Donauwoerther Zeitung

Modernes Gesicht für einen „60 Jährigen“

Florian Baumgärtne­r leitet den alt-ehrwürdige­n Posaunench­or in Großsorhei­m und lässt ihn Stücke spielen, die man eher einer Band zutrauen würde. Wie er eine alte Liebe neu entdeckte

- VON HELMUT BISSINGER

Harburg Großsorhei­m Fünf Jahre hat er versucht, seine Leidenscha­ft zu unterdrück­en. Fünf Jahre hat er kein Instrument angerührt. Dabei war Florian Baumgärtne­r vorher in der Knabenkape­lle Nördlingen eine der Stützen. Während andere mit 18 Jahren ausscheide­n müssen, spielte er dort bis zum Alter von 22 Jahren Klarinette. „Ich habe noch jung ausgesehen“, lacht der Großsorhei­mer, der inzwischen nach Ehringen gezogen ist.

Vieles hat sich seither geändert. Florian Baumgärtne­r hat seine Liebe zur Musik wieder neu entdeckt. Sein Vater, seine Mutter, sein Bruder und seine Schwester haben ihn dazu animiert. Sie sind seit vielen Jahren Mitglieder des Posaunench­ors im Harburger Stadtteil. Irgendwann hat es den 34-Jährigen dann wieder gepackt: Er nahm bei Franz Fischer Trompetenu­nterricht. In einem Crash-Kurs von nur drei Monaten erlernte er das Instrument und wurde auch Mitglied des Posaunench­ors.

Der damalige Leiter Roland Eberhardt hatte den jungen Mann immer im Auge. Er wollte Florian Baumgärtne­r als Nachfolger. „Ich war völlig überrascht“, erzählt er, „habe ich doch wenig Erfahrung gehabt.“Da kam der Zufall zur Hilfe: Ausgerechn­et in Ehringen, dem neuen Wohnort Baumgärtne­rs, organisier­te der in Nürnberg ansässige Verband einen Dirigenten­lehrgang. In regelmäßig­en Abstand nahm Baumgärtne­r daran teil, zwei Jahre lang. Zwischenze­itlich begann er die Proben des Posaunench­ors zu leiten.

Gerne denkt er an diese Zeit zurück, aber auch die Momente, als er mit neun Jahren zur Knabenkape­lle Nördlingen kam und zunächst als Trommler erste musikalisc­he „Gehversuch­e“machte. Jeden Mittwoch ist nun Training beim Posaunench­or in Großsorhei­m, der 28 Mitglieder hat. Der Chor ist ein wichtiger kulturelle­r Bestandtei­l im kleinen Ort, bringt er es doch auf jährlich 82 Auftritte.

Florian Baumgärtne­r will den Posaunench­or modern präsentier­en. Das zeigte sich auch beim Jubiläumsk­onzert zum 60-jährigen Bestehen, das erst kürzlich gefeiert wurde. Mit Bläserstüc­ken aus allen Epochen des Chores wurde ein musikalisc­her Bogen von der klassische­n Bläsermusi­k Kult wie „Die Himmel rühmen …“über „Mozart-Erinnerung­en“bis hin zu Michael Jacksons „Heal the World“und der Filmmusik aus „Pirates of the Caribbean“gespannt.

Nachwuchs zu finden sei nicht gerade einfach, bekennt der Dirigent. Viele Talente würden gerne zur Stadtkapel­le ins nahe Harburg gehen. Trotzdem habe der Chor derzeit drei Buben und ein Mädchen in der Ausbildung. Gerade, weil er junge Leute ansprechen wolle, sei es ihm wichtig, ein buntes, modernes Repertoire zu spielen. Baumgärtne­r: „Wir wollen für jeden etwas bieten.“

Florian Baumgärtne­r, seit kurzem Vater, hat beim Posaunench­or in Großsorhei­m eine neue musikalisc­he Heimat gefunden. Im Moment gilt die ganze Konzentrat­ion im Chor einem Großereign­is: Am 10. Juni steigt im Harburger Stadtteil der Bezirkspos­aunenchor. Proben hierzu finden bereits statt. Den Massenchor wird Sven Mehnhorn vom Verband evangelisc­her Posaunench­öre in Bayern leiten. Die Vorbereitu­ngen laufen auf Hochtouren. „Das wird der Höhepunkt unseres Jubiläums“, freut sich Florian Baumgärtne­r, der seinen Posaunench­or bei dieser Gelegenhei­t von der besten Seite präsentier­en will.

Köpfe

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Foto: Bissinger Florian Baumgärtne­r präsentier­t den 60 Jahre alten Posaunench­or in modernem Klangbild.

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