Was der beste Schutz vor Kriminalität ist „Mit Ihrem starken Gerechtigkeitsempfinden, Ihrem außerordentlichen Verhandlungsgeschick und stets gelenkt von einem positiven Menschenbild waren Sie eine hoch anerkannte Führungskraft des bayerischen Strafvollzug
Friedhelm Kirchhof wird bei einem Festakt offiziell als Leiter der JVA Kaisheim verabschiedet. Welches Lob Minister Winfried Bausback für ihn und seinen Nachfolger Peter Landauer parat hat
Kaisheim
Mit großem Lob ist bei einem mehr als zweieinhalbstündigen Festakt am Freitag Friedhelm Kirchhoff, der langjährige Leiter der Justizvollzugsanstalten Kaisheim, Neuburg, Ingolstadt und Eichstätt, offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. Zahlreiche Redner – an der Spitze der bayerische Justizminister Winfried Bausback – würdigten den ehemaligen Direktor und hießen seinen Nachfolger Peter Landauer willkommen.
Der eigentliche Amtswechsel fand – wie gemeldet – bereits zum 1. November 2017 statt. Kirchhoff äußerte damals den Wunsch, die Feier solle im Kaisersaal stattfinden. Der ist – weil er nicht beheizt werden kann – aber über den Winter nicht benutzbar. So fanden sich nun an einem sonnigen Maitag führende Vertreter der bayerischen Justiz und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein.
Minister Bausback zeichnete die Karriere Kirchhoffs nach. Der befand sich seit 1980 im Justizdienst und kam 1995 nach Kaisheim. Kirchhoff habe die ihm anvertrauten Anstalten „wie kaum ein anderer geformt“, sie nicht nur baulich, sondern vor allem auch inhaltlich geprägt. Bausback lobte den Direktor: „Mit Ihrem starken Gerechtigkeitsempfinden, Ihrem außerordentlichen Verhandlungsgeschick und stets gelenkt von einem positi- ven Menschenbild waren Sie eine hoch anerkannte Führungskraft des bayerischen Strafvollzugs.“Selbst schwierigste Aufgaben seien bei Kirchhoff in besten Händen gewesen.
Der Minister erinnerte daran, dass Friedhelm Kirchhoff nicht nur mit Kaisheim eines der großen Gefängnisse im Freistaat zu leiten hatte, sondern auch den Umbau der JVA in Eichstätt zu einer Abschie- beanstalt begleitete. Deren Betrieb habe sich in der jüngeren Vergangenheit als herausfordernde Aufgabe erwiesen.
Bei Peter Landauer fielen Bausback die vielen Stufen auf, die dieser während seiner Laufbahn seit 1986 schon genommen habe. Der inzwischen 59-Jährige war von 2004 an Direktor in der JVA Niederschönenfeld, ehe er im vorigen Jahr nach Kaisheim „aufstieg“. Die Leitung dieser Anstalt liege bei Landauer „in besten Händen“. Er glaube, dass dieser aufgrund seiner großen Einsatzbereitschaft, seines kooperativen und klaren Führungsstils und seiner umfassenden Fachkompetenz die Aufgabe in Kaisheim meistern werde.
Neben Bausback würdigte gleich eine ganze Reihe von Rednern das Wirken von Friedhelm Kirchhoff: Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler, der auch dem Anstaltsbeirat angehört, Landrat-Stellvertreter Reinhold Bittner, der Kaisheimer Bürgermeister Martin Scharr, ExRathauschef Franz Oppel, Personalrat-Vorsitzender Johann Spurny und stellvertretender Leiter Marc Döschl. Zudem wünschten die Genannten dem neuen JVA-Chef ein glückliches Händchen bei seiner Arbeit.
Friedhelm Kirchhoff sagte, er spüre eine tiefe Befriedigung bei (Rück-)Blick auf sein Berufsleben. Die JVA habe sich baulich, personell und inhaltlich entwickelt: „Dies war nur möglich, weil ich hervorragende Mitarbeiter hatte.“Kirchhoff sprach auch Probleme an, die im Strafvollzug zugenommen haben. Er nannte den Rauschgiftkonsum sowie das bis dahin ungekannte Aggressionsund Gewaltpotenzial von Gefangenen mit osteuropäischen Wurzeln als Beispiele.
Dazu stellte der pensionierte Direktor fest: „Der Strafvollzug ist ein Spiegelbild von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen.“Ebenso sagte Kirchhoff: „Eine gute Sozialpolitik ist der beste Schutz vor Kriminalität.“Zum Thema Abschiebehaft verwies er auf die Schicksale der betroffenen Personen – und merkte an: Als einzige Möglichkeit bleibe in dieser Situation, die Humanität zu bewahren, so gut es gehe. Nach seiner rund 40-minütigen Abschiedsrede bekam Kirchhoff anhaltenden Applaus.
Peter Landauer schilderte seine ersten Eindrücke von seinem neuen Arbeitsplatz – „ein Rädchen greift in das andere“– und dankte für die freundliche Aufnahme.
Den Festakt gestalteten Pianist Bernd Jung und die JVA-Kapelle „Gitterklang“musikalisch.
Wissenswert
Der Direktor der Justizvollzugsan stalt (JVA) Kaisheim ist für insge samt vier Gefängnisse verantwortlich. Das größte ist die Anstalt in Kais heim mit 273 festen Mitarbeitern und über 600 Häftlingen. Zudem ist der Leiter zuständig für die JVA Neu burg (22 Bedienstete, 73 Haft plätze), die JVA Ingolstadt (elf Be dienstete, 44 Haftplätze) und die JVA Eichstätt. Letztere wurde in den vergangenen Jahren zu einer Ab schiebungshaftanstalt mit 46 Be diensteten und 96 Haftplätzen umgebaut. (wwi)
Winfried Bausback über Friedhelm Kirchhoff