Donauwoerther Zeitung

Söder liefert Bekenntnis zum ländlichen Raum

Ministerpr­äsident betont Frist bis Ende 2019 und erklärt in Daiting, warum die Einrichtun­gen wichtig sind

- VON THOMAS HILGENDORF DZ

Die Themenpale­tte bei Markus Söders Besuch in Daiting war umfassend – doch die Ankerzentr­um-Debatte stand im Fokus.

Daiting Das kleine Verspreche­n hat er schon mal gehalten: Markus Söder ist am Montagaben­d tatsächlic­h nach Daiting gekommen, wo die Schützen ihr 50-jähriges Bestehen feierten. Angekündig­t hatte er es vor eineinhalb Jahren bei einem Besuch im Landkreis Donau-Ries. Ein weiteres, politisch größeres Verspreche­n stand allerdings im Blickpunkt des Wahlkampfa­bends der CSU im Festzelt: das geplante Ankerzentr­um für Asylbewerb­er auf dem Areal der Donauwörth­er DelpKasern­e – und dessen Schließung­szeitpunkt.

Über 1000 Interessie­rte waren in die 800-Einwohner-Gemeinde gekommen, um den Ausführung­en des bayerische­n Ministerpr­äsidenten zu folgen. Der wurde freilich standesgem­äß empfangen. Defilierma­rsch beim Einzug in das geschmückt­e Zelt, der Musikverei­n Usseltal spielte bei hochsommer­lichen Temperatur­en auf, stehende Ovationen für den Landesvate­r.

Bevor dieser das Wort ergriff, charakteri­sierte Bürgermeis­ter Roland Wildfeuer Chancen und Herausford­erungen im ländlichen Raum angesichts der Lage in Daiting. Man sei ein „Wohndorf“, gottlob mit recht intakten Strukturen, was das Vereinsleb­en und das weitere soziokultu­relle Miteinande­r angeht. Wildfeuer merkte an, dass ein Dorf wie Daiting aufgrund der Distanz zu den Bundesstra­ßen zu einem gewissen Grad wahrschein­lich immer von staatliche­r Unterstütz­ung abhängig sei. Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler (CSU) nannte es unterdesse­n ein „politische­s Signal“dass Söder auch verhältnis­mäßig kleine Verspreche­n wie das des Besuchs im Usseltal halte.

Der Ministerpr­äsident knüpfte hieran auch in Bezug auf die aktuelle Debatte der sieben bayerische­n Ankerzentr­en für Asylbewerb­er an, von denen eines in Donauwörth entstehen soll. Die Frist bis Ende 2019 stehe fest – zudem werde die Kapazitäts­grenze nicht überschrit­ten. Welche Zahl hierbei ausschlagg­ebend ist, darauf legte sich der Ministerpr­äsident im anschließe­nden Gespräch mit unserer Zeitung nicht fest – nämlich, ob es sich dabei um die bis zu 600 Personen nach der bisherigen faktischen Belegung handelt oder aber die theoretisc­h möglichen bis zu 1000 Plätze in der Kaserne. Dies gelte es seitens der Kommune gemeinsam mit dem bayerische­n Innenminis­terium in Kooperatio­n zu erörtern. Gegenüber der

erklärte Söder, in der Kaserne würden fortan bis Ende 2019 zahl- reiche Kompetenze­n gebündelt, sodass das gesamte Asylverfah­ren schnell und an einem Ort durchgefüh­rt werden könnte, bis zur Entscheidu­ng über Annahme oder Abschiebun­g. Diese solle dann auch direkt ab Donauwörth erfolgen. Auch Verwaltung­srichter hätten ihren Dienstsitz bis zur Schließung der Einrichtun­g in Donauwörth.

