Donauwoerther Zeitung

Unwetter trifft das Nordries

In Niederhofe­n laufen nach heftigen Schauern zahlreiche Keller voll, der Augraben tritt an mehreren Stellen über die Ufer. Auch die B466 muss gesperrt werden

- VON RENÉ LAUER UND VERENA MÖRZL

Oettingen/Niederhofe­n Zäher brauner Schlamm überzieht die Niederhofe­ner Hauptstraß­e. Wer nicht aufpasst, kann auf der glitschige­n Masse schnell den Halt verlieren – oder bis zum Knöchel darin versinken. Zwei kurze, aber heftige Wolkenbrüc­he haben das Dorf im Chaos versinken lassen – schon wieder. Bereits am Samstag hatten die starken Regengüsse zahlreiche Keller in Niederhofe­n zum Volllaufen gebracht, die Brücke über den Augraben wurde von den Wassermass­en verschlung­en. Das ganze Wochenende waren Feuerwehr und Helfer aus dem Dorf im Einsatz, hatten Gräben ausgebagge­rt und den Schlamm beseitigt, erzählt Ortssprech­er Bernhard Raab. Doch gestern kam das Wasser erneut.

Gegen 12.45 Uhr schüttete es zum ersten Mal. Wie lange, weiß Angelika Grau nicht mehr. Das Wasser sei den Hügel von Osten her hinunterge­flossen und über die Mauer geschwappt, die sie und ihr Mann im Garten errichtet haben, um genau dies zu verhindern. Doch die Flut war einfach zu stark. Das ganze Anwesen der Graus steht unter Wasser – schon wieder. Zum fünften Mal seit dem Historisch­en Markt sei die Feuerwehr bereits auf ihrem Grundstück im Einsatz und pumpe Halle und Garage aus, erzählt Grau. „Jedes Mal, wenn es zu regnen beginnt, bangt man...“, sagt sie und zuckt mit den Schultern, ehe sie sich ihre Schaufel schnappt und sich wieder dem Schlamm in ihrer Einfahrt widmet.

Schuld daran, dass zahlreiche Keller in Niederhofe­n überflutet wurden, ist dabei nicht einmal der Augraben, der schon häufig hinter einem Hochwasser steckte. „Niederhofe­n liegt quasi in einem Talkessel“, erklärt der Ortssprech­er. „In den Feldern ringsherum haben sich in den vergangene­n Wochen Gräben und Rinnen gebildet.“Wenn es nun stark regne, laufe das Wasser die Hügel hinab direkt ins Dorf und transporti­ere auch noch eine Menge Schlamm mit.

Dieses Phänomen wird an der Ortsverbin­dungsstraß­e in Richtung Lohe deutlich. Die Pflanzen in den Feldern wurden von Regen regelrecht zu Boden gedrückt, die angrenzend­en Straßen sind in Schlamm und Wasser gekleidet. So schlimm habe es die Niederhofe­ner zuletzt vor 20 Jahren getroffen, erzählt Bernhard Raab und lässt seinen Blick durchs Dorf schweifen. „So schlimm hab ich es selber noch nie erlebt.“

Getroffen hat es diesmal auch das Haus von Familie Miller. Von den bisherigen Überschwem­mungen seien sie verschont geblieben, doch diesmal stehe die Werkstatt meterhoch unter Wasser, sagt Diana Miller. Auch der Keller sei bis zu den Knöcheln überflutet.

Ein Nachbar schüttelt nur den Kopf darüber, dass es nun schon wieder das Dorf getroffen habe. 60 Liter auf den Quadratmet­er habe es geregnet, erzählt der Mann. Er konnte nicht ahnen, dass es noch mehr werden sollte.

Am späten Nachmittag fängt es erneut an zu regnen. Die Helfer hatten die Straßen gerade weitestgeh­end von Schlamm und Wasser befreit, als die Fluten erneut von Osten her ins Dorf kamen. Mit behelfsmäß­ig errichtete­n Sperren versuchten die Einsatzkrä­fte, zumindest einen Teil des Wassers vom Dorf abzuhalten. „Die Pumpen laufen schon wieder, aber wir haben die Lage einigermaß­en unter Kontrolle“, sagt Bernhard Raab am Abend. Wenn der Regen noch länger anhalte, könne es jedoch eine „dramatisch­e Nacht“werden. Einige Hausbesitz­er in Oettingen und Hainsfarth wurden ebenfalls Opfer von Überschwem­mungen, teilte Kreisbrand­inspektor Thomas Fink mit, der Augraben sei am Abend „bis zum Rand gefüllt“gewesen. An mehreren Stellen war der Bach über die Ufer getreten.

Auch die Nördlinger Polizei war im Einsatz. Die Bundesstra­ße 466 war bei Dürrenzimm­ern und Nittingen überflutet und wurde gesperrt. Ein Auto musste wegen eines Motorschad­ens abgeschlep­pt werden, weil es in das zu tiefe Wasser auf der Straße eingefahre­n war.

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Der Augraben, hier in Niederhofe­n, trat an mehreren Stellen über die Ufer. Der Bach war allerdings nicht der Hauptauslö­ser der Überschwem­mungen.
Foto: Szilvia Izsó Der Augraben, hier in Niederhofe­n, trat an mehreren Stellen über die Ufer. Der Bach war allerdings nicht der Hauptauslö­ser der Überschwem­mungen.

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