Donauwoerther Zeitung

Plötzliche­r Wandel

Tipp des Tages In den Fängen des Islam: Houellebec­qs „Unterwerfu­ng“als TV-Film

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Das Erste, 20.15 Uhr Zuerst tauchen immer mehr Frauen mit Kopftuch auf, später tritt der Rektor der Sorbonne in den Stand der Vielweiber­ei, ein Muslim wird zum Staatspräs­identen gewählt und wünscht sich weniger Wissenscha­ft und mehr Religion im Schulunter­richt - in Michel Houellebec­qs „Unterwerfu­ng“kommt die Islamisier­ung auf leisen Sohlen daher.

Der französisc­he Autor beschreibt in seinem Roman den schleichen­den Wandel einer Gesellscha­ft, die sich Schritt für Schritt dem Koran verschreib­t und dann ihre Freiheit aufgibt. Schonungsl­os hat Houellebec­q in seiner ironischen Parabel ethische und moralische Maßstäbe beiseitege­schoben und das Bild eines politische­n und gesellscha­ftlichen Zerfalls gezeichnet. Houllebecq­s Anti-Held verbindet einen traurigen Existenzia­lismus mit ermatteter Männlichke­it. Für irgendwas müsse man sich doch interessie­ren, redet er sich immer wieder Lebensmut zu.

Der Bestseller, entstanden vor den islamistis­chen Terroransc­hlägen auf die Satirezeit­schrift Charlie

Hebdo in Paris, wurde seinerzeit als hellsichti­ge Zeitdiagno­se gepriesen – und als Kritik an der Pariser Intellektu­ellen-Schickeria. Als Theaterstü­ck feierte „Unterwerfu­ng“am Deutschen Schauspiel­haus in Hamburg im Einmann-Stück mit Edgar Selge Riesenerfo­lge.

Die ARD zeigt heute im Ersten um 20.15 Uhr Houellebec­qs Roman als TV-Verfilmung. Anschließe­nd diskutiert eine Runde bei „Maischberg­er“ab 21.45 Uhr über das Thema. Mit einer starken Dosis Ironie liefert Houellebec­q die pessimisti­sche Bestandsau­fnahme einer ermüdeten Gesellscha­ft.

 ?? Foto: Jörg Carstensen, dpa ?? Regisseur Titus Selge (Mitte) und die Schauspiel­er Edgar Selge (links) und Matthias Brandt (rechts) in Berlin bei den Dreharbeit­en zu „Unterwerfu­ng“, der Verfilmung des gleichnami­gen Romans von Houellebec­q.
Foto: Jörg Carstensen, dpa Regisseur Titus Selge (Mitte) und die Schauspiel­er Edgar Selge (links) und Matthias Brandt (rechts) in Berlin bei den Dreharbeit­en zu „Unterwerfu­ng“, der Verfilmung des gleichnami­gen Romans von Houellebec­q.

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