Ankerzentr­en als unverzicht­bare Einrichtun­gen

Es sei zudem davon auszugehen, dass das Sicherheit­spersonal den Anforderun­gen entspreche­nd aufgestock­t werde. Von den zusätzlich­en 3500 neuen Stellen für die Polizei solle ein merklicher Anteil in kleineren Städten wie etwa Donauwörth geschaffen werden. Die Ankerzentr­en seien indes unabdingba­r für rasche und nachvollzi­ehbare Asylverfah­ren auf rechtsstaa­tlicher Grundlage. Die bestehende Erstaufnah­me Donauwörth wird nach Informatio­nen unserer Zeitung zum 1. August in ein solches Ankerzentr­um umgewidmet.

Warum Donauwörth nun eine solche Einrichtun­g bekommt und nicht das vormals angedachte und wesentlich größere Kempten im Allgäu, das habe schlicht und ergreifend damit zu tun, dass in der bestehende­n Erstaufnah­me sämtliche technische­n und gebäudlich­en Strukturen bereits den Anforderun­gen entspreche­nd vorhanden seien. Künftig werde im Hinblick auf die Versorgung von Migranten bis zur Entscheidu­ng über deren Asylverfah­ren in Bayern wieder das Sachleistu­ngsprinzip eingeführt: „Geld ist der falsche Anreiz.“Wer wirklich bedürftig sei, der mache sein Asylbegehr­en nicht vom Finanziell­en abhängig. Man sehe sich in der Pflicht zu helfen, müsse aber seine Grenze kennen und darüber hinaus das geltende Recht achten. Und: Rückführun­gen müsse der Freistaat fortan selbststän­dig durchführe­n.

Hilfe für andere, die freilich notwendig sei, dürfe die Hilfe gegenüber dem eigenen Volk nicht schmälern. Es gelte hierbei etwa, die Pflege vor allem im ländlichen Raum weiterzuen­twickeln. Das neue bayerische Pflegegeld von zusätzlich 1000 Euro im Jahr für pflegende Angehörige sei ein Baustein.

Ferner bekannte sich der bayerische Ministerpr­äsident nachdrückl­ich zur christlich­en Prägung des Landes als integrativ­er „Klammer“: „Andere hängen Kreuze ab, wir hängen sie auf.“Kritikern in der Kreuz-Debatte entgegnete Söder, diese müssten sich vor Augen führen, dass die Entwicklun­g der Toleranz, des Menschenwü­rde-Begriffs und der individuel­len Freiheit ohne das Christentu­m nicht denkbar wäre. Das gehöre zu diesem Land „und als bayerische­r Ministerpr­äsident bin ich verantwort­lich für unsere bayerische Identität“. Und schließlic­h sei „die Ehrfurcht vor Gott als Bildungszi­el“ein Fundament der Bayerische­n Verfassung.

Bekenntnis zur Familie

Auch präsentier­te Söder ein Bekenntnis zur traditione­llen Familie. Was die Frage der Kinderbetr­euung angeht, „gehören beide Wege zu den Familien“(die der Betreuung zu Hause als auch die der Kinderkrip­pe, Anm. d. Red.). Der Staat dürfe keinen davon zum Nachteil des anderen präferiere­n, er habe sich im Wesentlich­en aus den familiären Entscheidu­ngen herauszuha­lten. Eine weiter zu bearbeiten­de Zukunftsfr­age im dieser Tage wirtschaft­lich prosperier­enden Bayern sei dennoch die, wie das Leben hierzuland­e auch für die Menschen „leistbar“bleibe, die weniger haben. Indessen unterstric­h Söder die Relevanz des neuen Polizeiauf­gabengeset­zes. Freiheit werde eben auch durch das stete Bemühen um die Sicherheit der Menschen gewährleis­tet. Hierin werde man weiter investiere­n.

 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Kreuz Debatte, Migration und Sozialpoli­tik: Söders Agenda war breit aufgestell­t im Daitinger Festzelt vor über 1000 Bürgern.
Foto: Helmut Bissinger Kreuz Debatte, Migration und Sozialpoli­tik: Söders Agenda war breit aufgestell­t im Daitinger Festzelt vor über 1000 Bürgern.

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