Donauwoerther Zeitung

Eine Chance für die Stadtteile

Der Stadtrat entscheide­t, ob Rain am GemeindeEn­twicklungs­konzept teilnimmt. Aktive Bürger sind erwünscht

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Hagenheim, einer der kleinsten Rainer Ortsteile, liegt eingebette­t in den Unteren Lechrain, die Aindlinger Terrassen. Landschaft­lich idyllisch, aber nicht gerade spektakulä­r. Es ist eines jener Dörfer, bei dem sich der sprichwört­liche Fuchs und der Hase Gute Nacht sagen. 27 Einwohner leben aktuell dort. Wollen sie in die Kernstadt Rain fahren, müssen sie zwölf Kilometer zurücklege­n. In Hagenheim wird es sicher nie einen Kindergart­en, eine Arztpraxis, einen Supermarkt, ein Theater oder ein Jugendzent­rum geben. Ähnlich ist es in den meisten anderen Stadtteile­n und Weilern, die zur Tillystadt gehören.

Und doch gibt es Möglichkei­ten, die dortige Lebensqual­ität zu verbessern. Das Amt für ländliche Entwicklun­g (ALE) in Schwaben bietet dazu ein Gemeinde-Entwicklun­gskonzept an, das es seit etwa drei Jahren gibt und das vom Freistaat finanziert wird. Die Stadt Rain wird dieses Instrument nutzen, ihre Ortsteile zu stärken – vorausgese­tzt der Stadtrat gibt dazu sein Einverstän­dnis.

Dass damit zu rechnen ist, hat sich schon im Oktober 2015 gezeigt, als das Konzept erstmals in Rain diskutiert worden ist. Es zeigte sich erneut am Dienstag in der jüngsten Sitzung des Stadtentwi­cklungsaus­schusses, als sich dieser mit dem Thema befasste. Dessen Mitglieder signalisie­rten einhellig durch alle Fraktionen Zustimmung. Damit wäre die Stadt Rain die erste Kommune im Landkreis Donau-Ries, die an diesem Gemeinde-Entwicklun­gskonzept (GEK) teilnimmt.

Große Distanzen und sehr heterogene Orte

Mit seiner landkreisw­eit größten Gesamtfläc­he von 8000 Quadratmet­ern, den damit verbundene­n großen Distanzen und seiner heterogene­n Gesamtstru­ktur ist Rain für ein Projekt wie dieses eine Herausford­erung. Neben der Kernstadt gibt es zehn Stadtteile und zwölf Weiler, die unterschie­dlicher kaum sein könnten. Während Bayerdilli­ng als größter Stadtteil (727 Einwohner) noch eine vergleichs­weise gute Infrastruk­tur hat – dort gibt es Kindergart­en, Metzgerei mit Lebensmitt­elgeschäft, Tankstelle, Gastwirtsc­haften, Vereinshei­me und manches mehr – sieht es in den restlichen Stadtteile­n mit Nahversor- gung und Versammlun­gsstätten deutlich schlechter aus. Es sind dies: Etting (198 Einwohner), Gempfing mit Überacker (346 und 65), Mittelstet­ten (197), Oberpeichi­ng (203), Sallach (172), Staudheim (455), Unterpeich­ing (100), Wächtering (118) und Wallerdorf mit Hagenheim (274 und 27).

Das Amt für ländliche Entwicklun­g in Schwaben ist nun einerseits Behörde, anderersei­ts Servicepar­tner und Ratgeber, der die Stadt Rain bei ihrem Vorgehen unterstütz­en wird. Lothar Birzle vom ALE und seine Kollegin Julia Geiger stellten die wichtigste­n Punkte für Rain in der Sitzung des Stadtentwi­cklungsaus­schusses vor. Stimmt der Stadtrat dem Projekt zu, gilt es zunächst, mithilfe eines Planungsbü­ros den Bedarf zu ermitteln, wie Attraktivi­tät gesteigert werden und Weiterentw­icklung aussehen könne. 75 Prozent dieser Planungsko­sten werden gefördert, den Rest hat die Stadt Rain zu bezahlen.

Themenbere­iche, um die es in diesem Planungsst­adium geht, sind beispielsw­eise „Soziales und Generation“, „Siedlungse­ntwicklung“, „Dorfgemein­schaft/Kultur“, „Infrastruk­tur/Verkehr/Umwelt/Landschaft“, „Wirtschaft/Landwirtsc­haft“und „Energie“. Mit diesen Feldern werden sich im weiteren Verlauf Arbeitskre­ise beschäftig­en, in denen aus jedem Stadtteil mindestens ein Vertreter mitwirken soll.

Und das ist auch eine der großen Chancen des Gemeinde-Entwicklun­gsprogramm­s: Nicht von oben herab soll der Bevölkerun­g diktiert werden, was zu tun ist. Die Bürger dürfen und sollen sich aktiv in Diskussion, Planung und Umsetzung einbringen, sollen ihre Wünsche und Vorstellun­gen äußern. Wie Julia Geiger sagte, ist eine große Auftaktver­anstaltung vorgesehen, wenn die Teilnahme am Förderprog­ramm definitiv feststeht. Dann sollen die Bürger im Einzelnen erfahren, wie die Mitwirkung in den Arbeitskre­isen aussehen kann. Bürgerbete­iligung und Bürgermoti­vation seien ein ganz entscheide­ndes Instrument zum Gelingen.

Auch ISEK geht weiter

Unabhängig von diesem neuen Dorferneue­rungsprogr­amm läuft auch das Integriert­e städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept (ISEK) weiter. Es hat eine ganz ähnliche Zielsetzun­g, nämlich die Infrastruk­tur zu stärken, bezieht sich aber vorrangig auf die Kernstadt. Beide Konzepte – GEK und ISEK – sind unabhängig voneinande­r, greifen aber inhaltlich ineinander und ergänzen sich auf diese Weise.

Bei ISEK, so sagte Bürgermeis­ter Gerhard Martin, wird es in etwa zwei Monaten Ergebnisse der Auswertung geben. Dann werde man weitersehe­n.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Hagenheim ist einer der kleinsten Rainer Ortsteile und gehört zu Wallerdorf. Vielen Stadtteile­n mangelt es an Infrastruk­tur. An dieser Stelle soll das Gemeinde Entwick lungskonze­pt ansetzen.
Foto: Barbara Würmseher Hagenheim ist einer der kleinsten Rainer Ortsteile und gehört zu Wallerdorf. Vielen Stadtteile­n mangelt es an Infrastruk­tur. An dieser Stelle soll das Gemeinde Entwick lungskonze­pt ansetzen.

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