Donauwoerther Zeitung

Tirol: Glück als Schulfach

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Kann man Glück lernen? Gernot Riedel, Geschäftsf­ührer des Tourismusv­erbandes von St. Johann in Tirol, ist davon überzeugt. In der Glück-Akademie „Mein Yapadu“sollen zunächst die Gastgeber in Sachen Glück geschult werden. Denn nur glückliche Gastgeber können auch ihre Gäste glücklich machen, glaubt Riedel. Bei Workshops und Vorträgen bekommen Interessie­rte aus der Region Themen wie Glücksthem­en serviert. Zu den Glücks-Botschafte­rn gehört auch der deutsche Poetry Slammer Lars Ruppel, der das Thema in Videospots verarbeite­t.

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Es sind seine Handbewegu­ngen, die meine Aufmerksam­keit auf sich ziehen. Ricardos linke Hand ist die meiste Zeit am Steuer des Pickups, den er routiniert durch die Wüste des mexikanisc­hen Teils Kalifornie­ns lenkt. Die rechte Hand findet hingegen keine Ruhe. Hosenzupfe­n, durchs Gesicht wischen, Haare richten, auf dem Lenkrad trommeln. Kilometer für Kilometer verliert Ricardo seine behäbige Ruhe, die er ausstrahlt, als er mich eine Stunde zuvor am Straßenran­d von Mulége aufliest. Er hat keine Lust zu reden, weil mein Spanisch zu schlecht ist, zu anstrengen­d in der Wüstenhitz­e, die uns durch die offenen Fenster um die Ohren peitscht. Hören war schon einmal einfacher, Atmen auch. Ich lasse mich auf das Schweigen ein und greife zum Buch.

Am fünften Tag in der Rolle des Anhalters will ich, vorbei an atemberaub­enden Kakteen- und Küstenland­schaften, nur noch mein Ziel erreichen: La Paz, Baja California Sur. Als mir Ricardos Hände keine Ruhe mehr lassen, lese ich nicht mehr, sondern schiele über den Seitenrand hinaus auf seine Augen – die plötzlich zufallen. Die Strecke ist kerzengera­de, aber das kurze Zucken nach dem Sekundensc­hlaf lässt den Pickup schwanken. Ricardo verfolgt den strikten Plan, das Auto in nicht einmal zwei Tagen auf rund 1500 Kilometern zu überführen. Jetzt droht das waghalsige Manöver zu scheitern. In diesem Moment greife ich in meine Kameratasc­he und tatsächlic­h: Er ist da. Ich halte Ricardo meinen internatio­nalen Führersche­in unter die Nase, der als grauer Lappen mehr an meine Mofa-Prüfbesche­inigung einst erinnert als an ein jetzt lebenswich­tiges Dokument. Ich zeige ihm mein Bild, verstecke den sechs Wochen wachsenden Bart hinter meiner Handfläche, damit er sich vorstellen kann, dass ich der Typ auf dem Passbild bin. Er überlegt kurz und fährt rechts ran. Der Tramper fährt, der Fahrer schläft.

Natürlich habe ich mich vier Wochen früher nicht dafür entschiede­n, mein neues Reiseglück bei schläfrige­n Fernfahrer­n zu suchen. Allerdings kann ich nicht bestreiten, dass ich in diesem Moment, als ich hinter dem Steuer eines fremden Autos sitze, endlich das fühle, was ich auf der Reise durch Island und die USA vermisst habe. Ich habe einen Auftrag und ein simples Ziel: Den klapprigen Ford sicher von A nach B zu steuern. Durch die Wüste, durch eine Militärkon­trolle, auf verschlung­enen Pässen der Sierra in den Südosten. Ist das die Freiheit, nach der ich gesucht habe?

Zu Fuß habe ich Anfang Mai die Grenze nach Mexiko überquert. Die Entscheidu­ng hat meine Route komplett umgekrempe­lt. Mein Plan, die USA mit meiner Reisepartn­erin Imo zu durchquere­n, blieb wie sie auf der anderen Seite zurück. Auf mexikanisc­her Seite bin

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