Donauwoerther Zeitung

Eine spannende Lebensgeme­inschaft

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Wie geht es jetzt weiter nach der Entdeckung der beiden Substanzen? Stallforth: Wir sind insbesonde­re Grundlagen­forscher. Was uns vor allem interessie­rt: Können wir noch andere Bakterien finden, die ähnliche Wirkstoffk­ombination­en produziere­n, die vielleicht noch potenter sind? Können wir so eine sich gegenseiti­g verstärken­de Wirkstoffk­ombination vielleicht sogar als sehr verbreitet­en Mechanismu­s in anderen Mikroorgan­ismen finden? Können wir Methoden entwickeln, um sol- Der Chemiker Pierre Stallforth ist faszi niert von dem spannenden Zusam menleben von Bakterien und Amöben. Der gefürchtet­e Krankenhau­skeim MRSA, der schon zahlreiche Todes fälle in Kliniken gefordert hat, ist eine mehrfach resistente Untergrup pe einer einzigen Bakteriena­rt. Diese Mikroorgan­ismen gehören zu un seren täglichen Begleitern und fin den sich auf unserer Haut und in Schleimhäu­ten. Gesunden Menschen werden sie in der Regel auch nicht ge fährlich. Aber für Menschen, die ein geschwächt­es Immunsyste­m haben, sind sie extrem gefährlich. Das For scherteam um Stallforth schaute sich nun das Zusammensp­iel mit na türlichen Fressfeind­en von Bakterien an, mit Amöben. Diese Einzeller sind überall, wo es ein bisschen feucht ist, teilen sich nach wenigen Stunden und verschling­en Bakterien in großer Menge. Doch einigen Bakterien ist es im Laufe der Evolution gelungen, Ab wehrmechan­ismen gegen ihre Fein de aufzubauen. Beispielsw­eise entwi ckeln sie Giftstoffe, oder sie schaffen es, unverdaut in einer Amöbe zu über leben. Durch aufwendige genetische Analysen und chemische Untersuchu­n gen ist es Stallforth und seinem Team gelungen, aus den Bakterien, die von ihrem Fressfeind verschmäht werden, zwei Substanzen zu isolieren und ihre Struktur aufzukläre­n. Diese zwei Substanzen erwiesen sich als hochwirksa­m gegen den Kranken hauskeim MRSA. (huda)

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