Mayer unter Druck
Schummelvorwürfe gegen Seehofer-Vertrauten. Tobt ein „Grabenkrieg“?
Berlin Gerade jetzt, im Pulverdampf der Affäre um das Bremer AsylSchlupfloch, könnte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Unterstützung seines engen Vertrauten Stephan Mayer besonders gut gebrauchen. Doch zuerst verärgerte der Innenstaatssekretär aus Altötting seinen Chef Seehofer dadurch, dass er ihm offenbar wochenlang brisante Informationen über die Bamf-Affäre vorenthielt. Und dann werden gleich mehrere Vorwürfe gegen Mayer laut.
Wie das Magazin Spiegel berichtet, soll der 44-Jährige mit einem Trick sein Fehlen im Bundestag verschleiert haben. Er stand demnach Ende April in der Anwesenheitsliste für eine Sitzung, die um 9 Uhr begann – nahm aber zur gleichen Zeit einen Termin in Bayern wahr. Zudem habe er Wahlkreispost über das Innenministerium verschickt, um die Kostenpauschale seines Abgeordnetenbüros von gut 4300 Euro im Monat zu schonen. Mayer wird auch vorgeworfen, er habe versucht, eine Mitarbeiterin aus seinem Abgeordnetenbüro im Ministerium unterzubringen – unbefristet und angeblich zu auffällig hohen Bezügen. Als es in diesem Zusammenhang Streit mit der Gleichstellungsbeauftragten und der Personalratsvorsitzenden gegeben habe, habe Mayer den Frauen mit einem Artikel in der Bild-Zeitung gedroht.
Mayer weist auf Anfrage unserer Zeitung alle Vorwürfe zurück. Am Tag der fraglichen Sitzung habe er sich tatsächlich morgens in den „Liegenschaften des Deutschen Bundestags“aufgehalten, bevor er in seinen Wahlkreis aufgebrochen sei. In Sachen Porto sagt er: „Die Postvorgänge und -sendungen von und aus meinem Berliner Abgeordnetenbüro und meinem parlamentarischen Staatssekretärsbüro werden strikt voneinander getrennt.“Und er habe auch im Zusammenhang mit Personalangelegenheiten niemandem „mit einem Artikel in der BildZeitung gedroht“.
Ein Kenner der Verhältnisse im Innenministerium macht sich auf die Vorwürfe gegen Mayer seinen eigenen Reim: Sie könnten im Zusammenhang mit einem „Grabenkrieg“im Haus stehen. Unter den Günstlingen von Seehofers Vorgänger Thomas de Maizière (CDU) geht demnach die Angst vor einem Verlust von Macht und Posten um. So hat Seehofer kürzlich den Leiter der Abteilung Migration in den einstweiligen Ruhestand versetzt.