „normal“hinnehmen. Gleich ob das Kreuz Jesu am Wegesrand steht, in der Kirche das Zentrum bildet oder in einer bayerischen Amtsstube hängt: Es gehört zu uns und es will uns überall etwas sagen.