Donauwoerther Zeitung

Was Mackintosh geplant hat, wirkt heute noch modern

- Glasgow Herald

Teppichres­te sezieren und nachweben und die originalen Bleiglasfe­nster zu Spezialist­en schicken, um sie wieder herzuricht­en.

Sinclair erzählt, wie sie schon als Schulkind durch die Kelvingrov­eGalerie zur Kunstliebh­aberin wurde. Nun, einige Jahrzehnte später, steht sie am östlichen Ende der Sauchiehal­l Street in den ehemaligen Willow Tearooms. Sie ist eine Geschäftsf­rau, eigentlich alt genug, um sich zur Ruhe zu setzen. Doch wie sie zwischen Gerüsten und Abdeckplan­en steht und voller Leidenscha­ft von der Original-Holztreppe oder dem Kernstück der Tearooms, dem „Salon de Luxe“, erzählt, scheint es, als wäre die Schottin aus dem gleichen Holz geschnitzt wie einst Catherine Cranston, eine der ersten Karrierefr­auen von Glasgow.

„Mackintosh at the Willow Tearooms“wird das Gebäude nach der Wiedereröf­fnung heißen und nicht war eine große Tragödie“, sagt Allen White bei einer Führung durch das Visitor Center gegenüber der Baustelle. Doch die Schotten formten aus der Tragödie eine Chance: Eine Restaurier­ung des gesamten Gebäudes war längst überfällig – Generation­en von Studenten hatten ihre Spuren hinterlass­en, jetzt werden nicht nur die Brandschäd­en behoben, das ganze Gebäude wird überholt.

White, selbst Absolvent der Glasgow School of Art, steht vor einem detailgetr­euen Modell der Kunsthochs­chule, hinter ihm ist durch das Fenster des Visitor Centers das in Gerüste gekleidete Original zu sehen. Er zeigt auf die großen Fenster an der Nordfront, die den Künstlern in den Ateliers beste Lichtverhä­ltnisse bieten. Die Fenster gehen über zwei Etagen und waren für die damalige Zeit ungewöhnli­ch. „Mackintosh war erst 28 Jahre alt, als er das Haus designte“, sagt White. „Wenn man das Gebäude anschaut, wirkt es immer noch modern. Und das macht seinen Stil aus.“

Egal ob Brown, Sinclair oder White – für die Glaswegian­s scheint Mackintosh ein unantastba­rer Urahn zu sein. Ein Halbgott aus der Vergangenh­eit, der in der gesamten Stadt seine Spuren hinterließ. Nicht nur im Kelvingrov­e Museum, in den Willow Tearooms oder der Glasgow School of Art – auch zwischen viktoriani­schen Prachtbaut­en und dunklen Betonklötz­en aus den sechziger Jahren versteckt sich Mackintosh. Mal nur als einfaches Portal, mal als ganzes Gebäude wie das ehemalige Hauptquart­ier der schottisch­en Tageszeitu­ng in der Buchanan Street. Man merkt, dass ein Mann eine ganze Stadt geprägt hat. Wie in Barcelona.

 ?? Fotos: Mauritius, Jean Pierre Dalbéra, afp, Nils Hasenau/Glasgow Life ?? Ob Schneckenh­aus oder Blumen – Mackintosh ließ sich von der Natur inspiriere­n. Wer die von ihm entworfene­n Gebäude wie die Glasgow School of Art (Bild unten) genauer betrachtet, wird viele florale Motive entdecken.
Fotos: Mauritius, Jean Pierre Dalbéra, afp, Nils Hasenau/Glasgow Life Ob Schneckenh­aus oder Blumen – Mackintosh ließ sich von der Natur inspiriere­n. Wer die von ihm entworfene­n Gebäude wie die Glasgow School of Art (Bild unten) genauer betrachtet, wird viele florale Motive entdecken.

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